Aktuelle Meldungen

16.07.2025

Einladung zur NWO-Exkursion

Seeadler
Mit etwas Glück werden sich Seeadler beobachten lassen (© Hans Glader)

Die NWO lädt zur Exkursion 2025 in den Westen von NRW ein. Wir besuchen die Emschermündung sowie die Rheinaue Walsum. Das Gebiet ist der südliche Ausläufer des Unteren Niederrheins und liegt gleichzeitig in der Metropolregion Ruhrgebiet. Die Auenlandschaft ist zu allen Jahreszeiten einen Besuch wert. Wir suchen unterschiedliche Lebensräume vom Bergsenkungsgewässer über Bruchwälder und Heckenlandschaften bis zu Wiesen und Gewässern im Deichvorland auf.

Die Emschermündung wurde in den letzten Jahren aufwändig umgestaltet und ist eines der bekanntesten Beispiele für Renaturierungsmaßnahmen in NRW. Wir haben Chancen auf Beobachtungen von Weißstorch, Eisvogel und mit etwas Glück Löfflern und Seeadlern. Zu dieser Zeit ist auch mit durchziehenden Limikolen zu rechnen!

Datum: Sonntag, 24.08.2025, 10:00 Uhr
Treffpunkt: Hof Emschermündung, Am Hagelkreuz 20 in 46535 Dinslaken (Open Street Map)
Leitung: Dr. Johannes Meßer & Gunnar Jacobs
Anreise: Bitte Fahrgemeinschaften mit privatem PKW bilden.

Der Hof Emschermündung ist 4 km (per Rad) vom Bahnhof Dinslaken entfernt. Die Strecke ist etwa 6-7 km lang. Anschließend besteht die Möglichkeit zur gemeinsamen Einkehr im Hof Emschermündung (bitte bei Anmeldung angeben!). Es ist auch möglich, bereits nach der Hälfte der Strecke dort einzukehren, falls jemandem die gesamte Strecke zu lang ist. Die vollständige Einladung zur Exkursion kann hier als pdf heruntergeladen werden.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Interessierte sind herzlich willkommen. Wir bitten aber um verbindliche, formlose Anmeldung bis zum 10.08.2025. Bitte vergessen Sie nicht, uns dabei anzugeben, ob Sie mit uns einkehren möchten!

E-Mail: geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de

 

 

11.07.2025

Bundesweites Feedback zum Wendehals-Monitoring

Wendehals
Wendehals (© Hans Glader)

Dank digitaler Datenübertragung liegen kurz nach der Brutzeit nun bereits erste Ergebnisse aus dem Monitoring seltener Brutvögel 2025 vor. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten gibt für das Wendehals-Modul ein erstes Feedback: In NRW gibt es bisher erst einige wenige Wendehalsrouten, so dass landesweite Aussagen nur sehr eingeschränkt möglich sind.

Innerhalb Deutschlands gab es 2025 nach vorläufigen Auswertungen recht unterschiedliche Entwicklungen. In unserem Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz waren es 2025 beispielsweise weniger Wendehälse als 2024, in Brandenburg waren es wieder etwas mehr. Das Modul läuft seit drei Jahren, so dass die Berechnung statistisch belastbarer Trends noch nicht sinnvoll ist. Erfreulich ist aber der hohe Datenrücklauf, der sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, dass die Datenerhebung in der Regel einfach direkt im Feld mit der NaturaList-App erfolgt. Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden.

In NRW sind bisher fünf Routen vergeben und insgesamt fünf Wendehälse wurden auf zwei Routen beobachtet. Von Baumpieper, Heidelerche und Turteltaube wurden einzelne Individuen nachgewiesen. Alle Routen in NRW befinden sich in der Eifel bzw. im südlichen Rheinland. Wendehälse leben aber auch in anderen Landesteilen und der Landesbestand ist deutlich höher. Die Art hat sich beispielsweise auch in den Mittelgebirgen auf abgestorbenen Forstflächen ausbreiten können. Wir hoffen sehr, zukünftig auch dort Routen vergeben zu können, um die Bestandsentwicklung besser überwachen zu können. Sollten Sie selbst Wendehalsvorkommen in Ihrer Umgebung kennnen, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie sich am Monitoring beteiligen würden. Alle Informationen zum Monitoring finden Sie hier.

 

 

01.07.2025

Neue Vogelwelt mit Artikeln aus NRW

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Eisvogel (© Hans Glader)

Die Zeitschrift „Die Vogelwelt“ wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten herausgegeben und ist eines der wichtigsten überwiegend deutschsprachigen ornithologischen Zeitschriften des Landes mit einer langen Tradition. Im aktuellen zweiten Heft des 142. Jahrganges sind gleich drei Artikel aus NRW.

Die Feldvogelexperten Patrick Hundorf und Ralf Joest, den sicherlich die meisten durch seine vielfältgen Aktivitäten im Feldvogelschutz, aber auch in der Charadrius-Redaktion kennen, berichten über die „Bedeutung von Vertragsnaturschutzflächen im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde für Vögel der Agrarlandschaft im Spätsommer und Herbst“.

NWO-Preisträgerin und die Koryphäe, wenn es um die Ökologie von Eisvögeln geht, Margret Bunzel-Drüke hat mit ihren Kollegen gleich zwei Artikel veröffentlicht, die beide auf Englisch verfasst sind: „Geschlechts- und Altersbestimmung beim Westlichen Eisvogel – Ergebnisse einer Feldstudie in Mittelwestfalen und ein Literaturüberblick“ sowie „Anzahl von Schwung- und Schwanzfedern sowie Flügel- und Schwanzlänge beim Westlichen Eisvogel“.

