Aktuelle Meldungen

27.03.2024

NWO-Preise 2024 vergeben

Hubertus Illner
Hubertus Illner erhält den Preis von Henning Vierhaus (© Kathrin Schidelko)
Gianna Allera
Gianna Allera erhielt den NWO-Förderpreis
(© privat)

Die NWO fördert Vogelkunde und Vogelschutz in NRW. Eine Möglichkeit dies zu machen, ist die Menschen zu unterstützen und zu ehren, die sich besonders um diese Themen verdient gemacht haben. Dazu vergibt die NWO jährlich zwei Preise. So auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung.

Der NWO-Preis ehrt Menschen für langjährige Verdienste in Vogelkunde und Vogelschutz. Dieses Jahr erhielt den Preis Hubertus Illner, der sich seit rund fünf Jahrzehnten engagiert. So im Eulenschutz, als Mitbegründer und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz und natürlich im Schutz der Weihen, insbesondere der Wiesenweihe in der Hellwegbörde, ein Einsatz für den er vielleicht landesweit am bekanntesten ist. Die ausführliche Laudatio von Joachim Drüke und Henning Vierhaus kann hier nachgelesen werden.

Der zweite vergebene Preis ist der NWO-Förderpreis, der alljährlich an Nachwuchsornitholog:innen vergeben wird. Dieses Jahr wurde er an Gianna Allera vergeben. Sie erhält den Preis für ihre Bachelorarbeit „Einfluss von Standortfaktoren auf den Besetzungserfolg von Mehlschwalbennisthilfen im Raum Münster“. Die umfassende Laudatio kann hierheruntergeladen werden.

Einen Überblick über die NWO-Preisträger:innen und Ihre Verdienste haben wir hier zusmammengestellt. Ein Blick auf die Zusammenstellung der bisherigen Nachwuchspreisträger:innnenzeigt, dass nicht wenige der ehemaligen Förderpreisträger:innen bis heute in Vogelkunde und Vogelschutz aktiv sind. Eine Tatsache, die uns besonders freut und auf die wir auch ein bisschen stolz sind.

Die Preis-Jury der NWO freut sich übrigens immer über Vorschläge zu möglichen Preisträger:innen. Bitte machen Sie eifrig davon Gebrauch, Vorschläge einzureichen.

 

 

27.03.2024

Neue Vogelwelt mit Artikeln zu Grauammer und Trauerseeschwalbe aus NRW

Feldsperling
Vogelwelt 141, Heft 4 (Foto G. & R. Kistowski)

Die Zeitschrift „Die Vogelwelt – Beiträge zur Vogelkunde“ ist die deutschsprachige bundesweite Zeitschrift für Avifaunistik und Vogelschutz. Sie wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten und vom Aula-Verlag herausgegeben. Im aktuellen Heft geht es auch um Grauammern und Trauerseeschwalben in NRW

Das Cover des aktuellen vierten Heftes des bereits 141. Jahrgangs(!) ziert eine Trauerseeschwalbe. Insgesamt widmen sich drei Beiträge diesen eleganten Vögeln. Ein Artikel vergleicht die Überlebensraten erwachsener Brutvögel aus den Niederlanden, Deutschland und der Ukraine. Aus Deutschland flossen auch Daten von der Kolonie am Bienener Altrhein ein. Einer der Autor:innen ist Achim Vossmeyer vom NZ Kleve. Die beiden anderen Trauerseeschwalben-Artikel beschäftigen sich mit Kolonien im Osten Deutschlands, sind aber natürlich nicht minder von Interesse. So zeigt Jochen Bellebaum die hohe Bedeutung von Insekten als Nahrung für Küken auf, was vor dem Hintergrund des Insektensterbend natürlich auch Naturschutzimplikationen hat. Ein Artikel widmet sich dagegen der Mortalität adulter Wespenbussarde auf dem Zug, die anhand von Satellitentelemetrie untersucht wurde. Der erste Artikel des Heftes ist aus NRW. Sandra Neißkenwirth et al. (Co-Autoren u.a. von der ABU Soest) analysieren Bestandszunahme, Revierverhalten und Habitatwahl der Grauammer im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde. Sie unterstreichen in ihrer Diskussion die Bedeutung selbstbegrünender Brachen.

Auch das Editorial des Heftes ist lesenswert. Hier macht Martin Flade darauf aufmerksam, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium kürzlich die Verpflichtung für Landwirt:innen abgeschafft hat, 4 % der Ackerfläche als Brache anzulegen. Er schlussfolgert: „Die Zahlen sind da, die Fakten liegen auf dem Tisch, die politischen Entscheidungen werden aber nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern durch lautstarken Lobbyismus getrieben.

