Aktuelle Meldungen
28.02.2023
Neuer Charadrius erschienen
Das aktuelle Charadrius Heft des Jahrgangs 2023 (Band 59, Heft 1) ist soeben erschienen. Es enthält zwei längere Artikel und sieben kürzere Artikel. Außerdem sind die aktuellen NWO-Mitteilungen enthalten. Spätestens in den nächsten Tagen sollte das Heft bei unseren Mitgliedern angekommen sein.
Der erste Artikel von Koffijberg et al. beleuchtet umfassend die Zunahme der Zwerggansbestände in Nordrhein-Westfalen. Brezovecki et al. berichten in einem ausführlichen Beitrag über die Situation des Sperbers auf Probeflächen in NRW. Über die Brut einer Kohlmeise in einer Stahlstruktur unter Bodenniveau in Delbrück/Nordwestfalen schreibt Carl-Henning Loske. In zwei Artikeln von Michael Kuhn geht es um Farbaberrationen: einmal bei einer Schafstelze, die einem Taxon aus der Mongolei ähnelt und zum andren bei einem Eisvogel mit partiellem Leuzismus. Drei Beiträge sind Vögel des Monats, über die wir hier bereits berichtet haben (Thorshühnchen, Falkenraubmöwe, Zwergscharbe). Am Ende des Heftes finden sich Literaturbesprechungen mehrerer vogelkundlicher Bücher.
Der aktuelle Charadrius enthält außerdem die NWO-Mitteilungen 56 mit vielen Rubriken und aktuellen Nachrichten. Die aktuelle NWO-Mitteilung genauso wie ältere Ausgaben sind wie gewohnt auch hier frei als pdf-Datei verfügbar.
Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber zum Preis von 18,00 € bei der Geschäftsstelle bezogen werden.
27.02.2023
Artenliste der Vögel Nordrhein-Westfalens
In einem ausführlichen Artikel im Charadrius präsentiert Michael Schmitz eine aktualisierte Liste der Vögel Nordrhein-Westfalens. Die Artenliste der Vögel Nordrhein-Westfalens wurde grundlegend überarbeitet und wird in ihrer 2. Fassung (Stand: Dezember 2021) vorgelegt. Grundlage bildet die IOC World Bird List (Gill et al. 2022), welche ab Januar 2018 auf Beschluss der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft in Deutschland verwendet wird und auch der neuen Artenliste der Vögel Deutschlands (Barthel & Krüger 2018, 2019 ) zugrunde liegt.
Für alle in NRW nachgewiesenen Arten werden der deutsche, wissenschaftliche und englische Name, der Autor, die Zuordnung zu definierten Kategorien, der Brutstatus und der Status außerhalb der Brutzeit angegeben. Die Artenliste enthält erstmals eine Auflistung aller Unterarten, für die ebenfalls Angaben zum Brutstatus und zum Status außerhalb der Brutzeit gemacht werden. In den Anhängen 1 und 2 sind nicht eindeutig bzgl. ihres natürlichen Auftretens einzustufende Taxa bzw. wahrscheinliche oder sichere Gefangenschaftsflüchtlinge aufgelistet. Erläuterungen zu einigen Unterarten enthält Anhang 3.
In NRW wurden bislang 398 Vogelarten festgestellt, davon 377 Wildvögel mit Nachweisen seit 1950 (Kategorie A), 9 nur vor 1950 beobachtete Arten (Kat. B) und 12 etablierte Neozoen (Kat. C). Die Kategorie D enthält 7 Arten mit Zweifeln an einem natürlichen Auftreten, die Kategorie E fast 150 Gefangenschaftsflüchtlinge und nicht etablierte Neozoen. Insgesamt 272 Subspezies polytypischer Arten wurden in NRW registriert, bei 9 Arten ist der Status der Unterarten generell oder bzgl. einzelner Taxa noch nicht eindeutig geklärt.