Weitere Informationen zur Vogelwelt inklusive Bezugsmöglichkeiten gibt es hier.

 

 

25.06.2025

Sommergänse: Neuer Bericht und Ankündigung Zählung

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Auch Rostgänse werden bei der Sommergänsezählung erfasst – manchmal lassen sich zusätzlich sogar Ringe ablesen, die Rückschlüsse auf die Lebensgeschichte der Vögel erlauben (© Hans Glader)

Anfang Juli ist die Brutzeit der Gänse vorbei. Die Altvögel mausern und sind kurze Zeit sogar flugunfähig. An vielen Gewässern sammeln sich nun die Vögel. Ein idealer Zeitpunkt, um die Bestände zu erfassen.

Seit 2011 organisiert die NWO in NRW die sogenannte Sommergänsezählung. Sie erfolgt in enger Abstimmung gemeinsam mit dem Land NRW und seit diesem Jahr im Rahmen der Förderung durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Ziel ist es, einen landesweiten Überblick über die Verbreitung und die Bestände der bei uns vorkommenden Gänse zu bekommen. Vor allem Grau- und Kanadagans stehen im Mittelpunkt, da sie die häufigsten bei uns vorkommenden Arten im Sommer sind. Auch Arten wie z.B. Weißwangengans, Nilgans, Rostgans und Höckerschwan werden erfasst, so dass neben Gänsen der Gattungen Branta und Anser weitere Wasservögel im Fokus der Zählung stehen. Die Ergebnisse der Sommerzählung sollen auch eine fachliche Grundlage schaffen, um Beschwerden über zunehmende Schäden in Agrarkulturen und Verschmutzungen in Strandbädern zu begegnen. Die Zahl der Vögel ließe sich über Brutvogelkartierungen nur unzureichend erfassen, da an vielen Brutplätzen auch eine hohe Nichtbrüterpopulation existiert. Die Zählung findet am Wochenende des 12./13. Juli statt (Zählungen sind auch einen Tag davor und danach möglich). Auch in Niedersachsen findet an diesem Wochenende eine Zählung statt und bei unseren Nachbarn in den Niederlanden sowie in Flandern (Belgien) wird ebenfalls Mitte Juli gezählt.

Seit Kurzem liegt der Bericht zur 14. Sommergänsezählung aus dem Jahr 2024 vor. Christine Kowallik und Kees Koffijberg von der AG Gänse fassen die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Insgesamt wurden im Juli 2024 in NRW um die 63.500 Gänse und Schwäne erfasst, davon 39.000 Graugänse: Höchstwerte in der Datenreihe seit 2011. Graugänse haben seit 2011 im Schnitt mit 2,8 % pro Jahr zugenommen. Auffällig vertreten 2024 war auch die Rostgans (540 Individuen). Auch diese Art ist seit 2011 deutlich zahlreicher geworden (6,1 % Zuwachs pro Jahr).“ Der ausführliche Bericht kann hier heruntergeladen werden.

Aktive Zählende wurden bereits von der AG Gänse informiert. Wer noch Interesse hat, sich an der Sommergänsezählung zu beteiligen, findet alle weiteren Informationen und Kontaktmöglichkeiten hier.

 

 

23.06.2025

Vogeltränken aufstellen

Kohlmeise
Wasserstellen locken Vögel an - hier eine Kohlmeise (© Hans Glader)

Die nächste Hitzewelle rollt an und erfüllt damit die Prognosen der Klimawissenschaft. In vielen Regionen von NRW ist es am Wochenende niederschlagsfrei geblieben und in den nächsten Tagen sind erneut Spitzenwerte von über 30 °C angesagt. Langfristig wurde und wird unsere Landschaft entwässert, Drainagegräben wurden gelegt, Pumpen senken den Grundwasserspiegel und einst in der Landschaft verteilte kleine Feuchtgebiete sind vielerorts selten geworden.

Das alles bleibt nicht ohne Folgen. Aktuell leiden daher viele Vögel und andere Tiergruppen unter der Trockenheit. Langfristig verändern sich Ökosysteme, unmittelbar trocknen aber erstmal Pfützen und Flachgewässer aus. Dabei müssen die meisten Vögel – obwohl sie aufgrund ihres Stoffwechsels echte Wassersparer sind – regelmäßig trinken. Wie Vögel trinken erklären wir übrigens hier. Viele Arten baden aber auch ausgesprochen gerne, schließlich hängt das Überleben eines Vogels maßgeblich vom Zustand seines Federkleids ab.

Wer den Vögeln im direkten Umfeld helfen möchte, kann jetzt Tränken aufzustellen. Ein wassergefüllter Blumenuntersetzer auf der Terrasse, im Garten oder auf dem Balkon dürfte rasch mehrere Arten anlocken. Oft bieten sich dabei sehr schöne Beobachtungsmöglichkeiten. Bitte beachten Sie, dass Tränken sicher vor Katzen aufgestellt werden sollten (z.B. in einer aufgehängten Schale) und auch Scheibenanflüge sind ein Risiko. Auch Vogelkrankheiten können an Tränken und Futterstellen übertragen werden. Tränken sollten daher täglich gereinigt werden und bei Verdachtsfällen entfernt werden, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

Die Trockenheit wird aktuell meist nur punktuell durch Gewitter, nicht selten verbunden mit Starkregen, unterbrochen. Auch diese stellen eine Herausforderung für viele Vogelarten dar. Details dazu, was Vögel bei Gewitter machen, haben wir hier zusammengefasst.