Am Ende des Heftes gibt es noch die Rubrik DDA-Aktuell mit neusten Nachrichten unseres Dachverbandes. Für NWO-Mitglieder ist das Abonnement der Vogelwelt ermäßigt.

 

 

20.03.2024

Weltspatzentag 2024

Feldsperling
Der Feldsperling ist in NRW der unbekanntere und seltenere Verwandte des Haussperlings
(© Hans Glader)

Heute ist Weltspatzentag. Auch in Nordrhein-Westfalen leben zwei Sperlingsarten. Der bekannte Haussperling, der oft einfach als Spatz bezeichnet wird, und der weniger bekannte Feldsperling.

Spatzen stehen wie kaum eine andere Vogelgruppe für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Haussperlinge sind als Kommensalen des Menschen eigentlich aus unserer Umgebung nicht mehr wegzudenken. Wahrscheinlich breitete sich die Art in Europa in den vergangenen Jahrtausenden seit der neolithischen Revolution mit der Ausbreitung der Landwirtschaft aus. Der Ursprung ihrer Verbreitung hat demnach wahrscheinlich irgendwo im Bereich des fruchtbaren Halbmondes oder seiner Umgebung gelegen. Hausssperlinge entwickelten im Laufe der Zeit erstaunliche Anpassungen. Sie brüten heute vielfach an menschlichen Behausungen und in Mitteleuropa findet man höchstens nur noch vereinzelt frei hängende Nester in Bäumen. Die Anpassungen an den Menschen gehen aber noch sehr viel weiter. Aktuelle Studien zeigen auch physiologische bzw. genetische Anpassungen an den Kommensalismus mit dem Menschen (Ravinet et al 2018, PRSLB). Die Ausbreitung der Art hat mittlerweile auch andere Kontinente erreicht. Dort treten Haussperlinge als invasive Art allerdings in Konkurrenz mit heimischen Arten. In Europa gehören Haussperlinge leider zu den Arten, deren Bestände langfristig extrem stark abgenommen haben. Insgesamt sind es Millionen Vögel weniger als noch vor einigen Jahrzehnten.

Die zweite Art, der Feldsperling, war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein - kurz hinter dem Haussperling - vielerorts die zweithäufigste Art des Siedlungsraumes. Mittlerweile sind Feldsperlinge aus vielen Städten und Dörfern in NRW verschwunden die landesweiten Bestände befinden sich leider im freien Fall. Feldsperlinge sind etwas kleiner als Haussperlinge. Die Geschlechter sind anders als beim Haussperling gleich gefärbt und die braune Kopfplatte mit dem schwarzen Wangenfleck ist kennzeichnend. Feldsperlinge leben gerne in den ebenfalls selten gewordenen Streuobstwiesen. Als Höhlenbrüter nisten sie zwar auch an Gebäuden und in menschlichen Strukturen, nehmen aber auch häufig natürliche Baumhöhlen und lassen sich sogar mit Nistkästen unterstützten.

 

 

18.03.2023

Rückblick auf die Mitgliederversammlung und Jahrestagung 2024

Gruppenbild
Gruppenbild der Jahrestagung 2023
(© Kathrin Schidelko)

Am gestrigen Sonntag, den 18.03.2023 fand unsere Mitgliederversammlung und Jahrestagung statt. Es gab ein vielfältiges Programm, spannende Vorträge und leckeres Essen.

Insgesamt fanden sich rund 70 Ornis zum diesjährigen Höhepunkt des NWO-Jahres in der Natur- und Umweltakademie (NUA) in Recklinghausen ein. Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Mitgliederversammlung. Details werden wie gewohnt in einem Protokoll in unseren NWO-Mitteilungen nachzulesen sein. Wir freuen uns sehr, dass Dr. Bruno Walther in den Beirat gewählt wurde. Selbstverständlich gab es Berichte aus dem Vorstand sowie aus der Redaktion des Charadrius, der seit diesem Jahr in neuem Gewand erscheint. Auch ein Überblick über die Finanzlage gehört natürlich zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung. Den diesjährigen NWO-Preis erhielt Hubertus Illner für seine Verdienste um die nordrhein-westfälische Ornithologie, insbesondere seine jahrzehntelangen Einsatz für den Schutz von Wiesenweihe und Rohrweihe in der Hellwegbörde. Die Laudatio hielt Henning Vierhaus. Der Förderpreis der NWO ging an Gianna Allera für ihre Bachelorarbeit über Mehlschwalben.

