FAQ - Häufig gestellte Fragen

Warum hören die Vögel im Sommer auf zu singen?

Singendes Blaukehlchen (© Hans Glader)

Auch wenn wir es natürlich noch vom letzten Jahr wissen, so kommt das Ereignis doch immer wieder überraschend: An einem Morgen im Juli fällt es uns auf. Der Morgen ist erstaunlich ruhig und der Vogelgesang ist weitestgehend erloschen. Vielleicht singt eine Mönchsgrasmücke noch eine einzelne Strophe, aber der morgendliche Chor ist verstummt. Was ist also passiert?

Fast alle unsere Brutvögel brüten im Frühjahr. Nach Ende der Brutzeit gibt es keinen Grund mehr, unter hohem Energieaufwand zu singen. Einige Langstreckenzieher machen sich dann sogar bereits auf den Wegzug in ihre Winterquartiere. Gleichzeitig beginnen viele Vögel auch mit der Mauser und verhalten sich in dieser physiologisch herausfordernden Zeit entsprechend heimlich. Oft kann man den Eindruck bekommen, zu dieser Zeit seien kaum noch Vögel da, dabei ist die tatsächliche Vogeldichte erstaunlich hoch, da zu den Altvögeln nun auch die frisch ausgeflogenen Jungvögel vieler Arten dazukommen.

Auch wenn viele von uns das Ende der Hauptgesangsperiode als traurig empfinden, manche Vogelarten singen bereits im Herbst und Winter wieder und das nächste Früjahr kommt auch bestimmt.

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Wie oft singen Vögel?

Buchfink
Buchfinken sind ausdauernde Sänger
(© Hans Glader)

Die Brutzeit hat begonnen und manche Vogelarten singen nahezu den ganzen Tag über. Fast ohne Unterlass ist ein Buchfink zu hören und auch Zilpzalpe machen kaum Pause. Wie oft singen diese Vögel an einem Tag?

Genau 4539 Mal am Tag. Zumindest gilt das für den bisherigen mitteleuropäischen Rekordhalter - einen Buchfink am Dünmer, dessen Strophen vom Ornithologen Hans-Heiner Bergmann und seinen Studierenden gezählt worden sind. Noch beeindruckender sind die Zahlen für ein Männchen des Rotaugenvireos, dessen Gesang 100 km nördlich von Toronto im Kanada erfasst wurde. Die Ornithologin Louise de Kiriline Lawrence zählte im Mai 1952 unglaubliche 22.197 Strophen, wobei der Vogel von kurz vor Sonnenauf- bis Sonnenuntergang 14 Stunden lang (davon 10 Stunden am Stück) sang.

Allerdings ist das Zählen der Strophen bei vielen Arten auch nicht so leicht bzw. nur, wenn überhaupt, im Sonagramm möglich, so dass die Werte für den Buchfink und Rotaugenvireo vor allem erläutern, wie intensiv einige Arten singen. Werte von mehr über 1000 pro Tag sind jedenfalls wohl nicht ungewöhnlich. Manche Vögel singen den ganzen Tag über oder bei nachtaktiven Vögeln die ganze Nacht hindurch.

Natürlich gibt es individuelle und vor allem zwischenartliche Unterschiede - einige Vogelarten singen gar nicht und in den Tropen singen zahlreiche Vögel viel weniger als es Singvögel in den gemäßigten Breiten tun. Hier können Vögel wenige Male vor Sonnenaufgang singen und sind den Rest des Tages womöglich still. Die Gesangsaktivität hängt von der Tages- und Jahreszeit ab, vom Wetter und vielen weiteren Faktoren. Verpaarte Vögel singen beispielsweise weniger als unverpaarte Individuen und bei den allerwenigsten Vogelarten haben sich wohl Menschen die Mühe gemacht, genau nachzuzählen.

 

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Warum flattern Vögel vor Spiegeln und Fenstern?

Bachstelze auf Auto
(© www.lietzow-naturfotografie.de)

Einige werden diese Beobachtung schon mal gemacht haben: Vor dem Fenster oder auch einem Rückspiegel eines Autos flattert ein Vogel aufgeregt umher, immer wieder pickt er mit dem Schnabel gegen die Scheibe oder fliegt sogar scheinbare Angriffe dagegen. Das Verhalten ergibt auf den ersten Blick keinen Sinn, ist aber tatsächlich nicht schwierig zu deuten.

In Fenstern und Spiegeln sieht der Vogel sein Spiegelbild. Anders als Menschen und einige wenige Tierarten erkennen viele Vogelarten im Spiegelbild nicht sich selbst (menschlichen Kleinkindern geht es übrigens ähnlich), sondern sehen im Bild einen möglichen Konkurrenten, den es zu vertreiben gilt. Dieses Verhalten kann vermutlich besonders zu Beginn der Brutzeit auftreten, wenn der Hormonspiegel entsprechend hoch ist, tritt aber auch zu anderen Jahreszeiten auf. Viele Vögel verteidigen ihr Territorium und ihren Partner und können dabei durchaus auch aggressiv sein. Meisen und viele andere können sich bei Revierstreitigkeiten durchaus auch ernsthafte Verletzungen zufügen. Manchmal kommen die Vögel über mehrere Tage immer wieder. Meist ebbt das Verhalten nach einiger Zeit ab. Aber natürlich ist es hilfreich, in solchen Fällen den Spiegel zu verdecken oder die Spiegelung im Fenster möglichst aufzubrechen, damit der Vogel keine weitere Energie vergeudet. In einzelnen Fällen helfen schon mal Vorhänge, nicht selten muss aber auf der Außenseite des Fensters Abhilfe geschaffen werden. Jalousien oder Fensterläden können ggf. geschlossen werden, um die Spiegelung ganz zu unterbinden bis der Vogel sein Verhalten beeindet hat.