 

 

18.06.2025

Bundesweites Feedback zum Monitoring der Kleineulen und der Zaunammer

Zaunammer
Belegbild einer Zaunammer aus NRW
(© Darius Stiels)

Dank digitaler Datenübertragung liegen kurz nach der Brutzeit nun bereits erste Ergebnisse aus dem Monitoring seltener Brutvögel 2025 vor. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten gibt für zwei Module ein erstes Feedback: Das Kleineulenmodul wird in NRW bisher nur mancherorts umgesetzt; Zaunammern sind bisher noch nicht wieder regelmäßige Brutvögel. Das könnte sich zukünftig ändern, weshalb wir einige wichtige Ergebnisse hier kurz vorstellen.

Das Monitoring seltener Brutvögel ist in arten- bzw. lebensraumspezifische Module aufgeteilt. Mit dem Kleineulenmodul sollen Bestandstrends von Sperlingskauz und Raufußkauz erfasst werden. Außerdem werden Daten zu Waldkauz, Waldohreule und Waldschnefe erhoben. Die Saison 2025 war das dritte Erfassungsjahr, so dass bisher aufgrund der kurzen Zeitspanne noch keine sinnvollen Trendmodellierungen möglich sind. Im Modul sind bisher bundesweit 230 Routen digital vorbehalten, von denen 209 vergeben sind. In NRW sind mittlerweile vier Routen eingerichtet und vergeben. Insbesondere Raufußkäuze sind in NRW sehr selten geworden und Sperlingskäuze sind auch keineswegs flächendeckend verbreitet, vielleicht aber mancherorts auch übersehen. Beide Arten sind in NRW bisher auf die Mittelgebirge begrenzt. Wer Interesse an den ersten detaillierteren Ergebnissen des Jahres 2025 hat, kann hier das bundesweite Feedback herunterladen. Auf der Homepage des DDA finden sich Mitmachmöglichkeiten für dieses spannende abendliche Vogelmonitoring.

Zaunammern waren in NRW Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in einem kleinen klimabegünstigten Teil von NRW in der Region Bonn einmal relativ weit verbreitet. Sie waren allerdings auch dort lediglich lokal etwas häufiger. Erst Ende der 2000er Jahre gelang wieder eine erste Feststellung an einem auch bereits historisch besiedelten Standort. Einzelne Reviere wurden in den nächsten Jahren an etwa drei Orten im südlichen Rheinland festgestellt und es kam auch mindestens zu einer Brut. Die Zaunammer ist aber weiterhin eine Ausnahmeerscheuinung und 2025 gelang lediglich eine einzelne Feststellung (noch nicht von der AviKom evaluiert). Allerdings haben sich Zaunammern im südlich angrenzenden Rheinland-Pfalz ausgebreitet und es gibt zahlreiche ornitho-Meldungen aus dem Ahrtal. Das untere Mittelrheintal, das bis NRW reicht, weist aber noch keine regelmäßige Brutpopulation auf. Zaunammern profitieren wahrscheinlich von milden Wintern, die Vögel zeigen innnerhalb Europas eine südwestliche Verbreitung. Es ist aufgrund des Klimawandels also gut denkbar, dass die Ausbreitung weiter voranschreitet und die Art irgendwann NRW permanent besiedelt. Das bundesweite Monitoring läuft seit 2021, so dass hier auch erste Trendberechnungen möglich sind. Die vorläufigen Ergebnisse aus dem diesjähreigen Bericht zeigen, dass auch 2025 ein gutes Zaunammerjahr war und der Bestandstrend positiv verläuft. Dies ist sowohl innerhalb als auch außerhalb von Vogelschutzgebieten (Special Protected Areas) so. Bundesweit gibt es bisher 96 Routen. Vielleicht werden irgendwann zukünftig ja auch Stichprobenflächen in NRW sinnvoll. Der aktuelle bundesweite Feedback-Bericht kann hier heruntergeladen werden. Weitere Informationen zum MsB Zaunammer gibt es auf den Seiten des DDA.

 

 

16.06.2025

Vogelzug: „Winter is coming“ im Juni? Start des Wegzuges im Frühsommer

Waldwasserläufer
Waldwasserläufer – bereits auf dem Weg in den Süden? (© Hans Glader)

Das ganze Jahr über sind weltweit Vögel irgendwo auf dem Zug in ihre Brut- und Winterquartiere. Der Juni ist in Mitteleuropa vielleicht der ungewöhnlichste Monat, denn Heim- und Wegzug können sich zu dieser Jahreszeit bei uns sogar kreuzen.

