Aktuelle Meldungen

03.05.2023

Forschung made in NRW: Trauerschnäpper im Kottenforst

Trauerschnäpper
Trauerschnäpper benötigen naturnahe Wälder (© Hans Glader)

Trauerschnäpper sind Langstreckenzieher und Insektenfresser. Sie gehören damit zu einer Vogelgruppe, die europaweit starke Bestandsrückgänge verzeichnet. Im Kottenforst bei Bonn befindet sich jedoch noch eine regional bedeutende Population des kleinen Singvogels. Ein Team unserer Regionalgruppe in Bonn (OAG BN) und Forscher des Stuttgarter Naturkundemuseums (SMNS) haben sich nun näher mit dieser Population beschäftigt.

Trauerschnäpper sind erst vor einigen Jahrzehnten im Kottenforst eingewandert. Das großflächige Aufhängen von Nistkästen war damals höchstwahrscheinlich die Initialzündung für die Wiederbesiedlung des Gebietes. Zuvor hatte es in vielen Teilen Mitteleuropas jahrzehntelange Bestandsrückgänge gegeben. In den letzten Jahren war die Zahl der Nistkästen gegenüber den 1970er Jahren deutlich niedriger und damit wurde auch ein Bestandsrückgang des Trauerschnäppers befürchtet. Erfreulicherweise halten sich im Kottenforst jedoch immer noch vergleichsweise hohe Bestände des Trauerschnäppers. Andernorts festgestellte Populationsrückgänge - verursacht teilweise z.B. durch den Klimawandel - konnten hier bisher nicht bestätigt werden. Stattdessen brüten die Trauerschnäpper mittlerweile vielfach in Naturhöhlen und Nistkästen haben im Kottenforst heute eine geringere Bedeutung als früher. Vegetationsanalysen zeigen zudem, wie wichtig höhlenreiche Altholzbestände für den Trauerschnäpper sind. Die Autoren unterstreichen die Bedeutung von Wildnisgebieten und empfehlen eine weitere Ausdehnung der Flächen ohne forstwirtschaftliche Nutzung in den Kernbereichen der Trauerschnäpperverbreitung.

Die Studie erschien in der Fachzeitschrift Ardeola. Eine ausführliche, deutschsprachige Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.

 

 

02.05.2023

Ins Brutgebiet der Braunkehlchen im Siegerland – NWO-Exkursion am 17.Juni 2023

Braunkehlchen
Zielart der diesjährigen NWO-Exkursion ist das Braunkehlchens (© Hans Glader)

Wir hatten es bereits angekündigt: Unsere Braunkehlchen-Exkursion findet am 17. Juni statt und führt uns ins Siegerland. Anders als die Fachtagung am 11./12. Mai für Spzeialist*innen, richtet sich diese Veranstaltung an alle interessierten Ornis im Land.

Braunkehlchen gehören zu den seltensten Brutvögeln in Nordrhein-Westfalen. Nach jahrzehntelangen Bestandsrückgängen brütet der Vogel des Jahres 2023 heute nur noch an wenigen Stellen im Land und auch wenn Braunkehlchen regelmäßig auf dem Durchzug beobachtet werden können, ist die Beobachtung im Brutgebiet etwas ganz Besonderes. Aus diesem Grund hat sich die NWO entschlossen, eine Exkursion in eines der verbliebenen Brutgebiete im Siegerland anzubieten. Wir besuchen zuerst die Buchhellerwiesen (NSG Buchhellerquellgebiet) bei Burbach. Danach geht es zum Wetterbachtal in Holzhausen. In Holzhausen gibt es nach der Exkursion die Möglichkeit zur Einkehr bei Kaffee und Kuchen. Ansonsten bitten wir um Selbstverpflegung. Anreise und Transfer vor Ort erfolgen eigenständig.

Die Gebiete befinden sich in der Nähe des Dreiländerecks zu Hessen und Rheinland-Pfalz, wo es ebenfalls noch Braunkehlchen-Vorkommen gibt. Die Exkursionsziele sind Teil des Vogelschutzgebietes „Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen“. Hier führen das Land NRW und die Biologische Station Siegen-Wittgenstein gemeinsam mit lokalen Partnern gezielt Maßnahmen durch, um den Bestand zu stabilisieren. Dabei konnten bereits erste Erfolge verzeichnet werden, gebietsweise konnte der Bestand sogar zunehmen. Michael Jöbges, der die Exkursion leitet, ist mit dem Gebiet bestens vertraut und kann Teilnehmenden nicht nur die faszinierende Vogelwelt der Region vermitteln, sondern auch Einblick in den Artenschutz in der Region geben. Eventuell wird er noch durch einen lokalen Partner vor Ort unterstützt.

Die Teilnahme ist kostenlos, wir bitten jedoch um eine vorzeitige Anmeldung. Geben Sie dabei bitte an, ob Sie Interesse haben, nach der Exkursion noch zu Kaffee und Kuchen einzukehren (erleichtert die Planung). Zur Anmeldung reicht eine formlose E-Mail an die NWO-Geschäftsstelle.