Natürlich suchen Vögel auch an Fensterrahmen nach Futter, z.B. Spinnen und kleinen Insekten. Dieses Verhalten lässt sich aber meist leicht von der oben beschriebenen Verhaltensweise unterscheiden. Spiegelungen in Fenstern führen leider auch oft zu tödlichen Anflügen von Vögeln. Möglichkeiten zur Minderung dieses Risikos beschreibt beispielsweise die Vogelwarte Sempach aus der Schweiz.

 

 

Wie weit fliegen Zugvögel?

Weißstorch
Kaum ein Zugvogel ist so gut erforscht wie der Weißstorch (© Hans Glader)

Der Vogelzug fasziniert die Menschen schon seit sehr langer Zeit. Wohon fliegen die Vögel, ziehen alle Vögel und wer sind die Rekordhalter?

Über die regelmäßigen Wanderbewegungen der Tiere wissen wir erst seit erstaunlich kurzer Zeit wirklich genau Bescheid. Auch wenn Menschen das regelmäßige Kommen und Gehen von Vögeln sicherlich seit Abertausenden von Jahren beobachtet haben, war wahrscheinlich lange nicht genau bekannt, wo sie während ihrer Abwesenheit waren. In früheren Jahrhunderten glaubten beispielsweise viele Menschen, Schwalben würden im Schlamm am Grund von Gewässern überwintern – Hintergrund war wohl, dass die Vögel auf dem herbstlichen Wegzug oft über Gewässern jagen, wo sich selbst bei kühler Witterung noch genügend Insekten finden. Anders als viele andere Vogelarten können Schwalben während des Zuges fressen und müssen dazu meist keine lange Zwischenrast einlegen.

Rund 4.000 der weltweit etwa 10.000 Vogelarten sind Zugvögel. Allein aus Europa machen sich jedes Jahr grob geschätzt etwa 2 Milliarden Zugvögel auf den Weg nach Süden. Aus mitteleuropäischer Sicht unterscheidet man Kurz-, Mittel- und Langstreckenzieher von den nicht ziehenden Standvögeln. Kurz- und Mittelstreckenzieher fliegen oft nur wenige Hundert bis einige Tausend Kilometer. Viele von den Arten, die bei uns brüten, überwintern beispielsweise im Mittelmeergebiet. Langstreckenzieher ziehen dagegen viele Tausend Kilometer und überwintern oft in Afrika südlich der Sahara - nur wenige mitteleuropäische Brutvögel wie der Karmingimpel überwintern in Südasien. Bei einigen Arten zieht ein Teil der Population, während ein anderer Teil im Brutgebiet überwintert. Unter Gebirgsstelzen findet man Standvögel, Kurzstrecken- und Langstreckenzieher. Zuletzt gibt es auch noch Altitudinalzug, bei dem die Vögel aus höheren Regionen ins Flachland ziehen. Bergpieper, die in den Gebirgen Europas wie etwa den Alpen brüten, ziehen im Winter ins Tiefland und sind dann auch regelmäßige Gäste bei uns in NRW.

Dank moderner Technologien wie Lichtlevel-Geolokatoren und der Satellitentelemetrie mittels GPS-Sendern sind in den letzten Jahren einige erstaunliche Leistungen von Zugvögeln bekannt geworden.

Den Weltrekord im Non-Stop-Langstreckenflug hält eine Pfuhlschnepfe, die im Herbst 2020 von Alaska nach Neuseeland flog - insgesamt über 12.000 km in rund elf Tagen.

Küstenseeschwalben brüten in den gemäßigten nördlichen Breiten bis hinauf in die Arktis und überwintern in antarktischen Gewässern. Ein Vogel aus Großbritannien verließ sein Brutgebiet im Juli 2015 und kehrte im nächsten Jahr am 4. Mai nach unglaublichen 96.000 km zurück. Die Küstenseeschwalbe hatte den Atlantik nach Süden überflogen, den Indischen Ozean erreicht und schließlich in der antarktischen Weddelsee überwintert, bevor sie zurück nach Westeuropa flog.

Mauersegler, die auch in unseren Städten mit ihren lauten sriiih-Rufen zum akustischen Sommergefühl beitragen, aber in Afrika überwintern, bleiben gar bis zu zehn Monate in der Luft. Sie landen nur an ihrem Brutplatz und schlafen und paaren sich sogar in der Luft.

Doppelschnepfen fliegen von ihren skandinavischen Brutgebieten nach Sub-Sahara-Afrika ohne Unterbrechung in zwei bis vier Tagen. Die schnellste gemessene mittlere Reisegeschwindigkeit betrug dabei 96 km/h - die bisher schnellste gemessene Geschwindigkeit im Tierreich auf einer so langen Distanz.

Streifengänse überfliegen auf ihrem Zug zwischen Brut- und Winterquartier regelmäßig den Himalaya. Sie erreichen dabei Höhen bis über 7.000 m über dem Meeresspiegel.

Nur 25 g schwere Steinschmätzer, die in Alaska brüten, überwintern in Afrika - die einfache Strecke liegt bei rund 14.500 km. Steinschmätzer aus dem Nordosten Kanadas überwintern ebenfalls in Afrika, sie überqueren den Atlantischen Ozean - rund 3.500 km über offene See.

 

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