Erst vor Kurzem berichteten wir über die Ankunft der Langsteckenzieher. Schließlich erreichen viele Transsaharazieher unsere Breiten erst im Mai. Die letzten Zugvögel besetzen ihre Reviere sogar erst Ende Mai. Hocharktische Brutvögel können noch im Mai durchziehen, nicht selten gelingen zu dieser Jahreszeit schöne Beobachtungen von im Binnenland eher selten zu beobachtenden Limikolen und nachts ist selbst über Siedlungen der Ruf bzw. Gesang ziehender Wachteln zu hören. Einige sind noch Anfang Juni auf der Zwischenrast zu sehen. Normalerweise weiter südlich brütende Zugvögel erreichen zu dieser Jahreszeit ebenfalls manchmal Gebiete weiter nördlich. Oft wird vermutet, dass sie über das Ziel hinausschießen, weshalb auch von „Zugprolongation“ oder „Overshootern“ gesprochen wird. Manchmal ergeben sich dadurch Beobachtungen regional seltener Arten, die für viele von uns mindestens das Salz in der Suppe der Vogelbeobachtung ausmachen. So ist der Juni der Monat, in dem es immer wieder zu Einflügen von Gänsegeiern nach NRW kommt. Auch aus den vergangenen Tagen finden sich auf ornitho.de Meldungen aus NRW.

Im Juni haben viele Standvögel und Kurzstreckenzieher aber auch bereits Junge. Diese streifen umher und können ggf. auch in ungewöhnlichen Lebensräumen auftauchen. Doch auch abgesehen von diesen eher ungerichteten Bewegungen, gibt es bereits einige Vögel, die sich auf den regulären Weg in ihre Überwinterungsgebiete machen. Für diese Arten gilt bereits im Frühsommer, der aus einer Fantasyserie bekannte Spruch „Winter ist coming“.

Ein prominentes Beispiel ist der Kuckuck. Die Altvögel kümmern sich bekanntlich nicht um den Nachwuchs, die Wirte haben mit der Brut begonnen und es gibt daher erstmal, keine weiteren Gründe im Brutgebiet zu bleiben. Dass die Altvögel wirklich auf dem Weg nach Süden sind, lässt sich anhand im Vereinigten Königreich besenderter Kuckucke sehr gut verfolgen. Auch unter den Limikolen setzt der Wegzug nun teilweise ein. Eine unserer Flaggschiffarten im Natur- und Vogelschutz, die Uferschnepfe, macht sich nun langsam auf in ihre Rastgebiete. Diese liegen beispielsweise in den küstennahen Feuchtgebieten auf der Iberischen Halbinsel. Die Doñana in Andalusien oder die Tejo-Mündung in Portugal sind die nächsten bedeutenden Ziele. Vor allem adulte Uferschnepfen, deren Brut früh verloren gegangen ist, machen sich bei nun auf den Weg. Auch hier lässt sich der Zug dank hochpräziser GPS-Sender online verfolgen.

Einige Limikolenarten haben eine Brutstrategie, die von dem abweicht, was viele von heimischen Singvögeln kennen. Bei einigen Arten kümmern sich nämlich vor allem die Männchen um die Brut und die Weibchen brüten nach der Eiablage noch ein zweites Mal mit einem anderen Männchen – oder ziehen eben bereits jetzt schon nach Süden. Wer im Juni einen Waldwasserläufer beobachtet, kann eigentlich nicht sicher sein, ob der Vogel gerade noch sehr spät auf dem Weg in den hohen Norden ist, oder ob es sich bereits um ein Individuum auf dem Wegzug handelt. Das bedeutet, dass es sogar denkbar ist, dass sich Vögel auf dem Heim- und Wegzug bei uns treffen.

 

 

08.06.2025

Start der Uferschwalbensaison steht bevor

Uferschwalbe
Die Uferschwalbensaison beginnt am 11. Juni
(© Hans Glader)

Am 11.06. startet das diesjährige Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dabei werden an vielen Niststandorten die Bestände in einer vergleichsweise einfachen und nachvollziehbaren Art jedes Jahr erfasst, um Bestandsveränderungen zu überwachen.

Uferschwalben brüten in Kolonien. Ihre Neströhren bauen sie in Steilwände an naturnahen Flüssen und in Sekundärlebensräumen wie z.B. Sandabgrabuben. In NRW ist die Uferschwalbe die seltenste der drei regelmäßig vorkommenden Schwalbenarten. Sie steht aufgrund langfristiger Bestandsabnahmen auf der Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens als stark gefährdet. Die Brutbestände von Uferschwalben können stark schwanken, oft in Abhängigkeit von den Bedingungen im afrikanischen Winterquartier. Außerdem weisen Uferschwalben oft eine sehr großräumige Populationsdynamik auf. Vögel, die in einem Jahr an einer bestimmten Stelle gebrütet haben, können im nächsten Jahr an ganz anderer Stelle auftauchen – sicher eine Anpassung an die Dynamik natürlicher Flussufer, wie wir sie bei uns leider nur noch sehr selten beobachten können. Uferschwalben lassen sich aufgrund ihrer Ökologie kaum gemeinsam mit anderen Arten erfassen, so dass ein eigenes Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel etabliert wurde, das auch in NRW seit 2021 erfolgreich umgesetzt wird.

Im letzten Jahr wurden in NRW im Rahmen des Monitorings übrigens 5567 intakte Neströhren erfasst. Dies stellt quasi den ungefähren Maximalbestand in den erfassten Gebieten dar. Als tastsächlich beflogen konnten dank der optionalen Begehungen 1713 Neströhren gewertet werden. Das Monitoring zielt aber darauf ab, Trends zu bestimmen und der Gesamtbestand in NRW ist selbstverständlich höher.

Das Trendmonitoring umfasst lediglich zwei Termine im Jahr: eine optionale Begehung zwischen dem 11. Juni und dem 30. Juni, um die Zahl besetzter Röhren zu bestimmen, und ein verpflichtender Termin zwischen dem 01. und 20. Juli. Die Dateneingabe läuft bequem über ornitho.de oder die Naturalist-App.