Alles Wichtige nochmal in Kürze:

Exkursionsleitung: Michael Jöbges
Termin: Samstag, 17.06.2023, 10:00 Uhr
Treffpunkt: Sportplatz Lipper Höhe (Navi-Adresse: Im Boden 1, 57299 Burbach); eigene Anreise, bitte nutzen Sie Fahrgemeinschaften
Sonstiges: Rucksackverpflegung, festes Schuhwerk, wetterangepasste Kleidung (Regen- und Sonnenschutz), nach der Exkursion ggf. Möglichkeit zur Einkehr
Anmeldung: Bitte bis zum 11. Juni anmelden, Teilnahme kostenlos, formlose Anmeldung an NWO-Geschäftsstelle; bitte geben Sie an, ob Sie einkehren möchten

 

 

26.04.2023

Vogel des Jahres – Beobachtungstipps und ein Blick auf die nähere Verwandtschaft

Schwarzkehlchen
Schwarzkehlchen sind die nächsten Verwandten des Braunkehlchens in NRW (© Hans Glader)

Wir berichteten bereits darüber, dass NABU und LBV das Braunkehlchen in einer öffentlichen Abstimmung zum Vogel des Jahres 2023 haben wählen lassen. Wir nutzen diesen Anlass, um auch einen nahen Verwandten, das Schwarzkehlchen, vorzustellen und einige Bestimmungstipps zu geben.

Braun- und Schwarzkehlchen sind beide in derselben Gattung. Sie werden manchmal auch als Wiesenschmätzer bezeichnet und gehören innerhalb der Singvögel zur Familie der Fliegenschnäpperartigen (Muscicapidae). Zwar umfasst die Gattung Saxicola weltweit weitere Arten, in NRW sind es aber nur die zwei genannten. Schaut man in ältere Literatur, war das Braunkehlchen in NRW ein typischer und häufiger Bewohner von Wiesen, oft auf feuchteren Standorten. Schwarzkehlchen können dagegen auch in trockeneren Bereichen wie z.B. in Heidegebieten vorkommen. Auf Englisch heißt das Schwarzkehlchen passenderweise „Stonechat“, was wörtlich übersetzt zu Verwechslungen mit dem Steinschmätzer führen würde. Schwarzkehlchen sind in Europa etwas südlicher verbreitet und fehlen weitestgehend im Baltikum und in Fennoskandien. Das Sibirische Schwarzkehlchen und die Taxa im Bereich des Kaspischen Meeres und des Kaukasus werden manchmal als eigene Arten betrachtet und sind in Westeuropa extreme Ausnahmeerscheinungen.

Nach langer Zeit mit Bestandsrückgängen haben sich die Bestände des Schwarzkehlchen seit Ende des letzten Jahrhunderts erfreulicherweise vielerorts erholt. Mittlerweile leben Schwarzkehlchen auch in den Mittelgebirgen und in einigen Regionen kommen sie auch außerhalb von Schutzgebieten in abwechslungsreichen, vergleichsweise naturnahen Kulturlandschaften vor, ein Lichtblick unter den Trends bei insektenfressenden Vogelarten des Offenlandes. In einigen Gebieten wie z.B. in der Wahner Heide bei Köln brüten Schwarzkehlchen in erstaunlich hoher Dichte. Männchen des Schwarzkehlchens sind kontrastreich gezeichnet und nahezu unverwechselbar. Weibchen werden allerdings immer wieder mit Braunkehlchen verwechselt. Zwar haben weibliche oder junge Braunkehlchen im Herbst einen deutlichen Überaugenstreif, aber manche Schwarzehlchenweibchen können diesen ebenfalls zeigen. Braunkehlchen haben aber im Gegensatz zu Schwarzkehlchen helle basale Schwanzaußenkanten und laden damit manchmal zu Verwechslungen mit Steinschmätzern ein. Ein zweiter Blick auf den fraglichen Vogel sollte daher nicht fehlen und es lohnt sich, mithilfe guter Bestimmungsbücher die Merkmale aller drei Arten ausgiebig zu studieren.

Braunkehlchen
Braunkehlchen im Prachtkleid sind fast unverwechselbar (© Hans Glader)

Bei der Unterscheidung der beiden Arten kann manchmal auch die Jahreszeit einen ersten Hinweis liefern. Nennenswerter Durchzug des Braunkehlchens erreicht NRW meist erst in der letzten Aprildekade und dauert oft bis Ende Mai, Schwarzkehlchen erreichen als Kurzstreckenzieher unsere Brutgebiete dagegen oft schon im März oder überwintern sogar vereinzelt. Bei Meldungen vor Mitte April und ab Ende Oktober handelt es sich fast ausnahmslos um Schwarzkehlchen. Auf dem Wegzug ziehen Braunkehlchen bei uns vor allem ab Ende August bis Anfang Oktober durch. Ende April/Anfang Mai ist demnach auch die beste Zeit, um in NRW auch abseits der wenigen Brutgebiete den Vogel des Jahres im Prachtkleid zu beobachten. Auch der erwähnte Steinschmätzer, der in NRW als Brutvogel nahezu ausgestorben ist, zieht dann durch und manchmal lassen sich alle drei genannten Arten im gleichen Lebensraum beobachten. Weidepfähle und Zäune in offener Landschaft sind typische Sitzwarten, Braunkehlchen rasten zudem auch gerne in Rapsfeldern und Brachen, Steinschmätzer rasten zusätzlich auch auf weitestgehend kahlen Äckern. In der freien Feldflur lohnt es sich, entsprechende Strukturen gezielt mit dem Fernglas oder Spektiv abzusuchen. Wir wünschen viel Freude bei der Beobachtung!

PS: Die NWO plant aktuell auch eine Exkursion zu den Braunkehlchen im Brutgebiet, über die wir Sie in Kürze informieren werden.

