FAQ - Häufig gestellte Fragen

Vogelbestimmung - Welcher Greifvogel ist das?

Mäusebussard
Ein heller Mäusebussard im Landeanflug
(© Hans Glader)

Immer wieder erreichen uns Anfragen zu unbestimmten Vögeln und nicht selten stellen Greifvögel dabei eine besondere Herausforderung dar. Die Lösung, sofern sie anhand eines Fotos herauszufinden ist, ist fast immer dieselbe – ein Mäusebussard.

Mäusebussarde zeigen eine erstaunliche Variabilität im Gefieder und können damit für erstaunliche Verwirrung sorgen. Nicht nur zwischen Alt- und Jungvögeln gibt es einige Unterschiede, auch darüber hinaus sieht kaum ein Vogel so aus wie der andere. Es gibt helle, fast weiße Exemplare ebenso wie dunkelbraune Individuen. Noch ist vergleichsweise wenig über die Ursachen dieser erstaunlichen innerartlichen Unterschiede bekannt. Mäusebussarde sind mittelgroße Greifvögel mit mittellangen, breiten Flügeln. Für Anfänger*innen in der Vogelbeobachtung erscheinen Mäusebussarde oft erstaunlich groß, zumal Größeneinschätzungen ohne Vergleich gegen den Himmel auch für erfahrene Beobachter*innen nicht leicht sind. Die Handschwingen bilden eine „gefingerte“ Flügelspitze, die vor allem beim Kreisen auffällt. Mäusebussarde können im Sommer vor allem mit den selteneren Wespenbussarden und im Winter mit den (noch selteneren) Raufußbussarden verwechselt werden, doch können auch andere Greifvögel wie Habicht oder Rohrweihe zu Verwechslungen führen. Als häufigster Greifvogel bei uns sollten Mäusebussarde aber immer zuerst in Betracht gezogen werden. Die NWO führt übrigens auch Seminare zur Bestimmung von Greifvögeln und Falken durch.

Vogelbestimmung – Welcher Vogel singt so schön im Garten?

Singdrossel
Es war die Singdrossel und nicht die Nachtigall (© Hans Glader)

Zwischen Februar/März und Juni erreichen uns immer wieder Anfragen zu einer ganz bestimmten Vogelstimme. Der Vogel singt oft abends oder früh morgens in einem Garten, nicht selten aus einer Fichte oder einem anderen Nadelbaum, hat einen recht schönen, nicht unmelodischen Gesang und ab und zu wird sogar gefragt, ob es sich nicht um eine Nachtigall handeln könnte. Nachtigallen sind jedoch in NRW nur noch sehr selten in Gärten anzutreffen und der Sänger ist in den Fällen, in denen uns eine Tonaufnahme erreicht hat, fast immer eine bestimmte Art: die Singdrossel.

Singdrosseln haben einen individuell recht variablen Gesang, aber charakteristisch ist das Wiederholen einzelner Silben. Dies wird auch in den verschiedenen Merksprüchen deutlich, die es für diese Art gibt. Hans Heiner Bergmann und Uwe Westphal nennen in ihrem Grundkurs Vogelstimmen (2010, Q&M, Wiebelsheim) beispielsweise: „David! David! David! – Du Kuhdieb! Du Kuhdieb! Du Kuhdieb! – Gib acht! Gib acht! Gib acht!“. Singdrosseln singen morgens ähnlich früh wie die besser bekannten Amseln und Rotkehlchen und können abends nach Sonnenuntergang zu den letzten Vogelstimmen gehören, die man hört, bevor es still wird oder Nachtvögel wie Eulen die akustische Kulisse übernehmen. Eine weitere häufige Vogelart ist ebenfalls immer mal wieder ein Grund für Verwirrung unter Anfänger*innen, die mit Vogelstimmen noch nicht so sicher sind: Mönchsgrasmücken haben einen schwätzenden Gesang mit eingestreuten charakteristischen Flötentönen – dem sogenannten Überschlag.

Welcher Vogel singt am lautesten?

Goldammer
Mit 85 dB schmettern Goldammern ihr „Wie, wie, wie hab ich Dich so lieb“ (© Hans Glader)

Wenn im Frühjahr die Vögel wieder singen, gibt es tatsächlich Mitmenschen, die sich über diese Naturgeräusche beschweren. Die meisten von uns können da wohl nur mit Kopfschütteln reagieren, aber natürlich können singende Amseln, balzende Zwergohreulen oder bettelnde junge Waldohreulen unmittelbar vor dem Schlafzimmerfenster kurzfristig die Geräuschkulisse dominieren und dabei auch mal den menschlichen Schlaf stören. Aber wie laut sind eigentlich die lautesten Vögel? Einen balzenden Uhu können wir in einer windstillen Nacht noch in mehreren Kilometer Entfernung hören – besonders wenn seine Stimme in einem Mittelgebirgstal durch die natürliche Konzertmuschel der Talwände noch verstärkt wird. Der Schalldruckpegel wird dabei oft in Dezibel (dB) angegeben. So erreichen selbst winzige Wintergoldhähnchen 75 dB, eine Amsel schafft 87 dB und Zaunkönig und Rotkehlchen bringen es auf 90 dB (damit sind wir auf dem Level einer Hauptverkehrsstraße). Unter den heimischen Gartenvögeln gehört die Singdrossel mit 100 dB zu den lautesten Sängern – das entspricht der Lautstärke eines Drucklufthammers oder der Geräuschkulisse in einer Disko. Der sprichwörtliche Hahn auf dem Mist (das vom asiatischen Bankivahuhn abstammende männliche Haushuhn) bringt es als bekanntester Wecker der Vogelwelt sogar auf 105 dB (Angaben aus Brackenbury 1979, J. Exp. Biol).

Wer hat die höchste und die tiefste Stimme in der Vogelwelt?

Schwarzkolibri
Schwarzkolibirs leben im atlantischen Regenwald Brasiliens und haben eine extrem hohe Stimme (© Darius Stiels)

Fast alle Vogelarten kommunizieren akustisch. Die allermeisten singen und rufen im von Menschen hörbaren Frequenzbereich, wobei die obere Hörgrenze von Vögeln bisher meist bei etwa 10 kHz angesiedelt wurde, auch wenn einige Eulen noch deutlich höhere Töne wahrnehmen (Dyson et al 1998, J. Comp. Physol. A). Es ist physikalisch dabei wenig verwunderlich, dass die meisten kleinen Vögel eher hohe Stimmen haben, größere Vögel können dagegen ihren großen Resonanzkörper nutzen, um tiefe Stimmen mit niedriger Frequenz zu nutzen. Tiefe Stimmen haben verschiedene Eulen, der Kuckuck oder die Rohrdommel, deren Gesang in etwas so klingt wie das Blasen über eine leere Glasflasche – Tiefen um 167 Hz sind hier nachgewiesen (Mark Constantine & The Sound Approach 2006). Goldhähnchen und Baumläufer singen dagegen so hoch, dass bei im Alter nachlassendem Gehör (Kinder hören am besten) viele Beobachter (statistisch sind Männer stärker vom Verlust des hohen Frequenzbereichs betroffen als Frauen) diese Vögel in größerer Entfernung gar nicht mehr hören. Zu den höchsten nachgewiesenen Tonfrequenzen in der heimischen Vogelwelt gehört eine Klappergrasmücke, bei der Gesangselemente mit extrem hohen 11,7 bis 12,3 kHz nachgewiesen wurden (Mark Constantine & The Sound Approach 2006). Für die Rekordhalter müssen wir aber unser Ohr in andere Gefilde halten.