Seit der ersten Artenliste (Herkenrath 1995) ist die Artenzahl von 359 auf 398 deutlich angestiegen. Es hat zudem viele Anpassungen in der Systematik der Vögel gegeben. Ferner haben sich Status und Auftreten einiger Vogelarten in NRW verändert. Seit 1800 haben 220 Arten (Kat. A-C) in NRW gebrütet, 18 davon nur unregelmäßig (Vermehrungsgäste). 9 regelmäßige Brutvögel sind schon vor 1950 augestorben, weitere 15 seitdem. Aktuell brüten 178 Arten regelmäßig in NRW, inkl. 10 etablierter Neozoen. Etwa drei Viertel der in Deutschland nachgewiesenen Arten (527) wurden auch in NRW beobachtet, der Anteil der Brutvogelarten ist ähnlich hoch.
Die Artenliste ist als ausführlicher Artikel sowie als Word-Dokument hier zum Download verfügbar.
Publikation:
Schmitz M 2021. Artenliste der Vögel Nordrhein-Westfalens. 2. Fassung, Stand: Dezember 2021. Charadrius 57: 3–42.
24.02.2023
Mitmachbörse des Monitorings häufiger Brutvögel
Das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) ist ein wichtiges Standbein des Vogelmonitorings. Die Mitmachbörse des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten wurde neu gestaltet und ist nun wieder online. Wer mitmachen möchte, findet nun noch einfacher eine freie Probefläche.
Das Monitoring häufiger Brutvögel besteht aus vier im Laufe des Frühlings durchgeführten Linienerfassungen. Durch jährliche Wiederholungen lassen sich Trends der häufigsten Brutvögel (auf Bundesebene sind es 99 Arten) erfassen. Die zufällig gelegten Probeflächen, auf denen sich die etwa 3 km langen Transekte befinden, sind einen Quadratkilometer groß. Bei Begehungen werden alle Vögel erfasst. Voraussetzung, um mitzumachen ist eine gute Kenntnis der heimischen Vogelwelt inklusive ihrer Lautäußerungen und natürlich das grundsätzliche Interesse, die Erfassungen jährlich zu wiederholen. Die Erfassung kann bevorzugt mithilfe der Android-NaturaList-App durchgeführt werden. Die Saison beginnt am 10. März. Weitere Hintergundinformationen zum MhB finden Sie hier.
Als ersten Schritt können Sie in der Mitmachbörse auf der Karte sowie in den Suchfeldern eine Probefläche in Ihrer Umgebung suchen. Ist diese Fläche grün angezeigt, also noch frei, können Sie diese Fläche persönlich reservieren. Klicken Sie auf das Quadrat und in dem sich öffnenden PopUp-Fenster auf den Button, um die Fläche zu laden und sich die Route anzeigen zu lassen. Über den „reservieren“-Button können Sie dann Ihre Kontaktangaben angeben und die Fläche für sich reservieren. Eine Nachricht geht an Sie zur Bestätigung sowie an die Koordinierenden. Im Anschluss erhalten Sie von den Koordinierenden der Flächen in ihrer gewählten Region alle weiteren Informationen. Natürlich können Sie sich gerne auch vorher mit Fragen an uns wenden: geschaeftsstelle@nw-ornithologen.de.
23.02.2023
Neues aus der AG Weißstorch
Weißstörche gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Vögeln überhaupt. Unsere AG Weißstorch erfasst alljährlich die Bestände in NRW und hat nun neue Zahlen vorgelegt. Außerdem trifft sich die Arbeitsgruppe zu ihrer regelmäßigen Tagung
Kaum eine Vogelart ist so in der breiten Bevölkerung bekannt und beliebt wie der Weißstorch - er war einst überall in Mitteleuropa ein häufiger Kulturfolger, der in Kinderliedern besungen wird und bis heute als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Vor rund 30 Jahren war der Weißstorch in NRW vom Aussterben bedroht. Gerade einmal noch drei Brutpaare hatten im Kreis Minden-Lübbecke überlebt. Die Bestände der nach Osten ziehenden Brutvögel sind weiterhin negativ, aber bei den Westziehern, die auch hier in NRW leben, hat es seitdem einen erfreulichen Populationszuwachs gegeben. Die neuesten Zahlen, die Michael Jöbges uns ünbermittelt sind eindeutig: 2022 gab es über 700 Horstpaare, von denen rund 530 Paare auch Jungvögel hatten. Im Jahr 2020 waren es noch 450 Brutpaare. Wohl kaum jemand hätte diese positive Entwicklung noch vor einer Generation für möglich gehalten. Mittlerweile sind Weißstörche in vielen Tieflandregionen in NRW ein vertrauter Anblick, lediglich im Mittelgebirge und Teilen des Rheinlandes gibt es aktuell noch deutliche Verbreitungslücken. Der Kreis Minden-Lübbecke in Ostwestfalen ist dagegen immer noch der Verbreitungsschwerpunkt in unserem Land. Erfolgreicher Vogelschutz und Veränderungen auf der Zugroute – die Vögel überwintern heute oft schon auf der Iberischen Halbinsel – haben zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen. Die ungemein dynamische Entwicklung des schönen Schreitvogels bleibt weiterhin spannend.
