Warum kommt der Kleiber so oft ans Futterhaus? - Vorratshaltung bei Vögeln
Wer regelmäßig an einer gut besuchten Futterstelle beobachtet, hat es wahrscheinlich schon mal beobachtet: Ein bis zwei Kleiber kommen regelmäßig ans Futterhaus – die Vögel sind gegenüber Vögeln des gleichen Geschlechts auch außerhalb der Brutzeit territorial, selten sind es deshalb noch mehr unterschiedliche Vögel. Dennoch sieht man manchmal alle paar Minuten einen Vogel zur Futterstelle fliegen – anders als bei vielen anderen Arten werden aber nur wenige Sonnenblumenkerne (oder Erdnüsse o.ä.) vor Ort verspeist. Stattdessen fliegt der Kleiber mit mehreren Samen im Schnabel weg. Kleiber legen ganzjährig Nahrungsvorräte an, im Sommer werden aber eher Insekten versteckt. Als Versteck dienen Spalten und Ritzen, die meist durch Flechten und Moos abgedeckt sind. Auch im Boden wird Futter vergraben. Auch andere Vögel legen vergleichbare Vorräte an. Sumpfmeisen verhalten sich ganz ähnlich und sind entsprechend oft am Futterhaus zu beobachten. Futtervorräte werden in der Regel nur kurze Zeit angelegt, bei Sumpfmeisen für bis zu acht Tage.
Sehr viel bekannter ist natürlich das Vorratsverhalten der Eichelhäher, die im Herbst Eicheln vergraben. Verstecke werden selbst unter Schnee wiedergefunden. Da aber nicht alle Vorräte wiederentdeckt werden, haben diese Vögel eine kaum zu unterschätzende Bedeutung im Ökosystem mitteleuropäischer Wälder. Auch Tannenhäher, in NRW vor allem im Sieger- und Sauerland verbreitet, legen Nahrungsvorräte an. Sie vergraben vor allem Nüsse, in den Alpen sind sie auf Zirbelkiefern spezialisiert.
Es gibt aber auch andere, kuriosere Formen der Anlage von Nahrungsvorräten. Einige Vögel aus der Familie der Würger wie Neuntöter und Raubwürger spießen ihre Beute, große Insekten oder kleine Wirbeltiere, auf Dornen oder Stacheldraht auf, um sie erst später zu verzehren. Sperlingskäuze lagern erbeutete Nagetiere in Nistkästen ein. Im nordischen Winter bleibt das Futter tiefgefroren lange haltbar, der Klimawandel mit seinen milderen Winter könnte diese Form der Vorratshaltung jedoch zukünftig gefährden, wie eine aktuelle Studie aus Finnland zeigt. Einer in der Zeitschrift Alauda erschienenen Untersuchung (Qninba et al. 2015) zufolge wurden marokkanische Eleonorenfalken dabei beobachtet, wie sie erbeutete Singvögel eine Zeit lang lebend in Felsspalten festsetzen und die Beute erst später fraßen.
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