Aktuelle Meldungen

14.04.2025

Beobachtungstipp: Fischadlerdurchzug

Fischadler
Fischadlerbeobachtungen in NRW im Jahr 2024 (Graphik © ornitho.de, Foto © Darius Stiels)

Im April ist der Frühjahrszug auf seinem ersten Höhepunkt. Fast täglich kommen neue Zugvögel in ihren Brutgebieten an, andere ziehen nur durch und verbleiben (fast) überall nur kurz. Darunter einer der faszinierendsten heimischen Greifvögel.

Fischadler sind Langstreckenzieher. Die europäischen Brutvögel haben den Winter überwiegend in Afrika südlich der Sahara verbracht. Lediglich im Süden der iberischen Halbinsel verbleiben mittlerweile ebenfalls einige Brutvögel. Fischadler gehören zu den Vogelarten mit der größten weltweiten Verbreitung. Brutvorkommen gibt es auch in Nordamerika, der Karibik und in Südostasien und Australien. In Mittel- (und Südeuropa) waren Fischadler aber nahezu ausgerottet. In NRW fand die letzte erfolgreiche Brut 1933 im Kreis Recklinghausen bei Haltern statt und in Deutschland hatte die Art nur im Osten überlebt. Die gnadenlose Verfolgung des spezialisierten Fischjägers, aber auch die DDT-Belastung im 20. Jahrhundert hatten die Bestände nahezu weltweit sinken lassen. Dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen, darunter auch die Bereitstellung spezieller Nisthilfen, erholen sich die Bestände mittlerweile. Jüngst gibt es sogar wieder (bisher noch unveröffentlichte) Berichte über Brutvorkommen in NRW. Auf dem Durchzug sind Fischadler allerdings auch bei uns recht regelmäßig zu sehen.

Fischadler sind Breitfrontenzieher, die weit weniger als andere Greifvögel darauf angewiesen sind, mit der Thermik zu fliegen. Zwar nutzen sie Aufwinde, können aber auch im Schlagflug weite Strecken zurücklegen und dabei auch Gewässer und Wüsten überqueren. Ihre Nahrung finden sie auf dem Zug quasi nebenbei. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Fisch und jagen an größeren Gewässern wie Flüssen und Seen inklusiver menschengemachter Gewässer wie Talsperren und Baggerseen. Dort ist dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zwar höher, einen Fischadler zu sehen, aber die Vögel überfliegen NRW auch fernab von Gewässern. Für Vogelbeobachtende ist das eine gute Nachricht, denn Fischadler können mit Glück eigentlich überall beobachtet werden und auch von Gärten, Terrassen und Balkons aus gesehen werden.

Wenn gut gesehen, sind Fischadler nahezu unverwechselbar. Auf größere Entfernung erinnern sie durch ihre langen Flügel manchmal an eine Möwe. Der April ist eine der besten Zeiten, um die Vögel bei uns zu sehen und wir drücken die Daumen, dass Ihr Erfolg habt. Und wer im Frühling kein Glück hat, darf sich auf Spätsommer und Herbst freuen. Dann kommen die diesjährigen Jungvögel dazu. In manchen nahrungsreichen Gebieten verbleiben die Fischadler auch etwas länger, so dass dann die Chancen auf eine Feststellung noch größer sind. Beobachtungen sollten natürlich wie gewohnt auf ornitho.de gemeldet werden.

 

 

10.04.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Verbreitung, Bruterfolg und Bestandsentwicklung des Schwarzmilans Milvus migrans in Nordrhein-Westfalen

Charadrius
Artikel-Cover: Rotmilan (© Marvin Stahl)

Schwarzmilane sind seltene Brutvögel in NRW. Ihre Bestände haben in den letzten Jahren jedoch zugenommen und die Vögel haben sich ausgebreitet. Umso wichtiger ist es, bei dieser dynamischen Entwicklung auf dem Laufenden zu bleiben. Der folgende Artikel gibt daher den breit zusammengetragenen aktuellen Wissensstand über den Schwarzmilan in NRW wieder.