 

 

24.04.2023

Neuer Wasservogelzählbericht erschienen

Schellenten
Schellenten sind typische Wintergäste in NRW (© Hans Glader)

Wasservögel sind eine faszinierende Vogelgruppe. Zahlreiche Arten überwintern in Nordrhein-Westfalen oder sind auf dem Durchzug zu beobachten. Auf offenen Wasserflächen sind sie vergleichsweise gut zu beobachten. Da wundert es nicht, dass Wasservögel vor allem im Winterhalbjahr an vielen Gewässern von Vogelbegeisterten im ganzen Land sorgfältig gezählt werden. Die Wasservogelzählung ist eines der ältesten und beliebtesten Monitoringprogramme in Deutschland und Nordrhein-Westfalen. Vor Kurzem erschien nun ein neuer Bericht über die Ergebnisse der Wasservogelzählung in Nordrhein-Westfalen.

Zum Ende des Jahres 2022 konnten wieder einmal Daten aus der Wasservogelzählung ausgewertet werden. Zwar gab es auch in der Vergangenheit immer wieder Veröffentlichungen, bei denen Daten aus der Wasservogelzählung eingingen, umfassendere Auswertungen aus NRW liegen jedoch bereits eine gewisse Zeit zurück. Betrachtet haben wir im neuen Bericht zehn Zählsaisons - von 2012/2013 bis 2021/2022. Da die Digitalisierung und Vergabe zahlreicher Gebiete noch in Arbeit ist, kann der vorliegende Bericht zwar nicht als abschließend und lückenlos betrachtet werden, aufgrund der verwendeten Methodik ermöglicht der Bericht aber trotzdem einen guten ersten Eindruck über die Ergebnisse der Wasservogelzählung in NRW. Wir konzentrieren uns in diesem Report auf die räumliche Verbreitung zahlreicher Wasservogelarten in NRW. Wir zeigen aber natürlich auch, wo aktuell noch Ergänzungen notwendig sind. Zu den Wasservögeln gehören dabei nicht nur die gut bekannten Enten, Taucher und Arten wie Blässhuhn und Teichhuhn, sonderrn auch Limikolen oder Arten wie Eisvogel und Gebirgsstelze u.v.a., so dass die Auswertung zahlreiche Arten in den Fokus nehmen konnte.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim LANUV NRW, das diese Auswertung im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit der NWO finanziell ermöglichte. Bei der Auswertung hatte das NWO-Team (Darius Stiels, Kathrin Schidelko, Christine Kowallik und Stefan R. Sudmann) große Unterstützung von Johannes Wahl (DDA), der die Datenbank bereitgestellt hat. Unser größter Dank gilt aber allen aktiven Wasservogelzähler*innnen! Nur durch das große oft ehrenamtliche Engagement und die aktive Teilnahme an der WVZ werden solche Auswertungen erst möglich. Wir hoffen ein bisschen, der Bericht ist weitere Motivation, der Wasservogelzählung treu zu bleiben oder neu einzusteigen.

Der Bericht kann hier als pdf (5.5 mb) heruntergeladen werden. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern! Weitere Informationen zur Wasservogelzählung und weitere Veröffentlichungen zum Thema gibt es hier.

ps In einer ursprünglichen Version unterliefen uns leider bei der Bildauswahl zwei Fehler. Diese sind nun behoben und im aktuellen Bericht sind nun hoffentlich überall die richtigen Fotos ausgewählt. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.

 

 

23.04.2023

Wer macht den Sommer? Schwalben in NRW

Es ist bereits Ende April und alle drei regelmäßig in Nordrhein-Westfalen brütenden Schwalben sind bereits vielfach in ihren Brutgebieten angekommen. Noch findet aber auch kräftiger Durchzug von Vögeln nördlicher Brutpopulationen statt. Aktuell ist die daher vielleicht beste Zeit des Jahres, um sich mit den heimischen Schwalbenarten vertraut zu machen, aber welche Arten sind es, wo leben sie, wie kann man sie unterscheiden und wie sieht es eigentlich um den Schutz der Schwalben aus?

Schwalben sind wie kaum eine andere Singvogelfamilie an das Leben in der Luft angepasst. Weltweit werden aktuell 89 Arten unterschieden (IOC World Bird List 13.1, www.worldbirdnames.org), von denen drei regelmäßig in NRW brüten: Rauchschwalbe, Mehlschwalbe und Uferschwalbe. Alle drei sind elegante schlanke Vögel mit dreieckig wirkenden, spitzen, relativ langen Flügeln und meist auffällig gegabelten Schwänzen.

 

Rauchschwalbe Hirundo rustica

Rauchschalbe
Rauchschwalben brauchen schlammige Pfützen, an denen sie Nistmaterial sammeln können (© Hans Glader)

Die Rauchschwalbe ist vielleicht die bekannteste heimische Schwalbenart. Rauchschwalben sind oberseits dunkelblau mit langem Schwanz, wobei vor allem die Männchen auffällige Schwanzspieße haben, die Jungvögeln im Spätsommer aber noch fehlen und die deshalb manchmal mit anderen Arten verwechselt werden. Unterseits haben die Vögel eine rötliche Kehle, die von einem dunkelblauen Brustband abgeschlossen wird. Der Bauch ist weiß, kann aber bei einzelnen Vögeln auch hier bei uns rötlich sein. Wer in gängige Bestimmungsbücher schaut, denkt dabei vielleicht irrtümlich an Unterarten aus anderen Regionen. Rauchschwalben sind fast kosmopolitisch verbreitet. Sie leben als Brutvögel in ganz Europa, weiten Teilen Asiens und Nordamerika, die Winterquartiere liegen in den Tropen. „Unsere“ Schwalben überwintern in Afrika südlich der Sahara. Heute kaum zu glauben, aber früher dachte man, die Vögel würden im schlammigen Grund von Gewässern überwintern. Vielleicht spielten Schlafplätze im Schilf an Gewässerrändern eine Rolle bei der Entstehung dieser Vermutung.