Nach der ersten Kaffeepause ging es dann in das inhaltliche Programm. Peter Herkenrath berichtete aus der Vogelschutzwarte. So steht dieses Jahr beispielsweise ein neuer Vogelschutzbericht an. Dr. Christoph Sudfeldt (DDA) und Jonas Brüggeshemke stellten das neue bundesweite Atlasprojekt ADEBAR 2 vor. Schon traditionell ist das Vogelquiz vor der Mittagspause, das in hervorragender Art und Weise von Michael Schmitz organisiert wurde. Es gab Gelegenheit, die eigenen Kenntnisse über die Vogelbestimmung anhand von Fotos und Tonaufnahmen zu verbessern, sich zu ärgern, weil der erste Eindruck richtiger als der zweite war und zu jubeln, dass man eine Art doch erkannt hat. Am Ende standen drei Sieger fest: Daniel Duff und Jonas Brüggeshemke sowie Jörn Tupay hatten die meisten Arten richtig erkannt und freuten sich über schöne Buchpreise. Danach konnten sich alle Teilnehmenden bei leckeren Suppen stärken und auf dem Flur und im Garten bei Fachgesprächen austauschen.

Vogelquiz
So sehen Sieger aus: Jonas Brüggeshemke, Daniel Duff und Jörn Tupay gewinnen das Vogelquiz (© Kathrin Schidelko)

Das Nachmittagsprogramm begann mit einem Vortrag von Franco Cassese über die Errichtung eines Spatzenturmes in Hagen, ein schönes Beispiel für Artenschutz im Siedlungsraum. Jörg Hadasch, Carl-Henning Loske und Klaus Nottmeyer stellten ihr Projekt zur Saatkrähenberingung in Westfalen vor und gaben spannende Einblicke in die Ökologie dieser Art, die leider manchmal Gegenstand von Mensch-Tier-Konflikten ist. Jonas Brüggeshemke präsentierte das Austernfischer-Projekt der Universität Osnabrück und ging dabei vor allem auf die Brut- und Nahrungsökologie dieser Art im urbanen Raum am Beispiel der Stadt Münster ein. Nach Kaffee, Kuchen und Tagungsphoto berichtete die AviKom (Daniel Hubatsch und Tobias Rautenberg) mit tollen Fotos über erstaunliche Seltenheiten, die im Jahr 2023 in NRW beobachtet wurden. Mit der Dünnschnabelmöwe gab es 2023 einen Erstnachweis für NRW. Den Abschlussvortrag hielt Dr. Peter Prokosch, der uns mitnahm, die ostatlantische Vogelzugroute zu erkunden. Er wusste von jahrzehntelanger Forschung zwischen Sibirien, dem Wattenmeer und Westafrika zu berichten.

Wir bedanken uns bei allen Referent:innen, allen Teilnehmenden und allen an der Organisation Beteiligten für die rundum gelungene Tagung!

Weitere Fotos der Veranstaltung gibt es übrigens auf unserer Facebook-Seite.

 

 

18.03.2024

Nutzung von Borkenkäferflächen im Nationalpark Eifel durch den Baumpieper

Baumpieper
Baumpieper (© Hans Glader)

Baumpieper sind eine gefährdete Vogelart, die häufig Ökotone wie den Übergang vom Wald zum Offenland besiedelt. Henrike Raabe, Katja Heubel und Sönke Twietmeyer haben untersucht, ob Borkenkäferflächen im bisher einzigen Nationalpark von NRW in der Eifel von diesen Singvögeln angenommen werden.

