Aktuelle Meldungen

31.08.2023

Stelzenläufer in Deutschland und NRW

Stelzenläufer
Männlicher Stelzenläufer am Niederrhein
(© Hans Glader)

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Die Vogelwelt“ berichtet NRW-Orni Moritz Meinken über die Ausbreitung des Stelzenläufers in Deutschland. Der elegante Watvogel ist immer noch eine große Besonderheit bei uns, aber in den letzten Jahren gab es deutlich mehr Nachweise. Auch Bruten wurden vermehrt festgestellt.

Stelzenläufernachweise aus Deutschland gibt es mindestens seit dem 19. Jahrhundert, der erste sichere Brutnachweis gelang 1949 in Schleswig-Holstein. Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts blieben Bruten aber extrem selten und auch sonst waren Stelzenläufer seltene Gäste. Die Art stand bundesweit bzw. in den Bundesländern auf der Liste der bei den zuständigen Kommissionen zu dokumentierenden Arten. In den 1960er Jahren gab es aber immerhin mal eine Kolonie mit vier Paaren, die jedoch nur ein Jahr Bestand hatte. Seit der Jahrtausendwende haben die Beobachtungen nun deutlich zugenommen. Mit ornitho.de liegen seit 2012 wieder zahlreiche Informationen dazu vor, aber zwischen dem Auslaufen der bundesweiten Meldepflicht und der Etablierung von ornitho.de fehlen entsprechend standardisierbare Datenpools. Im Artikel werden die gut verfügbaren Meldungen und einige andere Quellen nun detailliert für die Bundesebene ausgewertet. Der Autor beschreibt die zeitliche Entwicklung, die Phänologie, die Anzahl der Brutpaare, die Brutplatztreue und den Bruterfolg. Innerhalb Deutschlands gibt es einen gewissen Schwerpunkt an Brutnachweisen an der Nordseeküste, insbesondere in Nordfriesland und in der Region Anklam in Mecklenburg-Vorkommen. In NRW konzentrieren sich die bisherigen Brutnachweise bis 2021 auf den Niederrhein. Daneben gab es Einzelbruten im Münsterland und im südlichen Rheinland. Der Autor diskutiert ausführlich basierend auf weiteren Studien den Zusammenhang mit der Klimakrise – Dürren im südlichen Verbreitungsgebiet könnten einen wichtigen Anteil an den vermehrten Nachweisen des auffälligen Vogels haben. Auch über mögliche Einwanderungswege wird diskutiert. Diese Fragestellung kann bisher nicht abschließend beantwortet werden: Es gibt Argumente für eine westliche Route, da hier die Brutgebiete nicht weit entfernt sind, andererseits fehlen in Südwestdeutschland bisher Brutnachweise und einiges spricht dementsprechend auch für Vögel aus dem östlicheren Brutgebiet, wobei natürlich auch Vögel sowohl aus dem südöstlichen als auch aus dem südwestlichen Brutgebiet bei uns auftauchen könnten.

Publikation:
Meinken M 2023. Stelzenläufer Himantopus himantopus in Deutschland – von der Ausnahmeerscheinung zum regelmäßigen Brutvogel. Vogelwelt 141: 111–122.

 

 

23.08.2023

Beobachtungstipp – Höhepunkt des Wespenbussardurchzugs

Schlangenadler
Trotz schlechten Lichts lässt sich die Gestalt und die auffällige Bänderung eines Wespenbussardes erkennen (© Darius Stiels)

Ende August/Anfang September ist der Höhepunkt des Durchzugs der Wespenbussarde in Nordrhein-Westfalen. Wer zu dieser Zeit aufmerksam beobachtet, wird früher oder später auf überfliegende Vögel stoßen. Die Bestimmung erfordert etwas Übung, ist aber zumindest bei nicht zu hoch fliegenden Vögeln meist möglich.

Wespenbussarde gehören zu den Langstreckenziehern unter den heimischen Greifvögeln. Die heimliche Waldart brütet u.a. in Nord- und Mitteleuropa, wo die Vögel erst im Mai ankommen und sich nach vollendeter Brut Ende August bis September wieder auf die lange Reise in die Winterquartiere im tropischen Afrika machen. Als hochspezialisierte Art, die sich gerne von Hymenopteren bzw. ihrer Brut ernährt, würde sie im Winter bei uns nicht ausreichend Nahrung finden. Als Thermiksegler erfolgt die Überquerung von Barrieren oft an speziellen Landmarken – das Mittelmeer wird an seinen engen Stellen überquert, z.B. an der Meerenge von Gibraltar; auch im Gebirge wie in den Alpen werden die Vögel gehäuft an bestimmten Pässen beobachtet. Hier bei uns in NRW scheint der Zug aber überwiegend als Breitfrontenzug stattzufinden. Dennoch lassen sich Greifvögel im Herbst natürlich besonders gut von Kuppen und erhöhten Punkten, die freie Sicht nach Nord bzw. Nordost erlauben, beobachten. Ende August/Anfang September ist die perfekte Zeit, um nach den ersten ziehenden Greifvögeln Ausschau zu halten. Neben Wespenbussarden ziehen nun auch Weihen wie Rohrweihen und mit etwas Glück können auch Fischadler und andere Weihenarten wie etwa Wiesenweihen beobachtet werden. Mit ganz viel Glück ist auch mal eine echte Seltenheit dabei (hier z.B. ein Schlangenadlerbeobachtung aus diesem Jahr). Wie schon erwähnt, müssen Wespenbussarde warme Aufwinde nutzen, um Höhe zu gewinnen, sie werden also meist erst im Laufe des Vormittages durchziehen. Auch später am Tag können sie natürlich beobachtet werden – in großer Höhe sind sie aber oft nur mit Mühe auszumachen. Gerade bei wolkenlosem Himmel ist das nicht einfach (kleiner Tipp: eine Sonnenbrille schont die Augen und kann die Entdeckungswahrscheinlichkeit erhöhen). Wespenbussarde ziehen übrigens regelmäßig in Trupps. Meist sind es bei uns zwar Einzelvögel oder kleine Trupps, aber auch Dutzende oder in seltenen Fällen Hunderte Individuen können gemeinsam ziehen oder in einer Schraube an Höhe gewinnen.

