18.11.2021

Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022

Wiedehopf
So sehen Sieger aus: Wiedehopf
(© Hans Glader)

Zum zweiten Mal in Folge haben NABU und LBV zur Wahl des Vogel des Jahres aufgerufen. Traditionell erfolgte die Wahl durch ein Expertengremium. Seit zwei Jahren kann jedoch jede*r mitentscheiden. Nachdem im letzten Jahr die Wahl unter ganz vielen hemischen Vogelarten möglich war, gab es diesmal jedoch eine Vorauswahl. Der Sieger wurde heute bekanntgegeben. Der Wiedehopf setzte sich mit 31,9 % der Stimmen vor der Mehlschwalbe (24,4 %) durch. Wir gratulieren ganz herzlich!

Wiedehopfe haben vermutlich nur wenige glückliche Beobachter*innen einmal in NRW beobachtet. Als Durchzügler erscheinen sie ziemlich selten, wenn auch manchmal an ungewöhnlichen Orten - selbst aus Stadtgärten liegen Beobachtungen vor. Sie waren aber einst auch regelmäßige Brutvögel in NRW. Wer alte Literatur studiert oder Präparate in naturkundlichen Sammlungen untersucht, wird feststellen, dass die Art im 19. Jahrhundert noch vielfach ein verbreiteter Brutvogel war. Wahrscheinlich setzte aber schon damals ein Bestandsrückgang ein. Mitte des 20. Jahrhunderts gelangen noch einige Brutnachweise, aber seit 1977 gelten Wiedehopfe in NRW offiziell als ausgestorben. Damals brüteten Wiedehopfe an der unteren Lippe im Kreis Wesel. Der Status des Wiedehopfs könnte sich in Zukunft jedoch vielleicht wieder ändern. In allerjüngster Zeit gab es ganz vereinzelt wieder Meldungen mit Brutverdacht und sogar einzelne Brutnachweise wurden gemeldet. Ob sich die Art wieder dauerhaft bei uns ansiedeln wird, bleibt aber noch abzuwarten. In anderen Regionen Deutschlands gibt es seit einigen Jahren dank intensiver Bemühungen im Artenschutz wieder einen Bestandsanstieg. Allen voran die Bereitstellung von speziellen Nistkästen hat sich als erfolgreiche Maßnahme erwiesen. Schwerpunktvorkommen in Deutschland liegen in einigen Weinbauregionen des Südwestens (z.B. am Kaiserstuhl) und in Ostdeutschland, wo Wiedehopfe z.B. auf Truppenübungsplätzen brüten. Als südliche Art könnten Wiedehopfe in Mitteleuropa auch Gewinner des Klimawandels sein. NABU und LBV möchten mit der Art für eine Reduktion des Pestidzidverbrauchs werben – Wiedehopfe ernähren sich vor allem von bodenlebenden Großinsekten. In NRW war die Art ursprünglich in Streuobstwiesen und auf Heiden verbreitet – Wiedehopfe stehen damit stellvertretend für meist nährstoffarme offene und halboffene Lebensräume. Der Wiedehopf ist damit auch eine Schirmart, dessen Schutz auch anderen Tierarten wie z.B. dem Steinkauz und unzähligen Insektenarten helfen kann.