Am 24. Juni trifft sich die AG Weißstorch zu ihrer Jahrestagung in Schloss Heessen in Hamm – dessen Zinnen gehören sicherlich zu den pittoreskesten Storchenbrutplätzen in NRW! Interessierte Weißstorch-Fans sind selbstverständlich eingeladen. Weitere Infos und Anmeldung bei Michael Jöbges.
20.02.2023
Haben Schlangenadler, Schreiadler und Steinadler bis ins 19./20. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen gebrütet
In einem aktuellen Artikel für den Charadrius ist Michael Schmitz der Frage nachgegangen, ob Schlangenadler, Schreiadler und Steinadler ehemals in Nordrhein-Westfalen gebrütet haben. Obwohl verschiedentlich Hinweise publiziert bzw. Vermutungen angestellt wurden, ist der Status dieser drei Adlerarten bislang nicht sicher geklärt. Anhand von historischen Quellen aus Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Regionen werden Angaben zum früheren Auftreten zusammengetragen und im historischen und räumlichen Kontext eingeordnet. Der Schlangenadler ist bis etwa 1860 als Brutvogel im Rothaargebirge im Südosten Nordrhein-Westfalens in Erscheinung getreten. Damals war er in Deutschland noch weiter verbreitet und kam u. a. in der Südheide (Niedersachsen), im Westerwald, der Eifel und im Hunsrück (Rheinland-Pfalz) sowie dem Taunus (Hessen) vor. Der Steinadler hat bis Anfang des 19. Jahrhunderts im Wittgensteiner Land im Rothaargebirge gebrütet. Er war zu dieser Zeit auch noch in der Südeifel (Rheinland-Pfalz), im Harz (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt) und in der Südheide (Niedersachsen) Brutvogel. Die westliche Arealgrenze des Schreiadlers verlief ursprünglich durch Niedersachsen und erreichte Gebiete unweit der Abgrenzung von Nordrhein-Westfalen. Für Nordrhein-Westfalen existieren jedoch keine glaubwürdigen Hinweise auf frühere Brutvorkommen, wenngleich solche nicht ganz auszuschließen sind.
Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.
Publikation:
Schmitz M 2021. Haben Schlangenadler Circaetus gallicus, Schreiadler Clanga pomarina und Steinadler Aquila chrysaetos bis ins 19./20. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen gebrütet. Charadrius 57: 43–52.
17.02.2023
Ringablesungen im Garten
Wissenschaftliche Vogelberingung hat unser Verständnis über Wanderungen wildlebender Vögel maßgeblich vorangebracht und bis heute ist die Beringung ein unverzichtbares Werkzeug in der Ornithologie. Viele Ornis sind selbst professionelle Beringer oder lesen insbesondere Farbringe, z.B. von Gänsen, Schwänen oder Möwen ab. Dass - ausgestattet mit einem Fotoapparat - auch im Garten ganz erstaunliche Ablesungen selbst kleiner Singvögel möglich sind, zeigt unser Mitglied Rainer Winchenbach.