Die Bestimmung von Wespenbussarden ist für Beginner:innen nicht einfach. Innerhalb der Greifvögel sind sie mit den echten Bussarden (Gattung Buteo) gar nicht näher verwandt, die Ähnlichkeit ist also eher auf eine konvergente Evolution als Anpassung an eine ähnliche Lebensweise zurückzuführen. Sie sind etwas größer und langflügeliger als Mäusebussarde, der taubenartige Kopf und vor allem der lange und manchmal auffällig breite Schwanz lassen oft auch eine Bestimmung anhand der Silhouette zu. Rohrweihen können manchmal erstaunlich ähnlich wirken, haben aber einen schmaleren Schwanz. Die größte Verwechslungsgefahr sind aber natürlich Mäusebussarde, die bei uns die häufigsten mittelgroßen Greifvögel darstellen und durchaus auf dem Zug beobachtet werden. Sollten Gefiedermerkmale erkennbar sein, hilft die meist auffällige Bänderung auf den Schwingen und im Bereich der Schwanzbasis. Gute Bestimmungsbücher zeigen die wesentlichen Merkmale.

Wir hoffen, Sie und Ihr habt Lust gewonnen, in den nächsten Tagen verstärkt auf Greifvögel zu achten. Wir drücken die Daumen, dass auch tatsächlich Wespenbussard & Co Spektiv und Fernglas kreuzen werden. Beobachtungen sollten wie gewohnt bei ornitho.de bzw. via NaturaList-App gemeldet werden, wobei die Zugrichtung in den Detailangaben bzw. unter der Präzisierung der Beobachtung nicht fehlen sollte.

 

 

18.08.2023

Aktuelle Hinweise zur Suche nach Mornellregenpfeifern

Mornellkarte
Mornellregenpfeifer-Beobachtungen in NRW aus ornitho 2020-2023 (ornitho-regioportal)

Jetzt im Spätsommer, etwa zwischen Mitte August und Mitte September, ist es wieder so weit: Eines der spannendsten Phänomene des Vogelzugs im Binnenland Mitteleuropas lässt sich nun wieder beobachten. Auf frisch gegrubberten Äckern, oft in Kuppenlagen oder auf leicht südwestexponierten Hängen rasten an traditionellen Plätzen wieder Mornellregenpfeifer. Die besten Chancen bestehen meist früh morgens, bevor das Flimmern der Luft die Sicht deutlich einschränkt. Überfliegende Vögel werden oft anhand ihrer Rufe entdeckt. In NRW gibt es zwei recht gut bekannte Rastplätze, der eine befindet sich in der Hellwegbörde, der andere in der Zülpicher Börde. Auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es vor allem in den Mittelgebirgen einige bekannte Rastplätze. Erfahrungsgemäß sind jetzt wieder viele Beobachter*innen unterwegs. Wer unterwegs ist, sollte einige Hinweise beachten, denn immer wieder kommt es zu Störungen der Vögel oder auch zu Konflikten mit der Landwirtschaft. Fast überall gilt Wegegebot, Feldwege dürfen nicht zugeparkt werden (und oft auch nicht befahren werden). Vor allem aber hat das Wohlergehen der Vögel immer Vorrang. Mornells gelten zwar als wenig störempfindlich, aber das muss keineswegs immer gelten - wenn sich die Vögel von Beobachter*innen wegbewegen, sind diese wahrscheinlich doch zu nah. Ein kräftezehrendes Auffliegen sollte unbedingt vermieden werden. Große Menschenansammlungen stören unter Umständen mehr als einzelne Beobachter*innen - vielerorts bitten lokale Ornis und auch Biologische Stationen darum, die Vögel punktgenau und geschützt in ornitho einzutragen bzw. gezielte Suchen vorher abzusprechen! Wer unsicher ist, kann sich ggf. bei seinen ornitho-Regionalkoordinator*innen erkundigen.

Bei all den Vorsichtsmaßnahmen bleibt die Suche nach Rastplätzen - auch zum Schutz dieser Art - wichtig. Wer Mornells suchen möchte, sollte also vor allem mal in den Gebieten nachsuchen, die bisher weniger gut abgedeckt sind. Es würde nicht überraschen, wenn es noch Rastplätze gibt, die wir bisher nicht auf dem Schirm haben. Übrigens, auch Negativkontrollen sind wichtig und sollten in ornitho eingetragen werden. Bitte geben Sie wann immer möglich auch das Alter der Vögel an. Aus dem Verhältnis von Alt- zu Jungvögeln sind möglicherweise Rückschlüsse auf den diesjährigen Bruterfolg möglich. Die aktuelle Verbreitungskarte zeigt, dass Mornellregenpfeifer fast überall in NRW auftauchen können. Und spannende Beobachtungen sind zu dieser Jahreszeit in der Feldflur nahezu garantiert. Viele andere Vögel ziehen nun durch und überfliegende rufende Stelzen und Pieper (inklusive Brachpieper) sowie durchziehende Greifvögel wie Weihen und Milane oder Falken wie Baumfalke, Merlin und Rotfußfalke werden immer wieder bei der Mornellregenpfeifersuche entdeckt.