Michael M. Jöbges und Jens Brune fassen die Untersuchung wie folgt zusammen: „In Nordrhein-Westfalen war der Schwarzmilan bis in die 1970er Jahre hinein nur ein unregelmäßiger Brutvogel. Seitdem gilt die Art als regelmäßiger Brutvogel. Insbesondere seit der Jahrtausendwende hat der Schwarzmilan NRW in unterschiedlicher Dichte besiedelt und sein Verbreitungsareal, bezogen auf Deutschland, geringfügig ausgeweitet. In NRW erreicht der Schwarzmilan seine nordwestliche Verbreitungsgrenze. Auffällig ist die Besiedlung der halboffenen Agrarlandschaft auch weitab von Gewässern. Aufgrund seiner großen Raumnutzung ist eine Lokalisierung der Brutplätze schwierig. Die Autoren schätzen den aktuellen Brutbestand auf 90 bis 100 Reviere, wobei eine Verlangsamung der positiven Bestandsentwicklung in jüngster Zeit beobachtet wird..“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

08.04.2025

Anmeldung Birdrace 2025 gestartet

Bruchwasserläufer
In manchen Jahren rasten am Tag des Birdrace viele Bruchwasserläufer, in anderen Jahren ist die Art kaum zu finden
(© Hans Glader)

Für manche ist es der höchste ornithologische Feiertag, andere nehmen es ernster, aber letztlich steht für alle Teilnehmenden immer die Freude an der Vogelbeobachtung im Mittelpunkt. Am 03. Mai ist das Birdrace 2025 und die Anmeldung wurde gerade eröffnet.

Beim Birdrace geht es darum, einen ganzen Tag lang gemeinsam draußen in der Natur Vögel zu beobachten. Ziel ist es, innerhalb von 24 Stunden von Mitternacht bis Mitternacht in seiner Stadt oder seinem Kreis möglichst viele wildlebende Vogelarten zu beobachten. Es ist egal, ob die Vögel gesehen oder gehört werden. Beim Birdrace rennen also nicht die Vögel, sondern die Beobachtenden. Manche mögen den kompetitiven Teil, wobei auch hier der olympische Gedanke im Vordergrund steht. Es gibt aber keine Dopingagentur und als Dopingmittel gelten vor allem Süßigkeiten und Kaffee oder Tee. Zwar gibt es auch einige Preise zu gewinnen, aber diese werden verlost und hängen nicht von der Artenzahl ab. Für die Zahl der festgestellten Arten zählt am Ende das Ehrenwort.

Beim Birdrace geht es aber um viel mehr als um eine lange Artenliste. Das Birdrace ist auch ein Spendenrennen. Es werden wieder Spenden für einen guten Zweck gesammelt. In diesem Jahr kommt das Geld dem neuen Atlas Deutscher Brutvögel (ADEBAR 2) zugute. Dieser wird nach Fertigstellung eine ganz wichtige Basis für Vogelschutz und Vogelforschung in Deutschland werden. Beim Birdrace werden außerdem wieder ehrenamtlich Tausende ornithologische Daten erhoben, die unser Wissen über die Vogelwelt deutlich erweitern. Vor allem aber ist das Birdrace eine tolle Gelegenheit, Werbung für die Vogelbeobachtung als Hobby zu machen, aber eben auch auf Bedrohungen für die Vogelwelt aufmerksam zu machen. Glücklich sind die Teams, die noch eine sichere Stelle für den Feldsperling oder einen Girlitz entlang ihrer Route haben.

Die Regeln entsprechen denen der Vorjahre. Alle Teammitglieder können entweder gemeinsam im gleichen Kreis unterwegs sein oder, in der flexiblen Variante, die Mitglieder haben sich jeweils auf verschiedene Kreise aufgeteilt. Neben der Gesamtzahl gibt es eine Singvogel-Wertung, die auch Kreisen im Binnenland eine realistische Siegeschance einräumt. Teams bestehen aus zwei bis fünf Personen, natürlich darf auch alleine gestartet werden, aber die meisten möchten das Gemeinschaftsgefühl. Viele Teams sind umweltfreundlich unterwegs (per Rad, zu Fuß bzw. mit Öffis), aber auch Autoteams gibt es natürlich weiterhin, was nicht zuletzt auch mobilitätseingeschränkten Personen eine faire Teilnahme ermöglicht. Wie immer gilt aber natürlich: Das Wohl der Vögel geht vor!

Das Birdrace gibt es nun seit mehr als 20 Jahren und wir in NRW sind ein bisschen stolz, das Ursprungsland dieser tollen Idee in Deutschland unser eigen nennen zu dürfen. Wir hoffen dementsprechend, unser Bundesland ist wieder überragend vertreten. Alle Details und die Anmeldung gibt es hier.

