18.09.2022

Rückblick Vogelschutztagung 2022: Vogelschutz im Wald

Vogelschutztagung
Podiumsdiskussion zu Vogelschutz im Wald der Zukunft (© Kathrin Schidelko)

Am gestrigen Samstag, den 17.09.2022 fand in der Natur- und Umweltakademie des Landes NRW (NUA) die diesjährige Vogelschutztagung NRW statt. Die Veranstaltung wird von der Vogelschutzwarte im LANUV (VSW), dem Naturschutzbund NRW und der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft ausgerichtet. Der Schwerpunkt lag dieses Jahr auf Vogelschutz im Wald. Die meisten Trends von Waldvogelarten zeigten bis in jüngste Zeit eine vergleichsweise stabile oder sogar positive kurzfristige Entwicklung. In diese Daten sind jedoch noch nicht allerneueste Entwicklungen der letzten Jahre eingearbeitet - unsere Wälder bzw. Forste und Baumplantagen ändern sich nicht zum ersten Mal, aktuell aber in kaum gekannter Geschwindigkeit und der Wald der Zukunft wird mit Sicherheit anders aussehen, als wir ihn bisher kannten.

Nach der Begrüßung gab Michael Jöbges (VSW) einen Überblick über die Situation und Zukunft der Waldvogelarten in NRW. Wie sieht es für Schwarzspecht, Tannenmeise & Co aus? Unsere Vogelschutzgebiete haben einen vergleichsweise kleinen Waldanteil und negative Trends werden für einige Nadelwaldarten deutlich. Auch die Klimakrise macht sich deutlich bemerkbar. Bestände des Schwarzstorchs unterliegen einem deutlichen Abwärtstrend. Lichtwaldarten und Waldrandarten wie Wendehals und Neuntöter profitieren aber wahrscheinlich. Im Anschluss berichtete Jakob Pöllath vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) über den Wald im Klimawandel. Aktuell stehen die Wälder durch hohe Preise für Feuerholz und Hackschnitzel unter hohem Druck. Hohe Wildbestände führen zu Verbiss. Vor Kurzem angekündigte Finanzmittel des Bundes könnten den Waldschutz aber möglicherweise voranbringen. Klaus Striepen von Wald und Holz NRW berichtete danach über Waldentwicklung und Waldumbau. Rund die Hälfte der Fichten ist schon abgestorben, zukünftig soll mehr auf Mischwald, Naturverjüngung und heimische Laubbäume gesetzt werden. Bei einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden die großen Herausforderungen, vor denen der Vogelschutz im Wald steht, noch einmal deutlich.

Nach einer ausführlichen Stärkung ging es mit unterschiedlichen Themen weiter. Sven Trautmann vom Dachverband Deutscher Avifaunisten berichtete über neue Erfassungsmethoden und die Möglichkeiten der Kartierung und Erfassung mit mobilen Endgeräten: das Vogelmonitoring wird zunehmend digital. Unser Vorsitzender Klaus Nottmeyer (NWO und Biostation Ravensberg) berichtete über Wissenstransfer und darüber, wie Daten praktischem Naturschutz dienen sollen. Er ging dabei auch kritisch auf Probleme bei Datenflüssen zwischen verschiedenen Akteuren ein. Peter Herkenrath (VSW) stellte ein einheitliches Bewertungsschema zur Gefährdungseinschätzung von Vogelschlag an Glas vor. Saskia Helm von der NUA schloss den Vortragsteil mit einem Erfahrungsbericht über einen ersten Kurs im Rahmen des BANU-Artenkenntnis-Zertifikats Ornithologie ab. Der Kurs war ein großer Erfolg und Fort- und Weiterbildungen werden von allen Beteiligten als wichtig und dringend angesehen. Den Abschluss der gut besuchten Veranstaltung bildeten Diskussionen in Kleingruppen zu den besprochenen Themen und nach Ende des fachlichen Teils erfolgte ein Austausch in lockerer Runde bei Kaffee und Kuchen. Alle Beteiligten danken den Veranstalter*innen und Organisator*innen für die gelungene Tagung.