Eine schöne Bestimmungshilfe für Mornellregenpfeifer gibt es hier; einen Überblick über die Herbstrast der Mornellregenpfeifer mit weiteren Hintergrundinformationen gibt es in diesem frei verfügbaren Falke-Artikel. Tonaufnahmen der Flugrufe gibt es z.B. bei xeno-canto.

 

 

17.08.2023

Seltener Gast über der Geschäftsstelle

Schlangenadler
Ein Schlangenadler über der Terrasse der NWO-Geschäftsstelle (© Darius Stiels)

Normalerweise melden wir uns aus der Geschäftsstelle ja mit Terminen, Berichten, Tipps, Vereinsnews, Monitoringprogrammen & Co während es für konkrete einzelne Vogelbeobachtungen natürlich bessere Austauschmedien gibt (www.ornitho.de ist sicher für alle die erste Adresse). Heute machen wir aber eine Ausnahme und melden uns einfach mal mit einer schönen Vogelbeobachtung.

Ein Schlangenadler flog heute über die NWO-Geschäftsstelle. Wir konnten den Vogel vergleichsweise niedrig unmittelbar über uns beobachten. Die Art, die sich namensgebend vor allem von Schlangen und Echsen ernährt, ist ein in Europa insgesamt recht seltener Greifvogel. In NRW ist der Schlangenadler als Brutvogel sogar längst ausgestorben. Ein Überblick über die historischen Vorkommen wurde erst kürzlich von Michael Schmitz im Charadrius veröffentlicht. Es gibt aber immer mal wieder einzelne Sichtungen dieser Art, die bei uns dementsprechend als Ausnahmeerscheinung auftritt. Meldungen sollten dann bei unserer Avifaunistischen Komission dokumentiert werden und auch diese Beobachtung muss erst noch offiziell anerkannt werden.

Kathrin Schidelko & Darius Stiels

 

 

13.07.2023

Neue Online-Präsentationen – die NWO bei Förtax, GoNature und Bürger schaffen Wissen

Logo BsW
Logo von Bürger schaffen Wissen

Wer diesen Text hier auf unserer Homepage liest, weiß es natürlich längst: Wer sich für die NWO und das ehrenamtliche Vogelmonitoring interessiert, findet alle notwendigen Informationen auf dieser Internetseite. Für Außenstehende oder Zugezogene, die sich bisher wenig mit dem Vogelmonitoring beschäftigt haben, sind wir jedoch vermutlich noch nicht so leicht zu finden. Die NWO ist daher jetzt auch in der „FörTax“-Datenbank zu finden und auch bei „GoNature“ präsent. Zuletzt haben wir uns zudem bei „Bürger schaffen Wissen“ angemeldet.

Bei FörTax finden sich Spezialist:innen für Artenkenntnis. Wenn es um Vögel geht, ist die NWO hier bestens aufgehoben und hat sicherlich für sich den Anspruch, eine der ersten Ansprechpartner:innen in NRW zu sein. FörTax wird vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (dem Museum Koenig, Bonn), der Delattinia Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes und der Fachdidaktiv der Universität Bonn organisiert und im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert. Die NWO stellt sich hier als ornithologischer Fachverband vor.

GoNature spricht insbesondere jüngere Menschen an, die sich ehrenamtlich im Natur- und Artenschutz engagieren möchten und auf der Suche nach zentralen Angeboten sind. Hier sind wir bisher mit dem Monitoring häufiger Brutvögel (MhB), dem Monitoring seltener Brutvögel (MsB) und der Wasservogelzählung (WVZ) vertreten. GoNature wird ebenfalls vom Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und außerdem von der Heinz-Sielmann-Stiftung unterstützt.

„Bürger schaffen Wissen“ sieht sich als zentrale Plattform für „Citizen Science“ in Deutschland. Die Ehrenamtsplattform ist ein Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaft im Dialog (gGmbH), dem Museum für Naturkunde Berlin und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die NWO stellt sich hier allgemein als wichtige Anlaufstelle für das ehrenamtliche Vogelmonitoring in NRW vor. Wir nennen einige Beispiele, ohne aus dem vielfältigen Angebot, einzelne hervorheben zu wollen.

Wir sind gespannt, ob sich über diese Programme weitere Engagierte finden, hoffen aber natürlich auch, dass zumindest die Sichtbarkeit der NWO noch weiter vergrößert wird.

Links zu den genannten Online-Plattformen
FörTax
GoNature
Bürger schaffen Wissen

 

 

03.07.2023

Junge Flussseeschwalbe stirbt qualvoll an Angelhaken

tote Flussseeschwalbe
Angelhaken stellen eine Gefahr für Vögel dar
(© Stefan R. Sudmann)

Wir berichteten kürzlich an dieser Stelle zum Stand der diesjährigen Flussseeschwalben-Saison in NRW. Waren die letzten Informationen trotz Vogelgrippe noch vorsichtig optimistisch, haben Barbara Meyer und Stefan Sudmann nun keine guten Nachrichten und machen auf eine weitere ernsthafte Gefahr für fischfressende Vögel aufmerksam.