Seit etwa 10 Jahren fotografiert er Vögel in seinem Garten im Kreis Siegen-Wittgenstein. Dabei fiel ihm erstmals 2012 eine beringte Heckenbraunelle auf. Die Vogelwarte Helgoland konnte die Herkunft klären - der Vogel wurde zuvor im Saarland beringt. In den Folgejahren fiel auf, dass insbesondere unter den Erlenzeisigen immer wieder beringte Vögel waren. Sage und Schreibe 68 beringte Erlenzeisige konnten an der Futterstelle abgelesen werden, darunter Vögel, die in Spanien, Bulgarien und Norwegen beringt worden waren. Einen beeindruckenden Überblick über die verschiedenen Beringungsorte gibt diese Karte. Einzelne Vögel wurden auch von K. G. Böttger und D. Manderbach (ebenfalls Siegen-Wittgenstein) abgelesen. Die Ergebnisse und viele Details und Tipps zur Ringablesung wurden nun im Magazin Vögel veröffentlicht. Der Beitrag kann hier heruntergeladen werden.
Der Hauptgrund für die Veröffentlichung ist für Herrn Winchenbach, Vogelinteressierte dafür zu gewinnen, dieses Hobby auszuprobieren, um so ein Netz von Beobachter*innen und Fotograf*innen aufzubauen, das zusätzliche wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Vogelberingung liefert. Wir finden, das ist eine großartige Idee und hoffen, es finden sich weitere Begeisterte.
15.02.2023
Internationale Studie zum Großen Brachvogel nutzt Daten aus NRW
Eine aktuelle Metastudie zu Großen Brachvögeln in Europa hat Demographie und Überlebenswahrscheinlichkeit des bedrohten Wiesenvogels untersucht. Die Veröffentlichung erschien in der Fachzeitschrift Ibis.
Große Brachvögel haben in vielen Bereichen ihres Verbreitungsgebietes deutlich im Bestand abgenommen. Auch in Deutschland und NRW sind sie eine hochgradig gefährdete Vogelart. Die Studie hat gezeigt, dass es demographische Unterschiede zwischen den in den letzten 30 Jahren untersuchten Populationen gibt. Auf der Flyway-Ebene ist die Zahl der flüggen Jungvögel den Modellen zufolge mit etwa 0,57 pro Jahr höher als der gemeldete Durchschnitt der Produktivität (0,29), aber niederiger als der für eine stabile Population notwendige Wert von 0,68. Auch die Adultsterblichkeit spielt eine Rolle, wobei die niedrige Reproduktionsrate für Bestandsrückgänge wesentlich verantwortlich sein dürfte. Die Autor*innen fordern sofortige Naturschutzmaßnahmen, um die Adultsterblichkeit zu senken und vor allem die Überlebensrate der Jungvögel in Nord- und Westeuropa so zu steigern, dass es wieder ein positives Populationswachstum gibt. In die Studie gingen auch im Charadrius veröffentlichte Daten aus NRW ein (Kipp & Kipp 2009).
Übrigens, in Nordrhein-Westfalen kümmert sich die AG Wiesenvögel aus Biologischen Stationen, LANUV und NWO um den Schutz der Wiesenvögel.
Publikation:
Viana et al 2023. A synthesis of Eurasian Curlew (Numenius arquata) demography and population viability to inform its management. Ibis: doi: 10.1111/ibi.13184.
15.02.2023
Neue Meldeliste der Avifaunistischen Kommission
Die Avifaunistische Kommission der NWO hat eine neue Meldeliste und einen neuen Meldebogen. Beobachtungen sehr seltener Vogelarten werden von der AviKom dokumentiert und gesichert.
Die neue Meldeliste wirkt rückwirkend seit dem 1.1.2023. Es gibt eine ganze Reihe von Änderungen: Rallenreiher, Gleitaar, Zwergohreule und Rotkopfwürger wurden von der Meldeliste der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) gestrichen und in die Obhut der Landeskommissionen, also auch der AviKom, übergeben. Weiterhin wurden Großtrappe und Raufußkauz (nur im Tiefland) sowie als Unterarten der „Sibirische Tannenhäher“, die „Alpenringdrossel“ und die „Nordische Wasseramsel“ zur Landesmeldeliste in NRW hinzugefügt. Von der Liste gestrichen wurden Zwergkanadagänse („Small cackling goose“ = B. hutchinsii minima). Nur die Nominatform der Zwergkanadagans („Richardson's cackling goose“ = B. h. hutchinsii) ist weiterhin DAK-meldepflichtig. Aufgrund seiner Etablierung als regelmäßige Brutvogelart in NRW wurde auch der Seidensänger von der Meldeliste gestrichen.
