03.10.2025

Beobachtungstipp: „Ackerlimikolen“

Der Vogelzug ist in vollem Gange und viele Beobachtende sind nun an Gewässern unterwegs, denn an flachen schlammigen Ufern rasten nicht selten Limikolen. NRW ist jedoch leider vergleichsweise arm an geeigneten Limikolenrastplätzen. Watvögel sind jedoch auch abseits von den Rieselfeldern Münstern und anderen Hotspots zu beobachten.

Kiebitzregenpfeifer
Rastende Kiebitzregenpfeifer auf einem Acker. Belegfoto in flirrender Luft. (© Darius Stiels)
ornitho-Karte
Kiebitzregenpfeifer-Beobachtungen in den letzten 10 Tagen (ornitho.de)

Viele werden erstaunt sein, wenn sie zum ersten Mal Watvögel auf einem frisch bearbeiteten Acker sehen. Bekanntermaßen rasten Kiebitze, Goldregenpfeifer und auch die seltenen Mornellregenpfeifer auf frisch gegrubberten Äckern, aber auch viele andere Limikolen können in der Feldflur beobachtet werden. Besonders wertvoll sind zumindest temporär feuchte Stellen, in denen sich das Regenwasser sammelt. Allerdings sind solche Störstellen in unserer intensiv bewirtschafteten Landschaft selten geworden, die meisten dieser Flächen wurden – aus Sicht der Landwirtschaft verständlicherweise – einfach drainiert. Trockene Jahre infolge des Klimawandels kommen noch hinzu. Mit dem Verlust dieser Biotope ging allerdings wertvoller Rastlebensraum für Zugvögel in großem Ausmaß verloren. Quantitative Daten dazu liegen allerdings leider kaum vor.

Ab und zu findet man aber auch heute noch auf zumindest scheinbar wenig geeignet erscheinenden Äckern rastende Limikolen. Nach der Bearbeitung sind Bodenorganismen wie Regenwürmer und verschiedene Insektenlarven leichter zugänglich. Offene Bördelandschaften ohne vertikale Strukturen lassen Feinde schon aus großer Entfernung erkennen. Nichtsdestotrotz brauchen Beobachtende Glück, Ausdauer und vielleicht auch ein bisschen Erfahrung, welche Äcker in Frage kommen, aber dann gelingen oft ungewöhnliche Beobachtungen.

In diesem Jahr scheinen beispielsweise ungewöhnlich viele Kiebitzregenpfeifer bei uns im mitteleuropäischen Binnenland zu rasten. Ob sie aufgrund äußerer Bedingungen zur Rast gezwungen werden (Was ist Zugstau?) und/oder der Bruterfolg in der Tundra dieses Jahr besonders gut war, werden hoffentlich detailliertere Auswertungen zeigen. Kiebitzregenpfeifer gehören jedenfalls zu den extremen Langstreckenziehern. Vögel, die im äußersten Norden Eurasiens von der Kanin-Halbinsel bis etwa 100 ° östlicher Länge brüten ziehen nach Südwesten, Winterquartiere umfassen auch die Küsten Afrikas und Südasiens. Manchmal sind Kiebitzregenpfeifer auch unter Goldregenpfeifern, so dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Aber natürlich können alle möglichen Limikolenarten in der Feldflur rasten, darunter auch Arten bis hin zum Alpenstrandläufer, den man kaum mit Ackerflächen in Verbindung bringen würde.

Wir wünschen viel Erfolg bei der Suche! Aktuelle Beobachtungen lassen sich über ornitho.de jederzeit abfragen. Beobachtungen sollten von den Wegen aus erfolgen und Rücksicht auf Vögel und Menschen sind eh selbstverständlich.