Rauchschwalben brüten vor allem im Inneren von Gebäuden, insbesondere in eher dunkleren Viehställen. Mit der Aufgabe kleinbäuerlicher Strukturen, der Aufgabe der Viehhaltung und neuartigen Ställen haben sie Brutlebensraum verloren. Wie alle Schwalben sind sie als Insektenfresser auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot angewiesen. Das Insektensterben könnte also ebenfalls eine wichtige Rolle beim Bestandsrückgang spielen. In NRW lebten im Zeitraum 2005-2009 laut Brutvogelatlas noch 47.000 bis 90.000 Brutpaare, wobei der Bestandstrend abwärts zeigt. Die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste.

 

Mehlschwalbe Delichon urbicum

Mehlschwalbe
Mehlschwalben leben in Kolonien und bauen ihre Nester außen an Gebäuden (© Hans Glader)

Während Rauchschwalben in NRW fast nur im ländlichen Raum brüten, sind Mehlschwalben in Städten und Dörfern verbreitet. Sie bauen ihre Nester außen an Gebäuden – oft sind es Häuser mit hellem Putz und überstehender Traufe - ein Sekundärlebensraum, an Küsten und im Gebirge werden Kalksteinfelsen besiedelt. Auch Mehlschwalben sind oberseits tief dunkelblau, die nahezu rein weiße Unterseite und der weiße Bürzel machen die Bestimmung unter guten Bedingungen aber unproblematisch. Schwanzspieße fehlen.

Leider werden immer wieder Nester von Häusern entfernt, obwohl das sogar eine Straftat darstellt. Wer sich am Kot stört, kann leicht mindestens einen Meter unter den Nestern kleine Brettchen anbringen. Mancherorts wird den Vögeln mit Kunstnestern oder sogenannten Schwalbenhotels geholfen. Unsere AG Gebäudebrüter hat zahlreiche Informationen und Praxisbeispiele zu diesem Thema.

In NRW steht es um die Mehlschwalbe ähnlich schlecht wie um die Rauchschwalbe. Im Brutvogelatlas sind für 2005 bis 2009 36.000 bis 68.000 Brutpaare angegeben und die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste. Wie alle Schwalben sind Mehlschwalben Langstreckenzieher, die meist wenige Wochen nach den Rauchschwalben im Brutgebiet ankommen.

 

 

Uferschwalbe Riparia riparia

Uferschwalbe
Uferschwalben brüten in selbstgegrabenen Röhren in Steilwänden (© Hans Glader)

Die kleinste und am wenigsten bekannte heimische Schwalbe ist die Uferschwalbe. Sie bewohnt natürlicherweise die Steilufer von Flüssen, in die sie lange Röhren gräbt. Abgrabungen sind nach der Begradigung unserer Fließgewässer zu einem wichtigen Sekundärlebensraum geworden. Uferschwalben sind oberseits gänzlich braun, unterseits gibt es ein braunes Brustband auf hellem Untergrund.

Neben der Vernichtung des Lebensraumes stellen Störungen an den verbliebenen Brutplätzen eine wichtige Gefährdung dar. Die Bestände schwanken aber auch stark in Anhängigkeit von den Niederschlägen in der Sahelzone. Wer möchte, kann sich beim Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel bei der Erfassung der Bestandstrends selbst engagieren. In NRW lebten im Atlaszeitraum 4.000 bis 6.000 Brutpaare und die Art gilt als stark gefährdet.

Die Liste der Schwalbenarten in NRW wäre allerdings nicht vollständig, würden wir nicht noch zwei Ausnahmeerscheinungen erwähnen. Rötelschwalben sind im Mittelmeerraum weit verbreitet und werden in seltenen Fällen auch in NRW beobachtet. Von der Felsenschwalbe, deren nächste Brutplätze in Süddeutschland liegen, gibt es erst eine Beobachtung aus NRW.

 

Wird das Wetter schlecht, wenn die Schwalben tief fliegen?

Das Sprichwort kann leider so einfach nicht mit ja beantwortet werden. Allerdings ist bei kühlen Wetterbedingungen und Regen die Nahrungsverfügbarkeit reduziert – Fluginsekten bleiben eher am Boden bzw. an geschützten Stellen. Ohne Thermik wird vielleicht auch nicht so viel Luftplankton in obere Luftschichten verfrachtet. Oft sieht man Schwalben dann niedrig über Gewässern oder Wiesen und Weiden jagen, wo die Nahrungsverfügbarkeit größer ist. Auch vor Gewitterfronten jagen manchmal Schwalben und die äußerlich ähnlichen, aber nicht näher verwandten Mauersegler. Und wenn es schon um Sprichworte geht, die allerersten Rauchschwalben kommen in NRW oft schon Mitte März an (in Ausnahmefällen auch schon früher), die Brutgebiete selbst werden zwar spätestens im April besetzt, aber Sommer ist dann auch noch nicht. Der Sommer ist bei Schwalben die Zeit der Jungenaufzucht und die Vögel nehmen es uns sicherlich nicht übel, dass wir sie als Boten der warmen Jahreszeit betrachten.