Hier können der neue Meldebogen und die neue Meldeliste als pdf heruntergeladen werden.
13.02.2023
Seltene Vögel in NRW 2019
Zahlreiche Vogelarten erscheinen in NRW nur ausgesprochen selten und unregelmäßig. Irrgäste aus allen Himmelsrichtungen sind für viele Beobachter*innen das Salz in der Suppe der Beobachtung. Ihre Dokumentation hat aber auch weitreichende Bedeutung, da sich Veränderungen von Zugwegen, Verbreitungsgebieten und anderen Mustern oft im sich verändernden Auftreten von Ausnahmeerscheinungen ankündigen.
Für jedes Jahr stellt die Avifaunistische Kommission der NWO daher einen Bericht über seltene Vogelarten in NRW zusammen. Vor Kurzem erschien der Bericht für das Jahr 2019. Dieser umfasst 109 Meldungen von 52 seltenen meldepflichtigen Vogelarten oder Unterarten aus dem Jahr 2019. Darunter sind auch fünf Nachträge aus früheren Jahren. Weitere 25 Meldungen wurden als nicht ausreichend dokumentiert eingestuft oder aus anderen Gründen abgelehnt. Die sehr gut dokumentierte Beobachtung einer Felsenschwalbe ist der erste Nachweise dieser Art in Nordrhein-Westfalen.
Die Arbeit erscheint im aktuellen Charadrius. Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden. Sowohl der aktuelle Bericht als auch die der vergangenen Jahre sind aber auch frei als pdf hier verfügbar.
Publikation:
AviKom 2021. Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019. Charadrius 57: 53–64.
12.02.2023
Vortrag zum Thema FAIRPACHTEN
Lebensräume für Vögel schaffen durch ökologisch sinnvolle FAIRPACHTUNG von landwirtschaftlichen Flächen.Unter diesem Titel steht ein Online-Vortrag, den der NABU veranstaltet und den wir im Namen unserer AG Feldvögel gerne verbreiten.
Auf Europas Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Die intensive Landwirtschaft bedroht den Lebensraum vieler Vogelarten und hat zu einem erheblichen Artenrückgang geführt. Davon sind Feldvögel besonders stark betroffen. Landeigentümerinnen und Landeigentümer können diesem Trend entgegenwirken: Rund 60 Prozent der Landwirtschaftsflächen in Deutschland sind verpachtet. Ob Lichtacker, selbstbegrünte Ackerbrache oder Kiebitzinsel: Verpächterinnen und Verpächter können Lebensräume für die Vögel in der Agrarlandschaft schaffen, indem sie Naturschutzmaßnahmen in ihren Pachtverträgen vereinbaren.
Eva Vayhinger zeigt auf, welche Maßnahmen für Vögel in der Agrarlandschaft sinnvoll sind, wie man diese im Pachtvertrag vereinbaren kann und wie das Beratungsangebot Fairpachten hier hilft.
Anmeldung bis zum 27.02.2023 um 12 Uhr mit Angabe des Vortragsdatums an fairpachten@nabu.de. Den Link zur Teilnahme erhalten Sie nach der Anmeldung.
07.02.2023
Start in die Spechtsaison 2023
Kaum eine Vogelgruppe ist so eng mit Wäldern verbunden wie die Spechte. Sie sind Indikatorarten für den Zustand dieses Lebensraums und als Baumeister des Waldes schaffen sie Brutplätze für viele andere Organismen, von Vögeln über Fledermäuse bis hin zu vielen Arthropoden. Ihr Hunger auf holzbewohnende Larven sorgt zudem dafür, dass sie eine weitere wichtige Rolle als Insektenfresser im Ökosystem Wald innehaben. Spechte haben nicht zuletzt oft faszinierende Lautäußerungen (Trommeln) und sind auch äußerlich echte Hingucker.
