12.01.2023

Neuer Bericht gibt aktuellen Überblick über winterliche Gänsebestände in NRW

Blässgänse
Blässgänse sind die häufigste überwinternde Gänseart in NRW (© Hans Glader)

In einem neuen Bericht der AG Gänse (früher AG Wildgänse) werden die Ergebnisse der Gänsezählungen in NRW in den Wintern 2019/20 bis 2021/22 vorgestellt. Ergänzt wurden diese mit den Daten aus der Wasservogelzählung der AG Wasservögel, die bei Arten wie Kanadagans, Graugans und Nilgans wichtige Vorkommen abdecken, die bei den Gänsezählungen unberücksichtigt bleiben.

In mehreren Wintermonaten wurden in der Summe mehr als 200.000 Gänse gezählt, mit einem Maximum von 283.500 im Januar 2022. Blässgänse stellten die Mehrheit (65 %) der überwinternden Gänse und die Vorkommen in NRW umfassen bei dieser Art knapp ein Viertel der nordwesteuropäischen Population. Andere häufige Arten waren nordische Zugvögel wie Tundrasaatgans, Graugans und Weißwangengans sowie die hiesigen Brutvögel Kanadagans, Graugans und Nilgans. Im bundesweiten Vergleich sind die Bestände der Rostgans auffällig groß. Unter den seltenen Arten sind mehrere Beobachtungen von Rothalsgans und Zwerggans erwähnenswert. Letztere Art etablierte in den letzten Jahren eine Überwinterungstradition an der Lippe in den Kreisen Hamm, Soest, Warendorf und Paderborn.

Nach den Maximalbeständen pro Winter zu urteilen, gab es bei Weißwangengans, Graugans und Blässgans in den letzten Wintern kaum Bestandsveränderungen. Tundrasaatgänse tendierten zu einer Abnahme und haben gegenüber Zählungen in den 1980er Jahren sehr stark abgenommen, vermutlich in Folge einer Umverteilung der Schwerpunktgebiete, u.a. in die Provinz Limburg in den Niederlanden. Von Kanadagans und Nilgans sind die Zählungen sehr unvollständig und die Bestandstrends mit großer Vorsicht zu betrachten. Bei beiden Arten ist aktuell die Sommerganszählung in Juli das bessere Maß, um die Bestandstrends zu verfolgen.

Bei der Phänologie gab es auffällige Veränderungen bei den Herbstbeständen von Blässgans und Tundrasaatgans. Mit Ausnahme von 2020 waren die Ergebnisse der Oktober- und Novemberzählungen unterdurchschnittlich und passen zu einer auch in den Niederlanden beobachteten Tendenz zu einer späteren Ankunft in den letzten Jahren. Tundrasaatgänse waren in allen drei Wintern im Februar schon weitgehend aus NRW verschwunden. Während Graugänse vor allem im Herbst in Höchstzahlen erfasst wurden (weil dann auch die nordischen Vögel anwesend sind), werden Maximalzahlen bei der Weißwangengans erst nach dem Jahreswechsel, teilweise sogar erst im März gezählt. Bei der Brandgans beziehen sich die Beobachtungen vermutlich vor allem auf die hiesigen Brutvögel, die ab Januar vermehrt vor allem am Unteren Niederrhein erscheinen.

Wir danken allen Aktiven, die sich ehrenamtlich bzw. in Verbänden und Institutionen an der Erfassung der Gänse beteiligen. Der Bericht ist an alle Zähler*innen verschickt worden und ist als pdf-Datei hier verfügbar. Weitere Informationen über das winterliche Gänsemonitoring gibt es hier.