 

 

21.04.2023

Welttag der Brachvögel

Großer Brachvogel
Flaggschiffart im Naturschutz - Großer Brachvogel (© Hans Glader)

Der 21. April ist der Welttag der Brachvögel (#WorldCurlewDay). Weltweit werden neun Arten unterschieden, von denen mehrere hochgradig bedroht sind. Für Dünnschnabel- und Eskimobrachvogel ist es vermutlich schon zu spät und sie sind wahrscheinlich sogar bereits ausgestorben, werden aber noch offiziell als vom Aussterben bedroht behandelt.

Für uns ist der Tag Grund genug, auf die zwei in Nordrhein-Westfalen heimischen Brachvogelarten aufmerksam zu machen. Große Brachvögel sind heute als Brutvögel auf die Tieflandgebiete Westfalens und den Unteren Niederrhein begrenzt. Sie stehen auf der Roten Liste und Bestände und Verbreitung haben langfristig deutlich abgenommen. Um den Schutz dieser Art kümmert sich in NRW die AG Wiesenvögel, in der Biologische Stationen, LANUV und NWO sich gemeinsam um den Schutz der Vögel der Feuchtwiesen und Moore kümmern. Als Kulturfolger brüten Große Brachvögel übrigens auch teilweise auf Ackerflächen. Wasserstandsabsenkungen durch Melioration und Klimakrise, intensive Landwirtschaft (häufige Mahd, Düngung und Pestizide) gehören zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren für die Art.

Die zweite Brachvogelart in NRW ist der Regenbrachvogel. Regenbrachvögel rasten ab und zu in ähnlichen Lebensräumen wie Große Brachvogel, treten in NRW aber nur als vergleichsweise seltene Durchzügler auf. Jetzt – Ende April/Anfang Mai und dann wieder im August/September sind gute Zeiten, um die Vögel auch in unserem Bundesland einmal zu beobachten. Regenbrachvögel sind etwas kleiner als Große Brachvögel, die Kopffärbung ist auffälliger mit dunklen Scheitelseitenstreifen und einem hellen Scheitelstreif. Der Schnabel ist kürzer und weniger stark gebogen. Sie können daher mit jungen Großen Brachvögeln verwechselt werden. Die Flugrufe sind charakteristisch und wer sich am NocMig-Projekt beteiligt, hat Chancen, die Vögel als nächtliche Durchzügler auch an ungewöhnlichen Standorten festzustellen.

Damit Brachvögel auch zukünftig in NRW leben können und verloren gegangenes Terrain gut machen können, sind weitere große Anstrengungen im Naturschutz notwendig.

 

 

20.03.2023

Weltspatzentag 2023

Feldsperling
Der Feldsperling ist in NRW der unbekanntere und seltenere Verwandte des Haussperlings (© Hans Glader)

Heute ist Weltspatzentag. Auch in Nordrhein-Westfalen leben zwei Sperlingsarten. Der bekannte Haussperling, der oft einfach als Spatz bezeichnet wird, und der weniger bekannte Feldsperling.

Spatzen stehen wie kaum eine andere Vogelgruppe für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Haussperlinge sind als Kommensalen des Menschen eigentlich aus unserer Umgebung nicht mehr wegzudenken. Wahrscheinlich breitete sich die Art in Europa in den vergangenen Jahrtausenden seit der neolithischen Revolution mit der Ausbreitung der Landwirtschaft aus. Der Ursprung ihrer Verbreitung hat demnach wahrscheinlich irgendwo im Bereich des fruchtbaren Halbmondes oder seiner Umgebung gelegen. Hausssperlinge entwickelten im Laufe der Zeit erstaunliche Anpassungen. Sie brüten heute vielfach an menschlichen Behausungen und in Mitteleuropa findet man höchstens nur noch vereinzelt frei hängende Nester in Bäumen. Die Anpassungen an den Menschen gehen aber noch sehr viel weiter. Aktuelle Studien zeigen auch physiologische bzw. genetische Anpassungen an den Kommensalismus mit dem Menschen (Ravinet et al 2018, PRSLB). Die Ausbreitung der Art hat mittlerweile auch andere Kontinente erreicht. Dort treten Haussperlinge als invasive Art allerdings in Konkurrenz mit heimischen Arten. In Europa gehören Haussperlinge leider zu den Arten, deren Bestände langfristig extrem stark abgenommen haben. Insgesamt sind es Millionen Vögel weniger als noch vor einigen Jahrzehnten.

Die zweite Art, der Feldsperling, war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein - kurz hinter dem Haussperling - vielerorts die zweithäufigste Art des Siedlungsraumes. Mittlerweile sind Feldsperlinge aus vielen Städten und Dörfern in NRW verschwunden die landesweiten Bestände befinden sich leider im freien Fall. Feldsperlinge sind etwas kleiner als Haussperlinge. Die Geschlechter sind anders als beim Haussperling gleich gefärbt und die braune Kopfplatte mit dem schwarzen Wangenfleck ist kennzeichnend. Feldsperlinge leben gerne in den ebenfalls selten gewordenen Streuobstwiesen. Als Höhlenbrüter nisten sie zwar auch an Gebäuden und in menschlichen Strukturen, nehmen aber auch häufig natürliche Baumhöhlen und lassen sich sogar mit Nistkästen unterstützten.

 

 

20.03.2023

Rückblick auf die Mitgliederversammlung und Jahrestagung 2023

Gruppenbild
Gruppenbild der Jahrestagung 2023

Am gestrigen Sonntag, den 19.03.2023 fand unsere Mitgliederversammlung und Jahrestagung statt. Es gab ein vielfältiges Programm. Erstmals in der Geschichte der NWO besuchte ein amtierender Umweltminister unsere Veranstaltung.

