21.09.2024

Gartenspottdrossel bei Niederkassel

Ehrenamtsforum
Gartenspottdrossel (© Darius Stiels)

Immer wieder werden bei der Vogelbeobachtung auch Seltenheiten festgestellt. Vögel, die sich verflogen haben oder nur selten als Durchzügler bei uns auftauchen, sind für viele Beobachtende mindestens das Salz in der Suppe, für einige ist das sogenannte „Twitchen“ sogar ein Hauptbestandteil des Hobbys. Ein seltener Vogel lockt jedenfalls viele Beobachtende an.

Am 01. September konnte bei Niederkassel (Rhein-Sieg-Kreis) eine Gartenspottdrossel entdeckt und fotografiert werden. Erst am 18.09. erfuhren dann Birder aus der OAG Bonn von der Feststellung. Eine Nachsuche am nächsten Tag durch den ursprünglichen Entdecker sowie durch Ralph Achenbach war dann erfolgreich und die Information wurde breit gestreut. Bereits Freitagfrüh bei Sonnenaufgang waren daher zahlreiche Vogelbeobachter vor Ort. Als der Morgennebel sich schnell lichtete, konnten viele glückliche Beobachtende den Vogel sehen. Bevorzugter Aufenthaltsort ist eine Apfelallee. Hier finden sich viele Früchte und Insekten, die reichlich Nahrung bieten.

Gartenspottdrosseln (auf Englisch Northern Mockingbird) brüten in Nordamerika. Aus der Westpaläarktis sind nur eine Handvoll Nachweise aus England bekannt, die als Wildvögel anerkannt worden sind. Der Vogel aus Niederkassel ist ein Altvogel und auch wenn die Zugzeit begonnen hat, wird doch intensiv über den Status des Vogels diskutiert. Ist er vielleicht oder sogar wahrscheinlich aus einem Käfig entflogen? Vielleicht ist er als blinder Passagier mit einem Schiff über den Atlantik gekommen? Da in Deutschland noch nie eine wilde Gartenspottdrossel entdeckt wurde, wird darüber wohl final die Kommission Deutsche Artenliste der DO-G entscheiden. Zuvor muss aber die Art von der Deutschen Avifaunistischen Kommission anerkannt werden, die der DO-G unseres Wissens dann ggf. einen Vorschlag machen kann (ein solches leicht bürokratisches Procedere gibt es bei möglichen Erstnachweisen so ähnlich auch in anderen Ländern).

Auch am heutigen Samstag sind wieder Beobachtende vor Ort. Sogar für leibliches Wohl war gesorgt, da die Tochter eines Beobachters Muffins angeboten hatte. Ein solcher „Twitch“ ist immer auch ein soziales Event, bei dem sich Beobachtende wiedertreffen und austauschen. Manche nehmen weite Reisen in Kauf, um eine seltene Vogelart zu sehen.

Wer selbst versuchen möchte, den Vogel zu entdecken, sollte wissen, dass die Straßen dort nur für landwirtschaftlichen Verkehr frei sind. Wir wollen die Landwirtschaft nicht verärgern, bitte parken Sie also nach Möglichkeit weit außerhalb und kommen Sie zu Fuß oder per Rad. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf andere Beobachtende, aber auch auf Fahrradfahrer und Spaziergänger, blockieren Sie also keine Wege und betreten Sie keine landwirtschaftlichen Flächen. Am besten lässt sich der Vogel (Spektiv empfohlen) von der Straße rechtwinkelig zur Apfelallee aus beobachten. Wir möchten den Vogel nicht stören oder vertreiben. Das Wohl der Natur geht vor. Wir gratulieren dem (Wieder)Entdecker zu der interessanten Beobachtung! Der genaue Standort des Vogels lässt sich auf ornitho.de einsehen.

ps Neben der Gartenspottdrossel hält sich seit einiger Zeit auch eine Steppenweihe, ein seltener Greifvogel, bei Bornheim, ebenfalls im Rhein-Sieg-Kreis, auf. Auch hier gratulieren wir dem Entdecker und wiederholen hiermit die obengenannten Hinweise. Dieser Text erschien urprünglich in leicht geänderter Form auf der Homepage unserer Bonner Regionalgruppe.