Im Zuge des landesweiten Flussseeschwalbenmonitorings in NRW im Auftrag des LANUV fanden wir in einer Kolonie am Niederrhein eine junge tote Flussseeschwalbe, die einen Angelhaken verschluckt hatte. Die Schnur hing noch aus dem Schnabel und hatte sich um einen Pfahl gewickelt. Vermutlich hing an dem Haken ein Köderfisch, der von einem Altvogel erbeutet und dann verfüttert wurde. So gelangte der Haken bis in den Magen des Jungvogel, der in einer Woche flügge geworden wäre.

Leider war dies nicht der erste Fall, aber bislang waren in einer anderen Kolonie stets Altvögel betroffen (Sudmann (2011), Charadrius 47: 196-199). Deshalb geht unser eindringlicher Appell an die Angelsportler:innen, keine Angelleinen zu kappen, wenn ein Vogel einen Köderfisch erbeutet hat, sondern den Vogel vorsichtig zu bergen und den Haken wieder zu entfernen  – notfalls durch eine:n Tierarzt/Tierärztin. Dies gilt nicht nur für Flussseeschwalben, sondern auch für Eisvögel, Haubentaucher und andere fischfressende Vogelarten.

Barbara C. Meyer & Stefan R. Sudmann

 

 

30.06.2023

Monitoring hift bei Vogelgrippe

Flussseeschwalbe-Küken
Flussseeschwalbenküken und Eier am Diersfordter Waldsee (© Stefan R. Sudmann)

Flussseeschwalben sind in Nordrhein-Westfalen sehr seltene Brutvögel, die in wenigen Kolonien, meist auf künstlichen Nisthilfen (Flößen) vor allem am Niederrhein und an der Weser brüten. In vielen Regionen Europas wütete seit letztem Jahr die „Vogelgrippe“ (HPAI - hochpathogene aviäre Influenza) unter Flussseeschwalben. Umso wichtiger zu schauen, wie es 2023 in NRW bisher aussieht. Barbara Meyer und Stefan Sudmann geben ein aktuelles Update.

Im Zuge des landesweiten Flussseeschwalbenmonitorings in NRW im Auftrag des LANUV wurden leider sieben tote Altvögel in einer Brutkolonie an der Weser und einer am Niederrhein gefunden. An beiden Stellen fanden sich auch ein paar tote Lachmöwen. Die Kadaver wurden eingesammelt und über die Veterinärämter untersucht. Alle wurden positiv auf H5N1, einer hochpathogenen Variante der „Vogelgrippe“, getestet.

Bei der nächsten Kontrolle der beiden betroffenen Flussseeschwalbenkolonien, etwa drei Wochen später, wurden keine weiteren Altvögel tot aufgefunden. In der Kolonie an der Weser brüteten 15 Paare, davon 14 auf einem von der Biostation Minden-Lübbecke neu ausgelegten Floß. In der niederrheinischen Kolonie sind es 17 Brutpaare, die nun Küken großziehen. Auch den Lachmöwen geht es gut. Dies zeigt, dass man bei frühzeitiger Beseitigung infizierter Kadaver im Rahmen eines Bruterfolgsmonitorings wahrscheinlich Brutkolonien vor einer weiteren Ausbreitung tödlicher Viren schützen kann.

Im Wattenmeer kam es in einigen Kolonien gegenüber 2022 zu einer Halbierung des Brutbestands. Demgegenüber ist der Rückgang der Anzahl der Brutpaare aller kontrollierten Brutstandorte in NRW von 204 (2022) auf 169 Paare 2023 moderat. Hoffen wir auf eine weiterhin gute Saison, so dass der Rückgang bald wieder ausgeglichen werden kann.

Barbara C. Meyer & Stefan R. Sudmann

 

 

17.06.2023

Exkursion zu den Braunkehlchen bei Burbach

Exkursionsgruppe
Die Exkursionsgruppe schwärmt aus
(© Kathrin Schidelko)

Am Samstag, den 17. Juni fand unsere diesjährige NWO-Exkursion statt. Traditionell werden dabei nicht nur Vögel beobachtet, sondern auch Natur- und Artenschutzprojekte in einer Region vorgestellt, so auch heute bei unserer Exkursion ins Brutgebiet der Braunkehlchen bei Burbach. Vielen Dank an Michael Jöbges, der dieses Jahr die Leitung der Veranstaltung übernahm.

Rund 20 Teilnehmende aus dem ganzen Land trafen sich bei sonnigem, warmem Wetter auf der Lipper Höhe bei Burbach im Siegerland. Im direkt angrenzenden „Naturschutzgebiet Buchhellerquellgebiet“ konnten schon fast vom Parkplatz aus die ersten Braunkehlchen beobachtet werden. Es ging dann über öffentliche Wege ins Gebiet und weitere schöne Vögel ließen sich feststellen, darunter Kuckuck, Neuntöter sowie Baum- und Wiesenpieper. Für Schmetterlingsfans gab es einen kleinen Bereich mit Knöterich, auf dem von scharfen Augen auch ein Blauschillernder Feuerfalter Lycaena helle beobachtet wurde.

