Vogelbestimmung – Bunt- oder Mittelspecht?

Junger Buntspecht
Junge Buntspechte haben eine rote Kopfplatte (© Kathrin Schidelko)

Spechte sind sicher eine der bekanntesten Vogelgruppen überhaupt. Buntspechte leben selbst im Siedlungsbereich und kommen ganz regelmäßig an Futterstellen. In den letzten Jahren haben aber auch erfreulicherweise die Bestände des Mittelspechts stark zugenommen und die Art hat sich in NRW deutlich ausgebreitet. Zumindest am Siedlungsrand sind die Vögel mittlerweile ebenfalls recht regelmäßig in Gärten anzutreffen, zumindest wenn es in der Nähe entsprechende Brutvorkommen gibt.

Die beiden schwarz-weiß-rot befiederten Arten sind dabei interessanterweise nicht nächstverwandt, sondern werden taxonomisch sogar in unterschiedliche Gattungen einsortiert. Nach einigen Studien gibt es bei einigen Spechtarten auch Hinweise auf Mimikry (vereinfacht gesagt ahmt eine Art die andere nach), die Ähnlichkeit ist also vermutlich nicht ganz zufällig. Die Bestimmung der meisten Spechte erfolgt natürlich oft akustisch anhand charakteristischer Rufe oder dem typischen Trommeln, ist aber auch anhand des Äußeren – eine gute Sicht vorausgesetzt – nicht schwierig. Mittelspechte sind etwas kleiner als Buntspechte und die rote Kopfplatte sollte doch eigentlich charakteristisch sein, oder? Gerade im Sommer ist dieses Merkmal aber mit großer Vorsicht zu interpretieren, denn auch Buntspechte können eine rote Kopfplatte besitzen. Bis zur nächsten Mauser können also junge Buntspechte leicht mit Mittelspechten verwechselt werden. Zum Glück helfen einige andere Merkmale in diesem Fall weiter.

Mittelspecht
Mittelspechte unterscheiden sich in vielen Gefiederdetails von Buntspechten (© Darius Stiels)

Ende Juni sind bei uns junge Buntspechte flügge und sehr aktiv. Wer das Glück hat, mal einen jungen Buntspecht im Sommer zu sehen, wird wahrscheinlich beim ersten Mal an einen Mittelspecht denken müssen. Die Kopfplatte ist rot und der Steiß statt leuchtend rot wie auch beim Mittelspecht nur rosa. Die Größe, Buntspechte sind tatsächlich etwas größer und massiger als Mittelspechte, fällt aber nicht immer auf und Buntspechte können zudem auch noch eine etwas verwaschene Unterseitenfärbung haben. In solchen Fällen lohnt es sich, die Kopfzeichnung eines fraglichen Vogels genauer anzuschauen. Bei Mittelspechten ist der Gesichtsausdruck viel offener. Das liegt vor allem an der isoliert liegenden schwarzen Gesichtszeichnung, die in der Regel nicht mit dem Nacken oder dem Flügelbereich verbunden ist und überall von weißem Gefieder eingerahmt wird. Der Wangenstreif ist höchstens angedeutet. Beim Buntspecht reicht die schwarze Gesichtszeichnung dagegen bis zu Flügel, Schnabel und Nacken (für die Expert:innen hier finden sich auch die Unterschiede zum in NRW nicht nachgewiesenen Blutspecht, der aber in Südosteuropa einschließlich Teilen Österreichs eine große Verwechslungsgefahr darstellt). Ein ganz wichtiges Merkmal ist im Feld nicht leicht zu erkennen. Die rote Kopfplatte hat einen feinen schwarzen Rand an den Kopfseiten.

Es lohnt sich also, auch bei scheinbar gut vertrauten und häufigen Arten näher hinzuschauen und verschiedene Alterskleider zu kennen.

 

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