23.08.2023

Beobachtungstipp – Höhepunkt des Wespenbussardurchzugs

Schlangenadler
Trotz schlechten Lichts lässt sich die Gestalt und die auffällige Bänderung eines Wespenbussardes erkennen (© Darius Stiels)

Ende August/Anfang September ist der Höhepunkt des Durchzugs der Wespenbussarde in Nordrhein-Westfalen. Wer zu dieser Zeit aufmerksam beobachtet, wird früher oder später auf überfliegende Vögel stoßen. Die Bestimmung erfordert etwas Übung, ist aber zumindest bei nicht zu hoch fliegenden Vögeln meist möglich.

Wespenbussarde gehören zu den Langstreckenziehern unter den heimischen Greifvögeln. Die heimliche Waldart brütet u.a. in Nord- und Mitteleuropa, wo die Vögel erst im Mai ankommen und sich nach vollendeter Brut Ende August bis September wieder auf die lange Reise in die Winterquartiere im tropischen Afrika machen. Als hochspezialisierte Art, die sich gerne von Hymenopteren bzw. ihrer Brut ernährt, würde sie im Winter bei uns nicht ausreichend Nahrung finden. Als Thermiksegler erfolgt die Überquerung von Barrieren oft an speziellen Landmarken – das Mittelmeer wird an seinen engen Stellen überquert, z.B. an der Meerenge von Gibraltar; auch im Gebirge wie in den Alpen werden die Vögel gehäuft an bestimmten Pässen beobachtet. Hier bei uns in NRW scheint der Zug aber überwiegend als Breitfrontenzug stattzufinden. Dennoch lassen sich Greifvögel im Herbst natürlich besonders gut von Kuppen und erhöhten Punkten, die freie Sicht nach Nord bzw. Nordost erlauben, beobachten. Ende August/Anfang September ist die perfekte Zeit, um nach den ersten ziehenden Greifvögeln Ausschau zu halten. Neben Wespenbussarden ziehen nun auch Weihen wie Rohrweihen und mit etwas Glück können auch Fischadler und andere Weihenarten wie etwa Wiesenweihen beobachtet werden. Mit ganz viel Glück ist auch mal eine echte Seltenheit dabei (hier z.B. ein Schlangenadlerbeobachtung aus diesem Jahr). Wie schon erwähnt, müssen Wespenbussarde warme Aufwinde nutzen, um Höhe zu gewinnen, sie werden also meist erst im Laufe des Vormittages durchziehen. Auch später am Tag können sie natürlich beobachtet werden – in großer Höhe sind sie aber oft nur mit Mühe auszumachen. Gerade bei wolkenlosem Himmel ist das nicht einfach (kleiner Tipp: eine Sonnenbrille schont die Augen und kann die Entdeckungswahrscheinlichkeit erhöhen). Wespenbussarde ziehen übrigens regelmäßig in Trupps. Meist sind es bei uns zwar Einzelvögel oder kleine Trupps, aber auch Dutzende oder in seltenen Fällen Hunderte Individuen können gemeinsam ziehen oder in einer Schraube an Höhe gewinnen.

Die Bestimmung von Wespenbussarden ist für Beginner:innen nicht einfach. Innerhalb der Greifvögel sind sie mit den echten Bussarden (Gattung Buteo) gar nicht näher verwandt, die Ähnlichkeit ist also eher auf eine konvergente Evolution als Anpassung an eine ähnliche Lebensweise zurückzuführen. Sie sind etwas größer und langflügeliger als Mäusebussarde, der taubenartige Kopf und vor allem der lange und manchmal auffällig breite Schwanz lassen oft auch eine Bestimmung anhand der Silhouette zu. Rohrweihen können manchmal erstaunlich ähnlich wirken, haben aber einen schmaleren Schwanz. Die größte Verwechslungsgefahr sind aber natürlich Mäusebussarde, die bei uns die häufigsten mittelgroßen Greifvögel darstellen und durchaus auf dem Zug beobachtet werden. Sollten Gefiedermerkmale erkennbar sein, hilft die meist auffällige Bänderung auf den Schwingen und im Bereich der Schwanzbasis. Gute Bestimmungsbücher zeigen die wesentlichen Merkmale.

Wir hoffen, Sie und Ihr habt Lust gewonnen, in den nächsten Tagen verstärkt auf Greifvögel zu achten. Wir drücken die Daumen, dass auch tatsächlich Wespenbussard & Co Spektiv und Fernglas kreuzen werden. Beobachtungen sollten wie gewohnt bei ornitho.de bzw. via NaturaList-App gemeldet werden, wobei die Zugrichtung in den Detailangaben bzw. unter der Präzisierung der Beobachtung nicht fehlen sollte.