Der zweite Stopp war im „NSG Rübgarten“, ein Waldgebiet, in dem die Teilnehmenden einen Blick auf den ehemaligen Lebensraum des Haselhuhns werfen konnten. Bis vor einigen Jahren und Jahrzehnten waren die scheuen Waldhühner hier noch relativ häufig. Heute gehört die „rheinische“ Unterart des Haselhuhns Tetrastes bonasia rhenana zu den bedrohtesten Vögeln Europa. Es gibt vermutlich nur noch ein paar wenige verbliebene Einzelreviere in den französischen Vogesen. Schutzmaßnahmen in weiten Teilen Mitteleuropas kamen wohl leider einfach zu spät und waren dann vermutlich auch nicht mehr ausreichend, um die winzigen Restbestände der wenig bekannten Vögel zu retten. Aktuell besteht kaum noch Hoffnung, die Unterart bei uns wiederzuentdecken und doch noch ein Aussterben zu verhindern.

Braunkehlchen auf Sitzwarte
Alle Teilnehmenden hatten gute Blicke auf die anwesenden Braunkehlchen, die oft auf Sitzwarten beobachtet werden konnten
(© Kathrin Schidelko)

Bei den Braunkehlchen sieht es dagegen hoffnungsvoller aus. Es ging danach in das „Naturschutzgebiet Wetterbachtal“ an der Grenze zu Hessen. Hier konnten noch einmal zahlreiche Braunkehlchen beobachtet werden: Männchen und Weibchen waren anwesend und saßen gemeinsam auf Sitzwarten. Die Vögel konnten dabei beobachtet werden, wie sie Futter für ihre Jungen sammelten, einmal war ein Singflug zu sehen und Warnrufe waren zu hören. Im gesamten Großraum im Dreiländereck NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen könnten es noch rund 500 Braunkehlchenpaare sein.

Die Exkursionsziele sind Teil des seit 2001 bestehenden 4.660 ha großen Vogelschutzgebietes „Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen“. In einem aktuellen Life-Projekt sollen dort Grünland und Feuchtgrünland wiederhergestellt werden. Die Teilnehmenden konnten sich unter fachkundiger Leitung selbst ein Bild von den vom Land NRW und der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein hier gemeinsam mit ihren Partnern wie der NRW-Stiftung durchgeführten Maßnahmen machen. Zusammen mit der Landwirtschaft gibt es Vertragsnaturschutz, andere Flächen sind in öffentlicher Hand. Ziel ist es, den Bestand zu stabilisieren und im besten Fall eine langfristige Trendumkehr zu schaffen. In den noch von Braunkehlchen besiedelten Gebieten erfolgt beispielsweise eine späte Mahd (nach dem 15. Juli), teilweise findet auch eine sehr extensive Beweidung statt und außerdem wurden gezielt Sitzwarten aufgestellt. In beiden besuchten Braunkehlchengebieten konnten in diesem Jahr 87 Reviere festgestellt werden – wohl der größte Teil des nordrhein-westfälischen Bestandes.

Zum Abschluss hat die NWO alle Teilnehmenden noch auf Kaffee und Kuchen in einem nahen Hotel eingeladen, so dass es vor der Rückreise noch genügend Zeit für persönlichen Austausch gab.

Zahlreiche weitere Fotos von der Exkursion gibt es übrigens auf unserer Facebookseite.

 

 

07.06.2023

13. NRW-Sommerganszählung am 08./09. Juli 2023

Kanadagans
Kanadagans (© Hans Glader)

Um das Wochenende des 8./9. Juli 2023 findet zum 13. Mal die landesweite Sommer-Gänsezählung in NRW statt. Ziel ist es dabei, so vollständig wie möglich einen Überblick über die Bestände und die Verbreitung von Gänsen und Schwänen in NRW zu erhalten. Mit den Ergebnissen dieser Zählungen lassen sich fundierte Aussagen zur Bestandsgröße, zu Bestandstrends, zum Bruterfolg und zur Verbreitung treffen, die auch wichtig für die andauernden Diskussionen um die lokalen Probleme mit dieser Artengruppe sind. Die mittlerweile seit 2011 erhobene Datenreihe ist nahezu einzigartig in Deutschland; nur in Niedersachsen wird seit 2018 eine ähnliche Erfassung durchgeführt. Die Daten werden aktuell von mehr als 450 Beobachter:innen sowie von vielen Biologischen Stationen zusammengetragen. Die Datenübermittlung erfolgt dabei überwiegend mit Hilfe von ornitho.de bzw. der NaturaList-App. Daten werden sowohl im Rahmen der Gänse- und Schwanenzählung, bei der Wasservogelzählung oder als Einzelmeldung gesammelt. Alle bisher Teilnehmenden haben bereits einen Aufruf zu der Zählung im Postfach. Die Zählung wird von der AG Gänse der NWO im Rahmen einer Kooperation mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) organisiert.

 

Neuer Bericht über Sommergänse im Juli 2021 und 2022 in NRW

In einem neuen Bericht werden zudem die Ergebnisse der Erfassungen im Juli 2021-2022 vorgestellt. 2021 und 2022 wurden landesweit 49.125 bzw. 52.006 Gänse und Schwäne erfasst. Knapp zwei Drittel davon waren Graugänse, in absteigender Häufigkeit folgten Kanadagans und Nilgans, wobei deren Abdeckung nicht als vollständig betrachtet werden kann. Alle drei Arten zeigten seit 2011 einen moderaten (Kanadagans, Graugans) bis starken (Nilgans) Bestandsanstieg, der bei der Graugans seit 2017 zum Erliegen gekommen zu sein scheint. Bei der Kanadagans gab es 2022 das erste Mal seit 2012 eine Bestandsabnahme. Der Kreis Wesel war in beiden Jahren die Region mit den größten Beständen an Gänsen und Schwänen: 6.925 bzw. 7.414 Vögel, also etwa 14 % des Gesamtbestandes, wurden hier erfasst. Andere Gebiete mit mehr als 3.000 Individuen waren die Kreise Kleve, Heinsberg und Minden-Lübbecke. Während eine Art wie die Graugans sich vor allem um die größeren Gewässer konzentrierte, vor allem am Unteren Niederrhein, aber auch regional in Westfalen und an der Weser, sind Kanadagänse und teilweise auch Nilgänse gehäuft in den Ballungsräumen anzutreffen. Vom Höckerschwan wurden große mausernde Trupps auf den Stauseeen der Ruhr beobachtet.