Insgesamt fanden sich rund 70 Ornis zum diesjährigen Höhepunkt des NWO-Jahres in der Natur- und Umweltakademie (NUA) in Recklinghausen ein. Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Mitgliederversammlung. Details werden wie gewohnt in einem Protokoll in unseren NWO-Mitteilungen nachzulesen sein. Wir freuen uns aber sehr, dass es Zuwachs in unserem Beirat gegeben hat. Dr. Antonia Albrecht und Johan Mooij sowie Jörg Hadasch als neuer Leiter der AG Möwen werden das Team zukünftig unterstützen. Außerdem gab es eine Satzungsänderung und selbstverständlich gab es Berichte aus dem Vorstand sowie aus der Redaktion des Charadrius. Auch ein Überblick über die Finanzlage gehört natürlich zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung. Den diesjährigen NWO-Preis erhielt Michael Kuhn für seine Verdienste um die nordrhein-westfälische Ornithologie, insbesondere seine jahrzehntelange Dokumentation der Vogelwelt der rheinischen Börde. Die Laudatio hielt Dr. Goetz Rheinwald.

Nach der ersten Kaffeepause ging es dann in das inhaltliche Programm. Die AviKom berichtete mit tollen Fotos über erstaunliche Seltenheiten, die im Jahr 2022 in NRW beobachtet wurden. Schon traditionell ist das Vogelquiz vor der Mittagspause, das erneut in hervorragender Art und Weise von Tobias Rautenberg organisiert wurde. Es gab Gelegenheit die eigenen Kenntnisse über die Vogelbestimmung zu verbessern, sich zu ärgern, weil der erste Eindruck richtiger als der zweite war und zu jubeln, dass man eine Art doch erkannt hat. Am Ende standen drei Sieger fest: Axel Müller, Daniel Duff und Christopher König hatten die meisten Arten richtig erkannt und freuten sich über schöne Buchpreise. Danach konnten sich alle Teilnehmenden bei leckeren Suppen stärken und auf dem Flur bei Fachgesprächen austauschen.

O. Krischer
Oliver Krischer im Austausch mit den NWO-Mitgliedern

Das Nachmittagsprogramm begann mit den Grußworten des Umweltministers von Nordrhein-Westfalen. Oliver Krischer ist langjähriges Mitglied der NWO und aktiver Vogelbeobachter. Wir sind sehr froh, dass er unserer Einladung gefolgt ist und bedanken uns für seine herzlichen Worte. Auch auf kritische Stimmen zu Problemen im Naturschutz aus dem Auditorium ging der Minister ein und hörte einigen Fachvorträgen zu. Es ist das erste Mal, dass ein aktiver Landesminister, der NWO-Tagung beiwohnt und damit auch die hohe Bedeutung von Vogelkunde und Vogelschutz hervorhebt.

Nicht fehlen durfte selbstverständlich der spannende Einblick in die Arbeit der Vogelschutzwarte von Peter Herkenrath. Ina Brüning berichtete in diesem Zusammenhang ausführlich von den Umsetzungsmaßnahmen im LIFE-Projekt Wiesenvögel. Die Fachvorträge kamen diesmal ausschließlich aus den eigenen Reihen. Sie deckten ein breites Spektrum an Themen ab. Esther Koch berichtete über die Entwicklung ausgewählter Vogelbestände in der Wahner Heide. Das Schutzgebiet vor den Toren Kölns hat immer noch eine für unser Bundesland herausragende Vogelgemeinschaft. Michael Jöbges von der AG Weißstorch berichtete von erfreulichen Bestandsanstiegen des bekannten Schreitvogels, der mittlerweile in vielen Landesteilen so häufig ist wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Beim Schwarzstorch gab es dagegen jüngst Bestandseinbrüche. Jonas Brüggeshemke hob in seiner Studie die Bedeutung von naturnah gestalteten Regenrückhaltebecken als Rastlebensraum von Zwergschnepfen und Bekassinen hervor. Nach Kaffee, Kuchen und Tagungsphoto gab es zum Abschluss einen Vortrag von Hubertus Illner über Wiesen- und Rohrweihen in der Hellwegbörde. Es gibt große Herausforderungen für den Schutz der beiden Arten und der Bestand der seltenen Vögel hat in den letzten 20 Jahren leider deutlich abgenommen. Dennoch bleibt die Region der wichtigste Hotspot für die eleganten Greifvögel in NRW.

Wir bedanken uns bei allen Referent*innen, allen Teilnehmenden und allen an der Organisation Beteiligten für die rundum gelungene Tagung!

Weitere Fotos der Veranstaltung gibt es übrigens auf unserer Facebook-Seite.

 

 

15.03.2023

Sperber in NRW

Sperber
Sperber (© Hans Glader)

Sperber gehören zu den kleinsten heimischen Greifvögeln. Aktuell gibt es bei dieser weit verbreiteten Art jedoch einige Wissenslücken über die Ökologie und Veränderungen der Bestände in unserem Bundesland. Daher ist es sehr erfreulich, dass sich ein Team an Greifvogelexpertinnen und -experten dieser Vogelart in NRW angenommen hat und ihre Ergebnisse nun im Charadrius veröffentlicht hat.