Seit Beginn des Monitorings konnten bereits zahlreiche Koloniestandorte vergeben werden, so dass wir hoffen, zukünftig eine bessere Datengrundlage über die Bestandsentwicklung dieser spannenden Art haben. Trotzdem werden aber viele Gebiete noch nicht erfasst bzw. es gibt räumliche Lücken, so dass die Abdeckung noch repräsentativer für unser Bundesland werden könnte. Wenn Sie selbst Kolonien kennen und Zeit und Lust finden, sich am Monitoring der Uferschwalben zu beteiligen, freuen wir uns, wenn Sie sich bei uns melden. Kontakte, weitere Informationen und den Link zur Mitmachbörse mit vakanten Gebieten finden Sie hier. Selbstverständlich stehen die Daten aus dem Monitoring auch für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2 zur Verfügung, so dass Informationen aus den nächsten Jahren besonders wertvoll sind.

 

 

07.06.2025

Weltseglertag: Mauersegler erfassen

Mauersegler
Die Kartierung von Mauerseglern ist gar nicht so einfach (© Hans Glader)

Heute ist Weltseglertag! Vor dem Hintergrund der ADEBAR-Kartierungen geben wir Tipps zur Erfassung der Brutbestände der schnellen Flieger. Als Gebäudebrüter sind Mauersegler mittlerweile außerdem vielerorts schutzbedürftig.

Mauersegler sind die einzige in NRW als Brutvogel vorkommende Seglerart. Alpensegler als zweite in Deutschland brütende Art breiten sich entlang der Rheinschiene aus, haben es aus Süddeutschland nach Norden aber bisher erst bis Karlsruhe geschafft. Ob und wann sie auch NRW erreichen, vielleicht ja zuerst im Raum Bonn oder Köln, bleibt abzuwarten. Für den ADEBAR-2-Zeitraum wird es sicherlich knapp, da die Ausbreitungsgeschwindigkeit bisher nicht so hoch war.

Das nahezu einfarbig schwarze Gefieder, die sichelförmigen Flügel und die lauten „srieeh-srieeh-Rufe“ machen Mauersegler für Kartierende zum Glück ziemlich unverwechselbar. Die Vögel kommen meist Ende April/Anfang Mai aus dem Winterquartier zurück und ziehen nach der Brut um Ende Juli/Anfang August wieder ab und verbringen den Rest des Jahres auf dem Durchzug oder im afrikanischen Winterquartier quasi in der Luft. In NRW brüteten während des letzten Atlaszeitraums (Jahre 2005-2009) bei uns etwa 32.000 bis 62.000 Brutpaare. Mit einer Rasterfrequenz von 92 % war der Mauersegler nahezu flächendeckend verbreitet. Mauersegler haben allerdings Brutplätze durch Gebäudesanierungen verloren und sind als Luftplanktonjäger auch auf ausreichend Nahrung an Insekten und Spinnen angewiesen. Aus dem Vereinigten Königreich wissen wir außerdem, dass vor allem das Wetter zur Brutzeit großen Einfluss auf die Bestände haben kann (Finch et al. 2023, Ibis). Wir sind gespannt, zu welchen Ergebnissen die Kartierungen von ADEBAR 2 führen werden. Mauersegler sind Bewohner menschlicher Siedlungen. Sie brüten an Gebäuden und brüten in Innenstädten, Industrieanlagen und Blockrandbebauung. Auch in Brücken kann es Brutplätze geben wie ein bekanntes Beispiel aus dem Siegerland gezeigt hat. Sie brüten jedenfalls keineswegs nur in Großstädten und an Hochhäusern. Gerade Kleinstädte mit alter Bausubstanz und auch Dörfer und können besiedelt sein. Einfluglöcher befinden sich meist knapp unter dem Dach. Kotspritzer liefern oft erste Hinweise. Mehrere Paare können dasselbe Einflugloch benutzen, was eine quantitative Erfassung teilweise schwierig macht. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob die Vögel auch tatsächlich einfliegen, da Mauersegler aus der Umgebung bzw. Nichtbrüter Brutplätze nur „überprüfen“, sich ggf. kurz festhalten und dann weiterfliegen. Bei Vögeln, die in eine Höhle oder Nische schlüpfen, empfiehlt sich der Brutzeitcode B6. Eine vielleicht einfachere Methode, die Bestände zu quantifizieren ist die Beobachtung und Erfassung von „screaming parties“ („Schrei-Feiern“)an lauen Sommerabenden bis etwa Sonnenuntergang. Der englische Begriff beschreibt Trupps von Mauerseglern, die insbesondere abends laut rufend gemeinsam um Häuser und durch Straßenschluchten fliegen. Die maximale Anzahl der Altvögel sollte hier über ornititho.de bzw. die Naturalist-App eingetragen werden (Brutzeitcode A1 ist dann sicherlich immer richtig). Ende Mai/Anfang Juni brütet einer der Altvögel abends und die Maximalzahl entspricht weitgehend der Zahl der Reviere. Nichtbrüter müssen damit vernachlässigt werden, da Ihr Anteil so kaum abzuschätzen ist. Bei der Mauerseglererfassung bietet es sich an, unvollständige Listen anzulegen, aber manchmal gelingen natürlich auch Zufallsbeobachtungen. Aufgrund der abendlichen Aktivität lässt sich die Kartierung von Mauerseglern recht gut im Vorfeld von Nachtvogelerfassungen durchführen.