Die drei „Halbgansarten“ hatten durchweg einen deutlich höheren Bruterfolg als die anderen Arten. Bei Kanadagans, Graugans und Nilgans war der Bruterfolg seit 2011 weitgehend stabil, bei der Weißwangengans tendierte er zu einer leichten Zunahme, bei der Rostgans gab es eine deutliche Zunahme.

Der vollständige Bericht steht hier als pdf zur Verfügung. Weitere Informationen zu Organisation und Methodik gibt es hier.

Wer mitmachen möchte oder weitere Informationen erhalten möchte, kann sich an Kees Koffijberg/AG Gänse der NWO (E-Mail kees.koffijberg@t-online.de) wenden.

 

 

07.06.2023

Augen auf! Juni ist Geiermonat

Fliegender Gänsegeier
Gänsegeier erscheinen mittlerweile alljährlich in NRW – gibt es 2023 wieder einen Einflug?
(© Darius Stiels)

Seit einigen Jahren gelingen jedes Jahr Beobachtungen von Geiern in Mitteleuropa. Auch NRW wird immmer wieder von den großen Vögeln aufgesucht. Einflüge finden vor allem im Frühsommer statt – gerade jetzt im Juni lohnt es sich besonders, Ausschau zu halten. Die ersten Vögel wurden bereits gesichtet...

Geier sind wohl die imposantesten Greifvögel Europas. Mit teilweise deutlich über zweieinhalb Meter Spannweite sind sie die Riesen unter den Verwandten der häufigeren Milane und Bussarde und damit sogar oft noch größer als Stein- und Seeadler. Jahrhundertelang wurden Geier verfolgt, obwohl sie als Aasvertilger eine entscheidende Rolle im Ökosystem inne haben. Lebende Beute wird übrigens von den meisten Geiern kaum genommen. Nachgeburten oder natürlich Totgeburten werden dagegen häufiger verspeist. Auch heute noch leiden Geier leider vielerorts unter illegaler Verfolgung durch Abschuss und Vergiftung oder den Einsatz von Diclofenac in der Tierhaltung – das Medikament ist für Geier selbst in geringer Dosis giftig und kann beim Fressen an Kadavern behandelter Tiere aufgenommen werden. Insbesondere in Südasien hat dies die einst dort ubiquitären Arten an den Rand der globalen Ausrottung gebracht, aber auch in Afrika sind die Geierbestände aus verschiedenen Gründen fast überall im freien Fall. Unverständlicherweise wurde Diclofenac auch in Europa für die Behandlung von Haustieren zugelassen. In Europa hat dagegen auch der Landnutzungswandel zum Verschwinden dieser Vögel maßgeblich beigetragen. Großflächige Weidelandschaften, in denen auch mal ein totes Tier oder eine Nachgeburt liegen bleibt, wurden früher von Auerochsen, Wildpferden und anderen Vertretern der Megafauna geschaffen, später traten oft Haustiere wie Rinder an ihre Stelle. Heute ist dieser Landschaftstyp fast überall verschwunden. Bis in die frühe Neuzeit lebten Geier aber auch in Mitteleuropa, so gibt es Berichte über Brutvorkommen in der Eifel in Rheinland-Pfalz. Auch wenn das bis zu einem gewissen Grad Spekulation ist, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Vögel damals auch regelmäßig hier in NRW zu sehen waren.

Erfreulicherweise gibt es aber auch gute Nachrichten über Geier. In Südwesteuropa sind die Bestände des Gänsegeiers durch konsequenten Schutz mittlerweile deutlich angestiegen. In Frankreich hat es erfolgreiche Wiederauswilderungsprogramme für Mönchsgeier gegeben und der Bestand erholt sich. Auch die prominent im Alpenraum wiederangesiedelten Bartgeier, einigen Nicht-Ornis zumindest aus der Geierwally bekannt, unternehmen als Jungvögel weite Flüge. Überhaupt können Geier auf der Suche nach Nahrung sowie bei der Erkundung neuer Gebiete große Strecken zurücklegen. Seit einigen Jahren erreichen die Vögel dabei erstaunlicherweise auch immer wieder Mitteleuropa. Meist sind es Gänsegeier, aber auch von Mönchsgeiern und den auf Knochen spezialisierten Bartgeiern gibt es Beobachtungen weit nördlich von Pyrenäen, Alpen und Zentralmassiv. Einen ausführlichen Bericht über Gänsegeierbeobachtungen in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2017 gibt es hier. Danach folgten natürlich noch weitere Feststellungen.

Leider wird in unserer Landschaft Aas häufig entsorgt und trotz positiver Ansätze in einigen Schutzgebieten ist naturnahe Weidehaltung immer noch eine Ausnahme. Geier finden also wahrscheinlich nicht überall ausreichend Futter. Für Abhilfe könnten Geierrestaurants sorgen, bei denen während der Einflugsmonate im Frühsommer tote, nicht mit Chemikalien belastete Tiere an geeigneten Stellen ausgebracht werden. In anderen Regionen ist das bereits eine erfolgreiche Naturschutzmaßnahme, die nebenbei übrigens über den Ökotourismus auch die lokale Wirtschaft fördern kann. In Deutschland gibt es aktuell ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Rolle von Aas im Ökosystem in den Nationalparken, in NRW dementsprechend in der Eifel.