Die Siedlungsdichte der Baumpieper betrug auf den Entnahmeflächen 1,18 Reviere/10 ha und auf den Käferflächen ohne Entnahme 0,4 Reviere/10 ha. Entnahmeflächen, auf denen eine aktive flächendeckende Holzentnahme stattgefunden hatte, wurden signifikant häufiger als Brutreviere angenommen im Gegensatz zu Käferflächen, welche lediglich durch einen natürlichen Zerfall der Nadelbäume gekennzeichnet waren. Die Chance für das Auffinden eines Reviers auf den Entnahmeflächen sank mit fortschreitender Sukzession. Folglich profitierte der Baumpieper vor allem bei geringer Sukzession der Vegetation von den Entnahmeflächen. Dieser positive Effekt kann durch das Unterlassen einer aktiven Aufforstung verstärkt werden, sodass junge Sukzessionsstadien länger Bestand haben und somit einen geeigneten Lebensraum darstellen. Das Belassen einzelner toter Bäume auf den kahlgeschlagenen Flächen führt zu einer weiteren Aufwertung der Flächen für den Baumpieper. Diese werden als Singwarten und Ausgangspunkte für ihren charakteristischen Singflug genutzt. Die erfassten unbehandelten Käferflächen befanden sich noch in einem jungen Stadium des Zerfalls, so dass die Flächen überwiegend von stehendem Totholz und nur wenig freien Bodenflächen geprägt waren. Vermutlich aus diesem Grund wurden diese Flächen nur geringfügig angenommen, lediglich in Verbindung mit angrenzenden Offenlandstrukturen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Siedlungsdichte der Baumpieper auf diesen Flächen mit fortschreitendem Zerfall entwickeln wird.

Publikation:
Raabe H, Heubel K & Twietmeyer S 2024. Untersuchung zur Annahme von Borkenkäferflächen im Nationalpark Eifel durch den BaumpieperAnthus trivialis. Charadrius 60: 51–59.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

11.03.2024

Rastvorkommen und Habitatwahl des Mornellregenpfeifers in der Hellwegbörde

Mornellregenpfeifer
Mornellregenpfeifer (© Darius Stiels)

Mornellregenpfeifer stehen bei vielen Birdern jeden Spätsommer ganz oben auf der Beobachtungs-Wunschliste. Moritz Meinken, Wieland Heim und Ralf Joest haben die Lebensraumansprüche, Vorkommen und mögliche Gefährdungen im Jahr 2020 im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde genauer untersucht.

Die Autoren fassen ihre Analyse so zusammen: Im Spätsommer 2020 wurden im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde (Kreis Soest, NRW) sieben Rastgebiete des Mornellregenpfeifers standardisiert nach der Art abgesucht. Mornellregenpfeifer wurden zwischen dem 15.08. und 03.09. mit insgesamt 102 Ind. und einem Jungvogelanteil von 41,3 % gefunden. Außerhalb der regelmäßigen Kontrollen wurden weitere 48 Ind. festgestellt. Unter Einbeziehung der Beobachtungen Dritter aus dem Portal ornitho.de betrug die Summe der Tagesmaxima 369. Die meisten Individuen rasteten in der Kahlen Mark bei Erwitte, wo das Rastvorkommen zwischen dem 27. und 31.08. sein Maximum erreichte. Der Status der Rastplätze Kahle Mark und Sommerhof mit nationaler bzw. landesweiter Bedeutung hat sich im Jahr 2020 bestätigt. Die Kahle Mark stellte sich im Spätsommer 2020 als einer der bedeutendsten Rastplätze in ganz Deutschland heraus. Für den Mornellregenpfeifer hatte das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde in dieser Zugperiode die landesweit größte Bedeutung. Rastende Vögel zeigten gegenüber Vertikalstrukturen wie Gebäuden Meideverhalten. Rastplätze des Mornellregenpfeifers sollten weiträumig frei von vertikalen Strukturen – u.a. Windenergieanlagen – bleiben, um ihre Funktion zu gewährleisten.

Publikation:
Meinken M, Heim W & Joest R 2024. Rastvorkommen und Habitatwahl des Mornellregenpfeifers Charadrius morinellus im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde im Jahr 2020. Charadrius 60: 39–49.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

05.03.2024

Neue Saison steht vor der Tür: Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel

Blaumeise
Blaumeisen sind häufige Brutvögel in NRW
(© Hans Glader)

Meisen, Singdrosseln und viele andere singen bereits. Der Start in die Saison des Monitorings häufiger Brutvögel (MhB) steht unmittelbar bevor. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um Bestandstrends und deren Ursachen besser zu verstehen.

Häufige Brutvögel sind entscheidend für das Ökosytem. Sie machen in der Regel die große Anzahl, aber auch nicht selten die entscheidende Vogel-Biomasse in unseren Lebensräumen aus. Viele von ihnen haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten zudem starke Bestandsveränderungen erfahren, einige positiv, andere ehemalige Ubiquisten stehen heute auf der Roten Liste. Das Überwachen der Bestandstrends dieser Vögel ist also von enormer Bedeutung. Bundesweit hat der DDA eine Liste von 99 Vogelarten identifiziert, deren Populationsveränderungen nach Möglichkeit mit dem MhB überwacht werden sollen. Dazu brauchen wir Ihre Mithilfe.