In einigen Regionen in NRW kümmern sich bereits Vogelschützer:innen um Gebäudebrüter und kennen ggf. auch bereits Mauerseglerkolonien. Hier kann es sich lohnen, sich vorher untereinander abzusprechen, da dies den Kartieraufwand erheblich verringern kann.

In NRW sind keine Kolonien baumbrütenden Mauersegler bekannt. Diese gibt es aber in einigen anderen Teilen Deutschlands. Einzelnachweise von Bruten in Bäumen gibt es aber auch bei uns. Die Entdeckung einer aktuellen Baumbrut wäre eine kleine Sensation und sollte unbedingt genauer dokumentiert und ggf. veröffentlicht werden. Ein schon einige Jahre zurückliegender Brutnachweis erfolgte in einem Baum im Siedlungsbereich (von Dewitz et al. 2011, Charadrius ) und aus NRW gab es auch mal eine Veröffentlichung zu einer Brut in einem Mehlschwalbennest (Riegel 1985, Charadrius). Das zeigt, dass auch bei gut erforschten Vogelarten Überraschungen immer möglich sind. Vielleicht gelingen im Rahmen von ADEBAR 2 ja ähnliche Beobachtungen.

 

 

05.06.2025

Internationaler Tag der Umwelt: Plastikverschmutzung und Vögel

Flussseeschwalbe
Makroplastik in Form von Angelschnüren kann zur Todesfalle für Wasservögel wie Flussseeschwalben werden (© Hans Glader)

Heute ist „Internationaler Tag der Umwelt“. Der „World Environment Day“ wird seit 1972 jährlich begangen und wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Dieses Jahr hat Korea die Schirmherrschaft und stellt die Plastikverschmutzung in den Mittelpunkt der Kampagne. Das Thema Plastikverschmutzung ist ein klassisches Umweltschutzthema. Es gibt jedoch mehrere wichtige Überschneidungen mit dem Vogelschutz, so dass Kunststoffe in der Umwelt auch ornithologisch relevant sind.

Im Fokus stehen bei der Debatte um die Plastikverschmutzung oft die Effekte auf die Meereswelt. Davon betroffen sind daher häufig zahlreiche Seevögel, aber für uns in NRW sind terrestrische Arten bzw. solche des Süßwassers vielleicht von unmittelbarer Bedeutung. Plastikverschmutzung spielt bisher im Vogelschutz in Mitteleuropa dennoch bisher kaum eine Rolle. Untersuchungen sind sicherlich aufwendig und andere Umweltfaktoren wie die Lebensraumzerstörung stellen insgesamt meist bedeutendere Gefährdungsfaktoren dar. Nach einem aktuellen Übersichtsartikel (Mansfield et al. 2024, Sci. Tot. Env.) zur Plastikverschmutzung gibt es aber nicht mal eine international in der Fachwelt sichtbare Studie aus den DACH-Ländern oder den an NRW angrenzenden Benelux-Staaten zu Plastikverschmutzung bei Nicht-Seevögeln, was der Situation wohl auch nicht gerecht wird. Grundsätzlich unterscheidet man je nach Größe Makroplastik (> 5 mm), Mikroplastik (<100 nm). Von Makro- und Mikroplastik sind aber Vögel aus fast bei uns lebenden taxonomischen Gruppen betroffen. Das Plastik kommt aus den unterschiedlichsten Quellen und kann aufgenommen oder beispielsweise auch in Nester eingebaut werden.

Gerade beim Makroplastik zeigt sich, dass das Thema auch von Vogelbeobachtenden nicht vernachlässigt werden kann. Ein ganz offensichtliches Beispiel ist der Einbau von Plastik in Vogelnester. Wer Greifvögel erfasst, lernt schnell (z.B. in den Kursen unserer AG Greifvögel), dass vor allem Rot- und Schwarzmilane Plastik sehr häufig in ihre Nester einbauen. In manchen Studien zeigte sich, dass jedes untersuchte Nest Plastikmüll enthielt. Zivilisationsmüll wird damit zum ungewollten Bestimmungsmerkmal. Die Folgen von Plastik in Nestern auf Vögel können dabei vielfältig und komplex sein, berühmt sind Studien zu Zigarettenstummeln, die von Vögeln in Nester eingebaut werden und Einfluss auf die Parasitenbelastung haben. Und ja, auch Zigarettenstummel bestehen im Wesentlichen aus Plastik. Es ließe sich auch als sehr weit gefasster Teil der Plastikverschmutzung argumentieren, dass in der Landwirtschaft ganze Anbaukulturen unter Plastik verschwinden und für die Artenvielfalt de facto wertlos werden. Vögel können sich in Plastik verheddern und daran sterben. Angelschnüre, die in die Umwelt gelangen sind auch in NRW eine Todesfalle für bedrohte Arten wie die Flussseeschwalbe (Sudmann 2011, Charadrius) und andere Wasservögel (z.B. Wink & Grühn-Stauber 2012, Ornithol. JH. Baden-Württ.).