Jetzt im Juni 2023 hat es bereits die ersten Geierbeobachtungen in NRW gegeben. In der Eifel wurde ein großer Trupp im Bereich der Dreiborner Hochfläche beobachtet. Dort halten sich nahezu alljährlich zumindest kurzzeitig einzelne Geier auf. Wer im Nationalpark Eifel unterwegs ist, sollte wie in allen Schutzgebieten das Wegegebot beachten. Es kann sich aber natürlich auch andernorts lohnen, den Himmel nach den großen Greifvögeln abzusuchen. Manchmal sind die Thermiksegler mit den brettartigen Flügeln in großer Höhe gerade noch als kleine Punkte zu erkennen. Aufwinde und geeignete Offenlandlebensräume finden sich oft in den Mittelgebirgen, aber auch aus dem Flachland gibt es Geierbeobachtungen. Beobachtungen sind in den meisten Regionen Mitteleuropas außerhalb der Alpen aber natürlich immer noch eine große Ausnahme. Ob es 2023 wirklich wieder einen größeren Einflug geben wird, bleibt abzuwarten, aber aktuell scheinen die Aussichten gut. Wer bisher mit der Bestimmung der Geier keine Erfahrung hat, sei auch vorgewarnt: Gegen den Himmel können auch kleinere Greifvögel groß wirken und zahlreiche andere Arten sollten ausgeschlossen werden, bevor man von einem Geier ausgeht. Beobachtungen sollten im besten Fall zudem fotographisch dokumentiert werden. Alle Geierbeobachtungen sind „meldepflichtig“, sollten also bei der Avifaunistischen Kommission eingereicht werden. Wir drücken die Daumen, dass der Blick in den Himmel von Erfolg gekrönt ist und Geier wieder ein etwas gewohnterer Anblick werden. Sie würden definitiv unsere Landschaften bereichern.

 

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07.06.2023

Heute ist Weltseglertag – Mauersegler und ihre Verwandten in NRW

Karte Brutverbreitung Mauersegler
Brutverbreitung des Mauerseglers in NRW 2021-2023 (ornitho-regioportal.de)

Das laute „sriieh – sriieh – sriieh“ der Mauersegler gehört zu heißen Sommertagen in den Straßenschluchten der Großstädte NRWs einfach dazu. Trupps der schnellen Vögel jagen durch die engen Häusermeere oder sind hoch am Himmel auf der Suche nach Luftplankton – kleinen Wirbellosen (Insekten oder winzige Spinnen, die sich an ihren Fäden durch die Luft transportieren lassen). Tatsächlich leben Mauersegler aber nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren und mittelgroßen Städten. Sie kommen aber auch in Dörfern oder selbst an Einzelgebäuden in der freien Landschaft vor (mehr Infos zur Art auch in unserem Brutvogelatlas). Andernorts brüten sie sehr selten auch in Baumhöhlen. Sie gehören zu den schnellsten Fliegern im Land und sind wie keine andere Art an das Leben in der Luft angepasst. Mauersegler können selbst in der Luft schlafen (die exakten Details sind keineswegs gänzlich verstanden), paaren sich in der Luft und kommen letztlich nur zum Brüten auf festen Grund.

Mauersegler sind bei uns nur im Sommer zu beobachten. Die Vögel erreichen ihre Brutgebiete bei uns oft erst in der letzten Aprildekade, manchmal auch erst Anfang Mai. Nach Ende der Brutzeit, Ende Juli bis Anfang August, machen sie sich wieder auf in ihre Überwinterungsgebiete nach Afrika. Der Zug der europäischen Mauersegler ist erst in jüngster Zeit besser verstanden worden. Dazu haben kleine Sender beigetragen. Rucksäcke mit Geolokatoren zeichnen die Position der Vögel auf (genauer gesagt wird die Zeit und das Licht gemessen und daraus lässt sich die ungefähre Position bestimmen). In einer großen Kooperationsstudie (Åkesson et al. 2020, Evolution) fand man heraus, dass Mauersegler ein auffälliges Zugmuster zeigen – den sogenannten Kettenzug. Das bedeutet, dass die Brutvögel Südeuropas früher in den Winterquartieren ankommen und nördlicher überwintern als nördlicher brütende Vögel. Bei vielen anderen Zugvögeln ziehen dagegen nördlich brütende Populationen weiter als südlicher brütende Vögel („Leapfrog Migration“). Früher im Winterquartier ankommende Mauersegler können aber im Luftraum keine Reviere verteidigen. Die später ankommenden nördlichen Populationen werden daher auch nicht durch die Konkurrenz dazu gezwungen, über ihre Artgenossen hinwegzuziehen.

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Lebens in der Luft (© Hans Glader)

Segler sind übrigens nicht mit den Schwalben verwandt. Die oberflächliche Ähnlichkeit beruht auf Konvergenz – der evolutiven Anpassung an eine ähnliche Lebensweise. Segler haben u.a. längere, sichelförmige Flügel als Schwalben. Die nächsten Verwandten der Segler sind ganz andere Flugkünstler: die heutzutage nur in Amerika verbreiteten Kolibris. Beide Gruppen haben sich jedoch schon vor vielen Millionen Jahren voneinander getrennt.