Wir drücken die Daumen, dass das Wetter mitspielt, die Neuntöter schon angekommen sind, es endlich mit dem Nemesisvogel klappt, der Wecker laut genug am Morgen klingelt, der einzige Limikolenrastplatz im Kreis nicht verwaist ist und der Schwarzstorch bei der Mittagsrast über allen Teilnehmenden eine Extrarunde kreist.

 

 

03.04.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Brut- und Rastbestand des Rotmilans Milvus milvus im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde 2004 bis 2023

Charadrius
Artikel-Cover: Rotmilan
(© Margret Bunzel-Drüke)

Das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde in Westfalen ist eines der wenigen Gebiete in Deutschland, in denen größere Agrarlandschaftsflächen einen nennenswerten Schutzstatus genießen. Eine der Vogelarten dort, für die das Gebiet eine besondere Bedeutung hat, ist der Rotmilan.

Jens Brune und Ralf Joest dokumentieren Vorkommen und Häufigkeit des Rotmilans in den letzten fast 20 Jahren zusammenfassend so: &bdquoDer Rotmilan gehört zu den besonderen Schutzgütern im Europäischen Vogelschutzgebietes Hellwegbörde. Diese Arbeit gibt einen Überblick über den Brut- und Rastbestandes des Rotmilans seit der Gebietsausweisung im Jahr 2004 bis 2023. Die aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen Schätzungen des Brutbestandes des Rotmilans im Vogelschutzgebiet schwanken zwischen 21 und 32 Paaren um einen Mittelwert von 27 Paaren. Damit ist für das gesamte Vogelschutzgebiet keine langfristige Bestandszunahme oder -abnahme erkennbar. Auf einer 375 km² großen Probefläche im östlichen Teil des Vogelschutzgebietes hat der Brutbestand von 2018 bis 2023 von 15 auf 26 Paare zugenommen. Die Rastbestände wurden von 2009 bis 2023 bei synchronen Stichtagzählungen um die Monatswende August / September erfasst. An den drei jährlich erfassten größten Schlafgebieten lag der Bestand zwischen 42 und 241, im Mittel bei 111 Rotmilanen. Dabei ist kein deutlicher Trend zu erkennen.“

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27.03.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Außergewöhnliche Brut eines Mäusebussards Buteo buteo in der Kölner Innenstadt mit sehr hohem Straßentaubenanteil an der Nahrung

Charadrius
Artikel-Cover: Mäusebussard
(© Hermann Knüwer)

Mäusebussarde sind natürlich als Beutegreifer von Kleinsäugern wie Nagetiere bekannt. Dass ihre Ernährung aber auch flexibler sein kann, zeigt die folgende Untersuchung.

Brezivecki et al. fassen Ihrer Erkenntnisse so zusammen: &bdquoIm Jahr 2023 kam es in der Kölner Innenstadt im Umfeld nahezu lückenloser Bebauung zu einer Mäusebussardbrut, aus der zwei Jungbussarde hervorgingen. Am Brutplatz in einem Großgarten wurden Überreste von 92 Straßentauben, fünf anderen Tauben und sechs weiteren Vögeln gefunden. Hinweise auf andere Beutetierarten gab es nicht. Die aufgefundene Beute entspricht etwa 80 % der tatsächlich verbrauchten Biomasse. Diesem Befund zufolge ernährte sich die Familie in der Brutzeit mindestens zu 70 %, wahrscheinlich aber zu etwa 90 % von Straßentauben. Das Beispiel zeigt, dass auch Mäusebussarde in besonderen Situationen substanziell auf die in Städten eher unerwünschten Straßentauben zugreifen können.“

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22.03.2025

Vogelarten der Binnengewässer erfassen

Haubentaucher
Haubentaucher (© Hans Glader)

Der 22. März ist Weltwassertag. Ein guter Zeitpunkt, um auf unser Monitoring der Binnengewässer und Röhrichtbrütetr aufmerksam zu machen. Die Kartiersaison startet in Kürze. Wer Lust hat, mitzumachen, ist herzlich eingeladen, brütende Wasservögel zu kartieren. Es handelt sich um ein Trendmonitoring, aber die Daten stehen natürlich auch für ADEBAR 2 zur Verfügung.