Beim MhB wird die Brutvogelwelt auf 1 km2 großen Probeflächen im Rahmen einer Linienkartierung entlang öffentlicher Wege erfasst. Dazu wird die Fläche pro Jahr viermal in festgelegten Zeiträumen zwischen dem 10. März und 20. Juni erfasst. Die Flächen sind zufällig verteilt. Kürzlich wurde beschlossen, das MhB auch in NRW deutlich auszuweiten. Deshalb wurden nun weitere Flächen für die Bearbeitung bereitgestellt. Auch in Ihrer Nähe gibt es sicherlich freie Untersuchungsgebiete. Voraussetzung, um mitzumachen, ist vor allem die Fähigkeit, die heimischen Vögel sicher an Aussehen und Lautäußerungen zu erkennen und sich in die Methode einzuarbeiten. Dazu gehört insbesondere die Kenntnis der anzuwendenden Brutzeitcodes. Das MhB ist damit die „Königsdisziplin“ unter den Monitoringprogrammen. Gleichzeitig kann die Datenaufnahme und Übertragung bequem über die NaturaList-App (Android) erfolgen. Die Erstellung der Reviere kann zudem mittlerweile weitestgehend automatisiert durchgeführt werden. Die Details zum Programm sind hier zusammengefasst. Freie Untersuchungsgebiete können einfach über eine Mitmachbörse ausgewählt werden.

Bei Interesse oder weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung (geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de). Wir freuen uns über Ihr Engagement!

 

 

04.03.2024

Der Kiebitz im Kreis Warendorf als Beispiel für das Artensterben

Kiebitz
Kiebitz (© Hans Glader)

Kiebitze zeigen in den letzten Jahren starke Bestandsrückgänge. Das gilt auch für den Kreis Warendorf. Anuschka Tecker, Kristian Lilje und Aline Förster sehen darin ein Beispiel für das Artensterben und fordern systemische Lösungen.

Ihren Beitrag fasst das Team wie folgt zusammen: So wie der Gesamtbestand des Kiebitzes in Nordrhein-Westfalen nimmt auch der Bestand im Kreis Warendorf immer weiter ab. Zuletzt sank er zwischen 2012 und 2022 um 30 % von 700 auf nur noch 490 Revierpaare. Dabei brüten aktuell 95 % der Kiebitzpaare auf Ackerflächen und davon knapp 30 % einzeln auf einer Fläche. Für die Stabilisierung des Bestandes müssten 70 % der Brutpaare auf Äckern einen Bruterfolg von mindestens 0,8 flüggen Küken pro Paar erreichen. Dafür sind im Kreis Warendorf wirksame Schutzmaßnahmen auf über 100 Ackerschlägen nötig. Die Ergebnisse des bundesweiten Projekts “Sympathieträger Kiebitz” zeigen, welche Maßnahmen auf Ackerflächen wirksam sind. Danach reichen sowohl der Gelegeschutz als auch die Anlage von trockenen, selbstbegrünten Ackerbrachen nicht aus. Nur auf selbstbegrünten Ackerbrachen mit erreichbaren Nassstellen wird der notwendige Bruterfolg erreicht. Zusätzlich ist die Anlage von größeren „Hot-Spot-Flächen“ als Optimalhabitate mit ausreichender Feuchtigkeit und Nahrungsverfügbarkeit nötig. Die Wasserverfügbarkeit ist ein zentraler Faktor, der aber in der intensiven Agrarlandschaft auf den meisten Flächen fehlt. Mit der Fortführung der Schutzbemühungen im aktuellen Umfang ist ein weiterer ungebremster Bestandseinbruch absehbar. Der Kiebitz ist nur eine Art, die vom erheblichen Artensterben in der Kulturlandschaft betroffen ist. Einzelne Artenschutzmaßnahmen können dieses Phänomen nicht ausreichend abmildern, weil sie nicht an den Ursachen ansetzen. Die systemischen Ursachen erfordern systemische Lösungen: eine umfassende sozial-ökologische Agrarwende hin zu einer extensiveren, kreislauforientierten, biologischen Produktion von überwiegend pflanzlichen Nahrungsmitteln und zu einer flächigen Renaturierung von geschädigten Ökosystemen.

Publikation:
Tecker A, Lilje K & Förster A 2024. Der Kiebitz Vanellus vanellus im Kreis Warendorf als Beispiel für das Artensterben – Systemische Lösungen müssen her. Charadrius 60: 31–38.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.