Die Bestände von Mauerseglern haben in NRW leider vielerorts abgenommen. Ein Grund dafür ist der Verlust von Brutplätzen. Durch den Abriss alter Gebäude und die Sanierung von Altbauten gehen trotz rechtlichen Schutzes oft Brutplätze an Gebäuden verloren. Dabei kann den Vögeln vergleichsweise leicht mit Nisthilfen unter die Flügel gegriffen werden. Unsere AG Gebäudebrüter hat dazu zahlreiche Praxistipps zusammengestellt. Bestandsrückgänge könnten zusätzlich auch durch den Rückgang der Nahrung („Insektensterben“) oder Faktoren auf dem Zug oder den Klimawandel verursacht werden, aber über diese Einflüsse wissen wir noch zu wenig. Mauersegler sind nicht leicht zu erfassen. Am besten geht dies in den Abendstunden, wenn sie mit Futter für die Jungen ihre Brutkolonien aufsuchen. Melden sie besetzte Brutplätze bitte bei ornitho.de.

Neben dem Mauersegler gibt es noch zwei weitere Seglerarten, die in NRW bisher nur als Ausnahmegäste nachgewiesen sind: Alpensegler und Fahlsegler. Von den großen Alpenseglern hat unsere AviKom bis 2017 acht Nachweise dokumentiert. Darunter ist ein sehr ungewöhnlicher Todfund. Diese Art breitet sich aber in Deutschland aus (die nächsten Brutplätze sind im Raum Karlsruhe) und vielleicht wird mit dem Alpensegler in einigen Jahren ja eine zweite Seglerart in NRW brüten. Eine dritte Art, der Fahlsegler, ist in Südeuropa weit verbreitet und erreicht vor allem im Spätherbst, wenn unsere Mauersegler längst wieder auf dem Zug nach Afrika sind, regelmäßig Nord- und Mitteleuropa. Bisher gibt es vier Nachweise aus NRW – alle stammen aus dem Sommer des Jahres 2000. Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass Fahl- und Mauersegler zumindest gebietsweise auch hybridisieren, wie eine jüngst erschienene Publikation in der Fachzeitschrift Ibis zeigen konnte. Die Bestimmung des Fahlseglers könnte zukünftig also noch schwieriger werden.

 

 

31.05.2023

Neuer Leitfaden: Illegale Greifvogelverfolgung

Habicht
Habichte sind häufige Opfer illegaler Verfolgung (© Hans Glader)

Eine neue Veröffentlichung informiert über illegale Greifvogelverfolgung in Deutschland. Die darin genannten Informationen und Handlungsempfehlungen sollten Vogelbeobachter*innen kennen, um, falls sie Zeugen einer solchen Straftat werden, entsprechend reagieren zu können.

Greifvögel, Falken und Eulen sind streng geschützt. Wie wir hier eigentlich nicht näher ausführen müssen, haben Sie einen Wert an sich und erfüllen zahlreiche Ökosystemdienstleistungen inklusive einem breiten Nutzen für die menschliche Gesellschaft. Leider werden sie von manchen Geflügelhalter*innen, Taubenzüchter*innen und Niederwildjäger*innen in Deutschland immer noch als lästige Konkurrenz empfunden. Tatsächlich stehen Fasane, Rebhühner oder auch Haushühner und Brieftauben teilweise auf dem Speisezettel einiger heimischer Greifvogelarten. Während es einige dabei belassen, sich über das Vorkommen der Vögel zu ärgern, greifen andere auch zu illegalen Mitteln, um sich der Beutegreifer zu entledigen. Vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und bei uns in Nordrhein-Westfalen ist die Greifvogelverfolgung mancherorts an der Tagesordung.

Die Palette der Methoden, mit denen die Täter den geschützten Vögeln nachstellen, ist breit gefächert. Mit Nervengiften und Insektiziden getränkte Fleischköder werden ebenso verwendet wie Tellereisen, Leiterfallen oder Habichtfangkörbe. In Wildvogelpflegestationen werden Jahr für Jahr zahlreiche Greifvögel, Falken und Eulen eingeliefert, in denen Tierärzt*innen Schrote oder Luftgewehrprojektile finden. Auch das Absägen von Horstbäume kommt vor - auch während der Brutzeit mitsamt Jungvögeln.

Häufige Opfer sind Mäusebussarde und Habichte. Für Rotmilane, die in Mitteleuropa ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt haben, sind die Giftköder sogar womöglich ein existenzielles Problem: Rotmilane ernähren sich überwiegend von Aas und werden deswegen von Fleischködern besonders angezogen. Auch Wander- und Turmfalken, Sperber, Weihen und selbst Eulen wie Uhus leiden unter der illegalen Nachstellung.

Vor diesem Hintergrund haben unsere Kolleg*innen vom Komitee gegen den Vogelmord gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und dem Bundeamt für Naturschutz einen neuen Leitfaden herausgegeben. Anders als die alte Broschüre über Greifvogelverfolgung NRW ist die aktuelle Veröffentlichung nicht auf ein Bundesland begrenzt und enthält aktuellste Informationen zum Thema.

Die „Broschüre Illegale Greifvogelverfolgung – erkennen, bekämpfen, verhindern – Leitfaden für Zeugen, Naturfreunde und Strafverfolgungsbehörden“ kann auf der Homepage des Komitees gegen den Vogelmord heruntergeladen werden.

Quelle: Mitteilung des Komitees gegen den Vogelmord