Dass das Ausbringen von Plastik in die Umwelt massiv verringert werden muss und wir nicht umhinkommen, den Plastikverbrauch zu reduzieren, ist wohl kaum zu bestreiten.Vögel gelten bei der Überwachung der Kunststoffe in der Umwelt aber nicht zuletzt auch als ideale Zeigerorganismen, die uns viel über das Ausmaß der Verschmutzung sagen können. Die Ornithologie kann hier auf eine großen Erfahrungsschaft zurückgreifen. Immer wieder waren und sind Vögel Opfer von Schadstoffen in der Umwelt geworden, deren Auswirkungen weit über einzelne Tiergruppen hinaus gingen. Vögeln und damit Vogelkunde und Vogelschutz kommen damit also eine Doppelrolle zu, denn Vögel sind einerseits selbst gefährdet, andererseits als Bioindikatoren ideal geeignet, um ein globales Umweltproblem zu überwachen.

ps Kaum geben wir an, dass es noch Bedarf an weiteren Untersuchungen gibt, kommt eine neue Veröffentlichung heraus, die sich dem Thema Mikroplastik widmet. Das Team um Wieland Heim hat Wasservögel auf Mikroplastik in Münster untersucht und konnte über Kotproben eine hohe Kontamination städtischer Gewässer feststellen.

 

 

02.06.2025

ADEBAR-News

Mehlschwalbe
Mehlschwalbenkolonien lassen sich gut über unvollständige Listen erfasten (© Hans Glader)

Bei einigen „frühen Arten“ nähert sich die Brutzeit dem Ende und erste Jungvögel sind bereits ausgeflogen. Zeit für ein kurzes inhaltliches und technisches Update zu ADEBAR 2.

Nutzen Sie für gerade erst ausgeflogene Jungvögel von Nesthockern oder für Dunenjunge von Nestflüchtern den Brutzeitcode C12. Jetzt ist auch eine gute Zeit, viele Langstreckenzieher zu erfassen. Schauen Sie dazu gerne in den Kartierkalender. So sind z.B. Pirol, Neuntöter, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter und Orpheusspötter aktiv, Wespenbussarde balzen und Baumfalken starten oft spät mit der Brut, nachts lassen sich mit Glück bettelnde Waldohreulenjunge erfassen. Die nächsten Wochen sind auch die Zeit, um alle drei Schwalbenarten zu kartieren. Wir hoffen, die meisten nähern sich bereits den etwa 20 vollständigen Listen, sonst ist im Juni noch Zeit.

Technisch kam es manchmal zu Verzögerungen bei der Datensynchronisation. Die Ursache wurde nun identifiziert und wird hoffentlich mit dem nächsten Naturalist-Update behoben. Das wichtigste ist jedoch, dass keine Daten verloren gegangen sind!

Außerdem kam es zu technischen Schwierigkeiten mit den GPS-Tracks, so dass Routenaufzeichnungen abbrachen und nur als blaue Punkte im Dashboard dargestellt wurden. Eine Anleitung, wie dieses Problem meistens behoben werden kann, findet sich seit heute in den ADEBAR-News! Auch hier sind aber keine Vogeldaten verloren gegangen!

Übrigens, an der Methode für die Auswertungen wird intensiv beim DDA gearbeitet, wir bitten aber noch um etwas Geduld, bis Erklärvideos und Anleitungen vorliegen.

Wir bedanken uns für Ihr großes Engagement und wünschen weiterhin spannende Ergebnisse und tolle Vogelbeobachtungen!

 

 

01.06.2025

Wer macht den Sommer? Schwalben in NRW

Heute ist meterologischer Sommeranfang. Alle drei regelmäßig in Nordrhein-Westfalen brütenden Schwalben sind längst in ihren Brutgebieten angekommen und die meisten sind bereits eifrig mit der Brut beschäftigt. Allerhöchste Zeit also, um sich mit den heimischen Schwalbenarten vertraut zu machen, aber welche Arten sind es, wo leben sie, wie kann man sie unterscheiden und wie sieht es eigentlich um den Schutz der Schwalben aus?

Schwalben sind wie kaum eine andere Singvogelfamilie an das Leben in der Luft angepasst. Weltweit werden aktuell 92 Arten unterschieden (IOC World Bird List 15.1, www.worldbirdnames.org), von denen drei regelmäßig in NRW brüten: Rauchschwalbe, Mehlschwalbe und Uferschwalbe. Alle drei sind elegante schlanke Vögel mit dreieckig wirkenden, spitzen, relativ langen Flügeln und meist auffällig gegabelten Schwänzen.

 

Rauchschwalbe Hirundo rustica

Rauchschalbe
Rauchschwalben brauchen schlammige Pfützen, an denen sie Nistmaterial sammeln können (© Hans Glader)

Die Rauchschwalbe ist vielleicht die bekannteste heimische Schwalbenart. Rauchschwalben sind oberseits dunkelblau mit langem Schwanz, wobei vor allem die Männchen auffällige Schwanzspieße haben, die Jungvögeln im Spätsommer aber noch fehlen und die deshalb manchmal mit anderen Arten verwechselt werden. Unterseits haben die Vögel eine rötliche Kehle, die von einem dunkelblauen Brustband abgeschlossen wird. Der Bauch ist weiß, kann aber bei einzelnen Vögeln auch hier bei uns rötlich sein. Wer in gängige Bestimmungsbücher schaut, denkt dabei vielleicht irrtümlich an Unterarten aus anderen Regionen. Rauchschwalben sind fast kosmopolitisch verbreitet. Sie leben als Brutvögel in ganz Europa, weiten Teilen Asiens und Nordamerika, die Winterquartiere liegen in den Tropen. „Unsere“ Schwalben überwintern in Afrika südlich der Sahara. Heute kaum zu glauben, aber früher dachte man, die Vögel würden im schlammigen Grund von Gewässern überwintern. Vielleicht spielten Schlafplätze im Schilf an Gewässerrändern eine Rolle bei der Entstehung dieser Vermutung.