Umso wichtiger ist es, die Veränderungen im Bestand bei dieser Vogelgruppe möglichst genau zu überwachen. Aufgrund ihrer großen Reviere ist das aber über die normalen Standarderfassungsprogramme für häufige Arten gar nicht so einfach und mit möglichen Fehlern verbunden. Aus diesem Grund gibt es ein spezielles Spechtmonitoring, das seit letztem Jahr auch in NRW angelaufen ist. Das Spechtmonitoring läuft als Modul des Monitorings seltener Brutvögel des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten und wird in NRW durch die NWO organisiert. Das Modul ist wenig aufwändig und erfordert lediglich zwei frühmorgendliche Begehungen in bestimmten Zeiträumen und in geeignetem Lebensraum, wobei eine Klangattrappe (ein Handy und ein Lautsprecher sind notwendig) eingesetzt wird. Feste Routen und Erfassungspunkte können unter Beachtung einiger kleiner Vorgaben selbst gewählt werden. Voraussetzung zum Mitmachen ist lediglich eine gute Kenntnis der heimischen Spechtarten inklusive ihrer Lautäußerungen. Routen sollten dabei nach Möglichkeit langfristig (d.h. über mehrere Jahre) erfasst werden. Bisher weist unser Routennetz in NRW noch Lücken auf. Wir würden uns daher sehr freuen, wenn Sie Lust haben, mitzumachen. Mit Ihrer Hilfe können wir Trends bei dieser Vogelgruppe bestimmen und wichtige Wissenslücken schließen.
Alle Details zum Programm inklusive einem Merkblatt sowie genaue Anleitungen zur Methodik in ornitho.de oder der NaturaList-App finden Sie hier. Aktuelle Hintergrundinformationen gibt es außerdem in einem neuen Falke-Artikel. Um mitzumachen, bitten wir Sie, sich vor dem Start unbedingt per Mail an unsere Ansprechpartner zu wenden. Diese richten gerne gemeinsam mit Ihnen eine Route ein und beantworten alle vorhandenen Fragen. Die neue Saison startet bereits am 21. Februar!
ps Für diejendigen, die schon dabei sind, gibt es noch ein aktuelles Informationsblatt mit wichtigen Hinweisen. Außerdem hat es ein paar kleine Verbesserungen in der App gegeben.
06.02.2023
Erste Brutnachweise der Steppenmöwe in NRW
Vogelgemeinschaften unterliegen immer einem gewissen Wandel. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Verbreitung verschiedener Großmöwentaxa als besonders dynamisch erwiesen. Von Südosten kommend haben sich beispielsweise Steppenmöwen bis nach Mitteleuropa ausgebreitet und sind seit einiger Zeit auch regelmäßige Brutvögel in Deutschland. Dabei kommt es auch zu Mischbruten mit anderen Taxa - Großmöwen sind auch taxonomisch eine herausfordernde Gruppe und meist nicht leicht im Freiland zu erkenenn. In den letzten Jahren konnten Steppenmöwen vor allem im Winterhalbjahr in Nordrhein-Westfalen festgestellt wurden, doch mehrten sich auch Beobachtungen im Frühjahr und Sommer. Bisher fehlte jedoch ein eindeutiger Beleg für eine Brut. Von den ersten Brutnachweisen in NRW berichtet nun Klaus Böhm in einem aktuellen Artikel des Charadrius.
In einer Möwenkolonie bei Leverkusen konnten in den Jahren 2013 bis 2018 und 2021 die ersten Bruten der Steppenmöwe in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen werden und damit bundesweit die westlichsten. 2013, 2014 und 2015 erbrütete jeweils ein Mischpaar aus einer Steppenmöwe oder einem möglichen Steppenmöwenhybrid und einer Silbermöwe erfolgreich Junge. 2016 und 2018 zog ein Steppenmöwenpaar jeweils zwei Junge bis zum Flüggewerden groß, und 2017 unternahm dasselbe Paar einen Brutversuch. Zusätzlich erfolgte 2016 ein Brutversuch eines Mischpaares aus Steppenmöwe oder Steppenmöwenhybrid und Mittelmeermöwe und 2021 erbrütete ein weiteres Steppenmöwenpaar drei Junge. Das Männchen des Steppenmöwenpaares aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 wurde 2011 als Küken in Südwestpolen farbberingt. Die Entfernung vom Geburtsort bis zum Brutort beträgt etwa 700 Kilometer.
Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.
Publikation:
Böhm K 2021. Erste Brutnachweise der Steppenmöwe Larus cachinnans in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 57: 65–72.