Die Autorinnen und Autoren fassten die Untersuchung folgendermaßen zusammen: Ausgehend von der Annahme, dass neben anderen Einflussfaktoren der Sperber als Endglied von Nahrungsnetzen auch durch das Insektensterben beeinträchtigt sein könnte, wurden verschiedene Ansätze zu einer kritischen Betrachtung der aktuellen Sperberbestände verfolgt. Zunächst wurden 2018 ohne Raumbezug Sperberpaare in NRW gesucht. Von 70 nachgewiesenen Bruten waren nur 60 % erfolgreich, ein Wert, der in der Hochphase des Sperbers in den 1990er Jahren mit geringfügigen jährlichen Schwankungen deutschlandweit noch bei etwa 75 % lag. Im Folgejahr waren nur 38 der 70 Brutplätze erneut besetzt. Eine parallel durchgeführte Kontrolle ehemals besetzter Brutplätze ergab, dass diese sich zum Teil massiv verändert hatten, zum Großteil nicht mehr existierten oder als nicht mehr geeigneter Brutplatz klassifiziert werden mussten. Da es an kontinuierlichen und bis in die Gegenwart reichenden Brutpaarerfassungen auf möglichst großer Fläche in NRW mangelt, wurde 2020 eine erneute Bestandserhebung in einem von 1977–2010 bearbeiteten Gebiet in Mittelwestfalen (Münsterland/Messtischblatt (MTB) 4215 „Wadersloh“, 127,5 km2) durchgeführt. Es wurden 29 Sperberbruten nachgewiesen. Ein Bestandsrückgang gegenüber älteren Daten war nicht feststellbar. Der Bruterfolg fiel mit 41 % extrem niedrig aus. Die Jungenzahlen schienen ebenfalls auf einem niedrigen Niveau zu liegen. Auch in Köln wurden in den vergangenen Jahren niedrige Jungenzahlen festgestellt. Dies steht im Gegensatz zu den höheren Jungenzahlen in anderen Gebieten Nordrhein-Westfalens und den Niederlanden. Offenbar gibt es hinsichtlich der Jungenzahlen regionale Unterschiede. Im Vergleich zum früheren Untersuchungszeitraum (1977–2010) brüteten im MTB 4215 „Wadersloh“ deutlich mehr Sperberpaare in Laubholzbeständen (65 %). Dieser Effekt zeichnete sich bereits seit etwa Ende der 1990er Jahre ab, hat aber durch das Absterben der Fichtenbestände durch Borkenkäferkalamitäten und extreme Trockenheit vor allem in den Jahren 2018 bis 2020 deutlich zugenommen. In der Brutplatzwahl ist die Art so flexibel, dass das Brutplatzangebot kein limitierender Faktor zu sein scheint. Mögliche Ursachen für die schlechten Brutergebnisse werden diskutiert. Neben einem erhöhten Prädationsdruck kann auch eine Nahrungsverknappung nicht gänzlich ausgeschlossen werden, die dann aber im Münsterländer Untersuchungsgebiet (noch) keine durchschlagende Wirkung auf das Bestandsniveau zeigte.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Brezovecki D, Glüer B, Häser M, Heimann J, Jonas B, Knüwer H, Kohl C, Lakermann M, Neuhoff U, Och B & Steiner R 2023. Zur Situation des Sperbers Accipiter nisus auf Probeflächen in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 59: 13–26.

 

 

09.03.2023

Minister kündigt Besuch der Jahrestagung und Mitgliederversammlung an

Oliver Krischer
Minister Oliver Krischer (© B90/Die Grünen, Bundestagsfraktion, cc 4.0)

Der Landesumweltminister Oliver Krischer hat sein Kommen zu unserer Mitgliederversammlung und Jahrestagung angekündigt.

Die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft freut sich sehr, dass der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen sein Kommen für unsere Mitgliederversammlung und Jahrestagung angekündigt hat. Es wird das erste Mal sein, dass ein Minister oder eine Ministerin unserer Veranstaltung beiwohnen. Voraussichtlich wird der Minister kurz nach der eigentlichen Mitgliederversammlung zu uns stoßen und einige Grußworte an die Teilnehmenden richten. Wir sind sehr gespannt und hoffen, viele von Ihnen und Euch werden durch den Besuch aus Düsseeldorf zusätzlich motiviert, zur diesjährigen Tagung zu kommen. Die NWO bedankt sich herzlich bei Minister Oliver Krischer für seinen Besuch.

Oliver Krischer ist übrigens aktiver Vogelbeobachter und NWO-Mitglied. Im letzten Jahr hat er gemeinsam mit zwei Kollegen eine Studie über die Etablierung des Seidensängers als Brutvogel in NRW im Charadrius veröffentlicht.

Lizenzlink: cc 4.0

 

 

08.03.2023

Zunahme des nordrhein-westfälischen Zwerggansbestandes

Zwerggans
Zwerggänse bei Alfter (© Darius Stiels)

In einem aktuellen Artikel im Charadrius haben Kees Koffijberg, Christine Kowallik, Birgit Beckers, Axel Müller und Wolfgang Pott die zeitliche Entwicklung und räumliche Verteilung von Zwerggansfeststellungen in NRW untersucht. Zwerggänse sind eine global hochgradig bedrohte Gänseart mit einem mittlerweile lückenhaften Vorkommen von Skandinavien im Westen bis weit nach Sibirien im Osten. Verschiedene Zugwege führen zu Winterquartieren in Europa und Asien.