Brutvögel der Binnengewässer sind aufgrund der punktuellen oder linearen Verteilung geeigneter Lebensraumelemente bei uns nicht flächendeckend verbreitet. Trends der Brutbestände sind daher vielfach nicht gut über Monitoringprogramme häufiger Brutvögel mit ihren zufälligen Untersuchungsgebieten zu bestimmen. Die Erfassung der Brutvögel der Binnengewässer soll deshalb über die möglichst vollständige (flächendeckende) Erfassung gezielt ausgewählter Zählgebiete erfolgen. Mögliche Flächen sind Binnengewässer aller Art oder deren Teilbereiche. Dazu zählen z.B. Teiche, Seen inklusive Abgrabungsgewässer, Kläranlagen, Rieselfelder oder Fließgewässer wie Bäche, größere Gräben, Flüsse bzw. deren Teilbereiche inklusive der Auengewässer. In NRW haben wir zudem zahlreiche Parkgewässer. Vielfach bieten sich Untersuchungsgebiete an, die auch bereits im Rahmen der Wasservogelzählung erfasst werden.

Mit dem Binnengewässermodul werden maximal 39 Vogelarten erfasst. Zielarten sind insbesondere typische Wasservogelarten wie Lappentaucher, Schwäne, Gänse, Enten, Rallen sowie typische Fließgewässerarten. Darüber hinaus umfasst das Artenset einige weitere Arten, die regelmäßig bei Erfassungen in Feuchtgebieten angetroffen werden. Optional existiert eine erweiterte Artenliste mit Röhrichtbrütern, die zusätzlich erfasst werden können, sofern der Lebensraum geeignet ist. Aufgrund der hohen Zahl an bearbeiteten Arten kommt diesem Monitoring-Modul eine hohe Bedeutung zur Erfassung bundesweiter Bestandstrends zu. Es gibt auch ein eigenes Modul für reine Schilfbestände  – beim Modul für Röhrichtbrüter erfolgt die Erfassung der Vögel entlang eines Transektes und nicht flächig. In NRW existiert aber wahrscheinlich nur eine begrenzte Zahl an geeigneten Röhrichtflächen.

Die Module sind in anspruchsvollen Gebieten vermutlich kein reines Einsteigerprogramm. Andererseits reicht es aus, die zu untersuchenden Arten sicher an Aussehen und Stimme zu erkennen. Bei großen Gewässern ist sicher ein Spektiv hilfreich, an Parkgewässern u.ä. reicht meist ein Fernglas. Der Kartierungszeitraum reicht von April bis Juni und umfasst drei Begehungen. Zusätzliche Nachtbegehungen für Rallen und Schwirle in geeigneten Lebensräumen sind optional. An Mittelgebirgsbächen können dagegen sogar zwei Begehungen ausreichen, da hier meist nur wenige Arten erfasst werden (Eisvogel, Gebirgsstelze, Wasseramsel)  – an artenärmeren Gewässern eignet sich das Modul also auch als idealer Einstieg in das Monitoring seltener Brutvögel. Das Modul ist zudem eine ideale Ergänzung zur Wasservogelzählung, da die Erfassungszeiträume nur wenig überlappen. Bitte beachten Sie, dass wie bei allen Programmen in Schutzgebieten entsprechende Verordnungen (kein Verlassen der Wege etc.) eingehalten werden müssen. Darüber hinaus ist es aber natürlich auch immer sinnvoll, sich mit lokalen Schutzgebietsbetreuern (oft Biologische Stationen) abzusprechen. Die Datenerfassung im Feld erfolgt bequem über eine spezielle Eingabemaske in der NaturaList-App oder daheim über ornitho.de. Eine ausführliche Einführung in das Modul und Links zum wichtigen Merkblatt, der Mitmachbörse (weitere Gebiete richten wir gerne ein) und allen Anleitungen finden sich gebündelt hier.

Bei Interesse oder Fragen helfen wir gerne (geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de). Wir freuen uns über Ihr Engagement!

 

 

20.03.2025

Weltspatzentag 2025

Feldsperling
Der Feldsperling ist in NRW der unbekanntere und seltenere Verwandte des Haussperlings
(© Hans Glader)

Heute ist Weltspatzentag. Auch in Nordrhein-Westfalen leben zwei Sperlingsarten. Der bekannte Haussperling, der oft einfach als Spatz bezeichnet wird, und der weniger bekannte Feldsperling.