Rauchschwalben brüten vor allem im Inneren von Gebäuden, insbesondere in eher dunkleren Viehställen. Mit der Aufgabe kleinbäuerlicher Strukturen, der Aufgabe der Viehhaltung und neuartigen Ställen haben sie Brutlebensraum verloren. Wie alle Schwalben sind sie als Insektenfresser auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot angewiesen. Das Insektensterben könnte also ebenfalls eine wichtige Rolle beim Bestandsrückgang spielen. In NRW lebten im Zeitraum 2005-2009 laut Brutvogelatlas noch 47.000 bis 90.000 Brutpaare, wobei der Bestandstrend abwärts zeigt. Die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste.

 

Mehlschwalbe Delichon urbicum

Mehlschwalbe
Mehlschwalben leben in Kolonien und bauen ihre Nester außen an Gebäuden (© Hans Glader)

Während Rauchschwalben in NRW fast nur im ländlichen Raum brüten, sind Mehlschwalben in Städten und Dörfern verbreitet. Sie bauen ihre Nester außen an Gebäuden – oft sind es Häuser mit hellem Putz und überstehender Traufe - ein Sekundärlebensraum, an Küsten und im Gebirge werden Kalksteinfelsen besiedelt. Auch Mehlschwalben sind oberseits tief dunkelblau, die nahezu rein weiße Unterseite und der weiße Bürzel machen die Bestimmung unter guten Bedingungen aber unproblematisch. Schwanzspieße fehlen.

Leider werden immer wieder Nester von Häusern entfernt, obwohl das sogar eine Straftat darstellt. Wer sich am Kot stört, kann leicht mindestens einen Meter unter den Nestern kleine Brettchen anbringen. Mancherorts wird den Vögeln mit Kunstnestern oder sogenannten Schwalbenhotels geholfen. Unsere AG Gebäudebrüter hat zahlreiche Informationen und Praxisbeispiele zu diesem Thema.

In NRW steht es um die Mehlschwalbe ähnlich schlecht wie um die Rauchschwalbe. Im Brutvogelatlas sind für 2005 bis 2009 36.000 bis 68.000 Brutpaare angegeben und die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste. Wie alle Schwalben sind Mehlschwalben Langstreckenzieher, die meist wenige Wochen nach den Rauchschwalben im Brutgebiet ankommen.

 

 

Uferschwalbe Riparia riparia

Uferschwalbe
Uferschwalben brüten in selbstgegrabenen Röhren in Steilwänden (© Hans Glader)

Die kleinste und am wenigsten bekannte heimische Schwalbe ist die Uferschwalbe. Sie bewohnt natürlicherweise die Steilufer von Flüssen, in die sie lange Röhren gräbt. Abgrabungen sind nach der Begradigung unserer Fließgewässer zu einem wichtigen Sekundärlebensraum geworden. Uferschwalben sind oberseits gänzlich braun, unterseits gibt es ein braunes Brustband auf hellem Untergrund.

Neben der Vernichtung des Lebensraumes stellen Störungen an den verbliebenen Brutplätzen eine wichtige Gefährdung dar. Die Bestände schwanken aber auch stark in Anhängigkeit von den Niederschlägen in der Sahelzone. Wer möchte, kann sich beim Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel bei der Erfassung der Bestandstrends selbst engagieren. In NRW lebten im Atlaszeitraum 4.000 bis 6.000 Brutpaare und die Art gilt als stark gefährdet.

Die Liste der Schwalbenarten in NRW wäre allerdings nicht vollständig, würden wir nicht noch zwei Ausnahmeerscheinungen erwähnen. Rötelschwalben sind im Mittelmeerraum weit verbreitet und werden in seltenen Fällen auch in NRW beobachtet. Von der Felsenschwalbe, deren nächste Brutplätze in Süddeutschland liegen, gibt es erst eine Beobachtung aus NRW.

 

Wird das Wetter schlecht, wenn die Schwalben tief fliegen?

Das Sprichwort kann leider so einfach nicht mit ja beantwortet werden. Allerdings ist bei kühlen Wetterbedingungen und Regen die Nahrungsverfügbarkeit reduziert – Fluginsekten bleiben eher am Boden bzw. an geschützten Stellen. Ohne Thermik wird vielleicht auch nicht so viel Luftplankton in obere Luftschichten verfrachtet. Oft sieht man Schwalben dann niedrig über Gewässern oder Wiesen und Weiden jagen, wo die Nahrungsverfügbarkeit größer ist. Auch vor Gewitterfronten jagen manchmal Schwalben und die äußerlich ähnlichen, aber nicht näher verwandten Mauersegler. Und wenn es schon um Sprichworte geht, die allerersten Rauchschwalben kommen in NRW oft schon Mitte März an (in Ausnahmefällen auch schon früher), die Brutgebiete selbst werden zwar spätestens im April besetzt, aber Sommer ist dann auch noch nicht. Der Sommer ist bei Schwalben die Zeit der Jungenaufzucht und die Vögel nehmen es uns sicherlich nicht übel, dass wir sie als Boten der warmen Jahreszeit betrachten.