16.11.2023
Heute Massenzugtag der Kraniche
Heute zogen zahlreiche Kraniche über Nordrhein-Westfalen. Das laut rufende Trompeten erfüllte in einem Streifen vom Münsterland und Ostwestfalen bis ins südliche Rheinland vielerorts den Himmel.
Seit jeher ist Nordrhein-Westfalen Durchzugsgebiet für Kraniche. Die großen Vögel brüten zwar auch seit einigen wenigen Jahren wieder in einigen Paaren in NRW, sie leben dann aber meist scheu und zurückgezogen in einigen wenigen geschützten Feuchtgebieten. Viel leichter sind sie im Frühjahr und Herbst auf dem Weg in ihre nordöstlichen Brutgebiete bzw. in ihre Winterquartiere in Frankreich und Spanien zu beobachten.
Mit der erfreulichen Zunahme des Bestandes und der Schaffung einiger geeigneter Rastgewässer in Niedersachsen haben sich die Zugwege und Uhrzeiten der Hauptdurchzugszeit übrigens leicht verändert, das grundsätzliche Muster ist aber ähnlich geblieben. Die heute beobachteten Vögel sind vermutlich größtenteils morgens früh von ihrem Rastplatz in der Diepholzer Moorniederung gestartet. Zudem haben sich auch die Strecken ins Winterquartier insgesamt verkürzt - wohl als Folge veränderten Nahrungsangebotes in Kombination mit dem Klimawandel harren manche Vögel heutzutage auch lange in Frankreich und Deutschland aus.
Heute war es wieder soweit. Die Nacht war kalt und am Vormittag gab es kaum Wind. Die Zugbedingungen waren vermutlich ideal. Innerhalb relativ kurzer Zeit, mancherorts nur für eine halbe Stunde, andernorts eher über zwei Stunden, zogen Kraniche in langen Ketten und in V-Formation über NRW. Über Städten und an Hängen vor den Mittelgebirgen bildet sich Thermik, die die Vögel nutzen, um größere Höhen zu erreichen. Auch wenn aktuell noch keine Auswertungen vorliegen, war es heute ganz locker eine fünfstellige Anzahl an Vögeln. Ziel der Vögel ist heute höchstwahrscheinlich der Lac du Der-Chatecoq (Marne-Stausee) im Süden der Champagne in Frankreich. Ob alle Vögel heute bis in ihr traditionelles Zwischenrastgebiet fliegen, muss aber abgewartet werden. Eine Regenfront aus dem Südwesten mag einige Vögel zu Umkehrzug gezwungen haben; auch eine unerwartete Rast auf einem Acker oder einem kleinen Feuchtgebiet ist heute bei uns denkbar.
Übrigens, in manchen Regionen von NRW werden Kraniche umgangssprachlich auch Wildgänse oder sogar Schneegänse genannt. Mit diesen sind Kraniche aber nicht näher verwandt. Zwar ziehen zu dieser Jahreszeit auch echte Gänse über Nordrhein-Westfalen und überwintern auch in großen Schwärmen z.B. am Niederrhein, aber es handelt sich natürlich um gänzlich andere Arten. Gänse haben kurze Füße und haben daher im Flug wie auch Kormorane und Möwen ein kurzes Hinterende. Auch die Rufe sind natürlich verschieden.
Beobachtungen sollte wie gewohnt via ornitho.de oder Naturalist-App gemeldet werden, damit sie für großräumige Analysen zur Verfügung stehen. Bitte geben Sie Uhrzeit und Zugrichtung der einzelnen Trupps in den dafür vorgesehenen Feldern an.