Spatzen stehen wie kaum eine andere Vogelgruppe für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Haussperlinge sind als Kommensalen des Menschen eigentlich aus unserer Umgebung nicht mehr wegzudenken. Wahrscheinlich breitete sich die Art in Europa in den vergangenen Jahrtausenden seit der neolithischen Revolution mit der Ausbreitung der Landwirtschaft aus. Der Ursprung ihrer Verbreitung hat demnach wahrscheinlich irgendwo im Bereich des fruchtbaren Halbmondes oder seiner Umgebung gelegen. Haussperlinge entwickelten im Laufe der Zeit erstaunliche Anpassungen. Sie brüten heute vielfach an menschlichen Behausungen und in Mitteleuropa findet man höchstens nur noch vereinzelt frei hängende Nester in Bäumen. Die Anpassungen an den Menschen gehen aber noch sehr viel weiter. Aktuelle Studien zeigen auch physiologische bzw. genetische Anpassungen an den Kommensalismus mit dem Menschen (Ravinet et al 2018, PRSLB). Die Ausbreitung der Art hat mittlerweile auch andere Kontinente erreicht. Dort treten Haussperlinge als invasive Art allerdings in Konkurrenz mit heimischen Arten. In Europa gehören Haussperlinge leider zu den Arten, deren Bestände langfristig extrem stark abgenommen haben. Insgesamt sind es Millionen Vögel weniger als noch vor einigen Jahrzehnten.

Die zweite Art, der Feldsperling, war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein - kurz hinter dem Haussperling - vielerorts die zweithäufigste Art des Siedlungsraumes. Mittlerweile sind Feldsperlinge aus vielen Städten und Dörfern in NRW verschwunden die landesweiten Bestände befinden sich leider im freien Fall. Neben dem langfristigen Bestandsrückgang soll es auch kurzfristige Bestandsabnahmen geben, die aktuell genauer untersucht werden (Aufruf des DDA). Feldsperlinge sind etwas kleiner als Haussperlinge. Die Geschlechter sind anders als beim Haussperling gleich gefärbt und die braune Kopfplatte mit dem schwarzen Wangenfleck ist kennzeichnend. Feldsperlinge leben gerne in den ebenfalls selten gewordenen Streuobstwiesen. Als Höhlenbrüter nisten sie zwar auch an Gebäuden und in menschlichen Strukturen, nehmen aber auch häufig natürliche Baumhöhlen und lassen sich sogar mit Nistkästen unterstützten.

 

 

20.03.2025

Charadrius-Schwerpunktheft Greifvögel: Populationsdynamik des Habichts Accipiter gentilis bei Bielefeld: ein Zwischenbericht nach 50 Jahren

Charadrius
Artikel-Cover: Habicht (© Oliver Krüger)

Bestandsschwankungen von Populationen stehen seit langer Zeit im Fokus der Ökologie. Nur selten jedoch liegen Daten über einen so enorm langen Zeitraum vor wie bei dieser Studie, die Habichte im Grenzgebiet von NRW und Niedersachsen seit mittlerweile einem halben Jahrhundert untersucht.

Krüger et al. fassen Ihrer Analysen so zusammen: „Seit 1975 wird in einem Untersuchungsgebiet von 250 km2 Größe zwischen Bielefeld und Osnabrück die Populations- und Reproduktionsdynamik des Habichts Accipiter gentilis erfasst. Die Dynamik zeigt nach einem Tiefpunkt in den 1980er Jahren drei Jahrzehnte des Populationsanstiegs bis zu Dichten von acht Brutpaaren auf 100 km2, die zwischen 2010 und 2015 erreicht wurden, danach sank die Dichte wieder leicht ab. Die Reproduktionsdynamik weist große jährliche Schwankungen ohne Dichtebezug auf. Dichteregulation erfolgt wahrscheinlich über Habitatheterogenität: bei zunehmender Dichte werden sukzessiv immer mehr Territorien niedriger Qualität besetzt. Über die letzten Jahrzehnte ist der Anteil einjähriger Weibchen in der Brutpopulation signifikant zurückgegangen. In den letzten Jahren scheint sich ein Paradigmenwechsel anzubahnen, mehr und mehr Standardreviere sind verwaist, in fast allen haben sich Brutpaare des Uhus Bubo bubo angesiedelt. Die wissenschaftliche Begleitung dieses neuen, dynamischen Gleichgewichtes zwischen Uhu und Habicht ist eine der Kernfragen für die nächsten Jahrzehnte.“

Das mehr als 130 Seiten starke Schwerpunktheft Greifvögel mit diesem und vielen anderen wichtigen Artikeln ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.