Zwerggänse werden jährlich in Nordrhein-Westfalen beobachtet, oft Einzelvögel (und Männchen) und meistens assoziiert mit Blässganstrupps am Unteren Niederrhein. Dieses Muster entspricht früheren Beobachtungen, änderte sich aber schlagartig im November 2017, als 24 junge Zwerggänse an der Lippe bei Lippborg im Kreis Soest erschienen. Bei diesen Vögeln handelte es sich um in Schweden ausgewilderte Jungvögel. Die Zwerggänse kehrten seitdem in wechselnder Zusammensetzung alljährlich an die Lippe zurück und erweiterten stetig ihr Überwinterungsgebiet, das mittlerweile Teile der Kreise Hamm, Soest, Warendorf und Paderborn umfasst. Bis zum Winter 2021/22 wurden 37 verschiedene Individuen beobachtet. Die Vögel können an individuell kodierten Farbringen unterschieden werden. Viele Beobachtungen erfolgten in der Disselmersch und in den Ahsewiesen, allesamt Teil des Vogelschutzgebietes „Lippeaue zwischen Hamm und Lippstadt mit Ahsewiesen“, wo allerdings aufgrund der guten Beobachtungsbedingungen die Gänse auch leichter zu finden sind als andernorts. Obwohl die Zwerggänse sich oft im Vogelschutzgebiet oder dessen näherer Umgebung aufhielten, wurden mehrfach Störungen durch die Jagd (u.a. auf Graugänse) beobachtet. Dabei wurden mutmaßlich im November 2018 vier Zwerggänse geschossen. Weitere Probleme, sowohl für Zwerggänse als auch andere Wasservögel, sind trockene Jahre wie 2018 und 2022, in denen mangels Trink- und Schlafgewässern die Rastbedingungen teilweise ungünstig waren. Gezielte Maßnahmen könnten diese Lage verbessern, ebenso Einschränkungen bei der Gänsejagd, wie sie bereits an der Weser und am Unteren Niederrhein etabliert wurden.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Koffijberg K, Kowallik C, Beckers B, Müller A & Pott W 2023. Zunahme von Zwerggänsen Anser erythropus in Nordrhein-Westfalen von 2011 bis 2022. Charadrius 59: 1–12.

 

 

07.03.2023

Monitoring häufiger Brutvögel startet in Saison 2023

Blaumeise
Das MhB startet in die neue Saison - auch Blaumeisen werden erfasst (© Angelika Meister)

Das Monitoring häufiger Brutvögel, kurz MhB, ist eine der wichtigsten Säulen des Vogelmonitorings in Deutschland. Auf zufällig ausgewählten Probeflächen werden Veränderungen in der Vogelwelt in unserem Land überwacht. Auch in NRW gibt es zahlreiche Probeflächen, die in den nächsten Monaten wieder ehrenamtlich erfasst werden.

Auch wenn das Wetter in NRW diese Woche es noch nicht wirklich erahnen lässt, der Frühling hat begonnen. Meisen, Baumläufer, Misteldrosseln und die ersten zaghaften Goldammern singen bereits. Ab dem 10. März startet dementsprechend das MhB in die neue Saison. Dieses Monitoringprogramm hilft Bestandsveränderungen der häufigsten Vögel zu erfassen - bundesweit sind es knapp 100 Arten, für die so Daten erhoben werden. Die Bestandstrends der Vögel sind nicht nur für den Vogelschutz bedeutend, sie können gleichzeitig wichtige Indikatoren für den Zustand von Natur und Landschaft insgesamt sein und dienen wissenschaftlichen Untersuchungen. Methodisch werden über die Brutsaison der Vögel vier Begehungen durchgeführt, bei der alle anwesenden Vögel erfasst werden. Probeflächen sind einen Quadratkilometer groß und in diesen wird in den vier Erfassungszeiträumen je einmal eine feste, ungefähr drei Kilometer lange Route abgegangen. Aufgrund der Gesangsaktivität der Vögel startet jede Route übrigens früh morgens etwa bei Sonnenaufgang. Die Vögel werden dann auf einer Karte notiert und am Ende der Erfassungen lassen sich daraus sogenannte Papierreviere bilden. Das Ganze geht selbstverständlich nicht nur auf Papier, sondern mittlerweile auch digital. Wer mitmacht, hat die Wahl zwischen drei Möglichkeiten: 1. Papier und Stift im Feld und Auswertung klassisch auf Papier; 2. Papier und Stift im Feld und Auswertung und Digitalisierung der einsgescannten Feldkarten am PC. 3. Digitale Kartierung mit Smartphone oder Tablet. Bei der Auswertung kann mittlerweile auch ein neues digitales Werkzeug helfen, das automatisiert erstellte Reviere vorschlägt. Weitere Informationen gibt es auch im aktuellen Rundbrief des MhB.

Wer sich beteiligt, wird vielfach mit schönen Morgenstimmungen und interessanten Beobachtungen belohnt. Zudem lernt man über die Jahre, die Vogelwelt des eigenen Gebietes sehr gut kennen und beobachtet auch nicht selten spannende Veränderungen. Das MhB ist ein ehrenamtliches Programm, für das wir auf Ihre Mithilfe angewiesen sind. Wer selbst aktiv werden möchte, kann sich hier weiter über das Programm informieren. Da mit diesem Programm Trends erfasst werden, die Zeitreihen erfordern, sollte allerdings möglichst eine Mitarbeit über mehrere Jahre angestrebt werden. Voraussetzung ist ansonsten lediglich die Fähigkeit, die heimischen Brutvögel sicher bestimmen zu können (auch anhand ihrer Lautäußerungen) und natürlich die Zeit, alle vier Begehungen in den vorgesehenen Erfassungszeiträumen durchzuführen.