Was machen Vögel bei großer Hitze?

Weißstorch
Weißstörche koten zur Kühlung auf ihre Beine und versorgen ihre Jungen mit Wasser
(© Hans Glader)

Im Rahmen des Klimawandels gibt es immer mehr Hitzewellen in Mitteleuropa. Die Klimakastrophe ist längst da und längere Zeiträumen mit Extremtemperaturen sind nicht nur für Menschen gefährlich. Dass sich auch aus Vogelschutzsicht die Pflicht ergibt, die Klimakrise zu bekämpfen, ist eh selbstverständlich. Wie aber reagieren Vögel konkret auf hohe Temperaturen und die nächste Hitzewelle? Welche Anpassungen gibt es und was kann kurzfristig getan werden, um die Folgen zumindest kleinräumig in unserem direkten Umfeld abzumildern?

Auf den ersten Blick scheinen viele Vögel gut an direkte Folgen der Klimakrise – Hitze und Trockenheit – angepasst. Aufgrund ihrer Physiologie sind Vögel dazu fähig, sehr viel Flüssigkeit zurückzuhalten. Viele Insektenfresser nehmen Flüssigkeit außerdem bereits mit der Nahrung auf. Die Lage des Gefieders kann bei hohen Temperaturen angepasst werden und natürlich können Vögel ihr Verhalten in einem gewissen Maß ändern. So können Vögel bei hohen Temperaturen schattige Bereiche in der Vegetation aufsuchen. Altvögel beschatten auch teilweise ihre Jungen im Nest und Vögel wie Weißstörche bringen in Schnabel und Kropf Wasser zu ihren Jungvögeln. Störche bekoten zudem ihre Beine – der weiße Belag wirkt ebenfalls kühlend. Vögel können nicht schwitzen. Sie öffnen jedoch den Schnabel und die Verdunstungskälte der Schleimhäute bringt etwas Kühlung. Schauen wir über den mitteleuropäischen Tellerrand hinaus, gibt es echte Spezialisten für heiße, trockene Bedingungen – Flughühner können Wasser in ihrem Bauchgefieder zu den Jungen bringen und dabei viele Kilometer auf dem Weg zu den Wasserlöchern zurücklegen. Von heimischen Flussregenpfeifern gibt es ebenfalls Berichte, dass Jungvögel aus dem nassen Bauchgefieder trinken können. Auch unbefiederte Körperabschnitte wie der Schnabel können thermoregulatorische Funktion haben - bekannte Beispiele sind Schnäbel von Tukanen oder Postokularflecken bei Arten wie dem Akazienhäher. Vögel haben eine höhere Körpertemperatur als die meisten Säugetiere (oft um die 40 °C), aber das bedeutet keineswegs, dass sie gegen Überhitzung gefeit sind. Selbst in den Wüsten und Savannen der Erde können Vögel an ihre Grenzen kommen – Untersuchungen an verschiedenen tropischen Vogelarten zeigen bereits, dass die steigenden Temperaturen zu Problemen führen. So kann große Hitze zu einer deutlich höheren Jungensterblichkeit führen. Die Probleme sind aber keineswegs auf die niedrigen Breitengrade begrenzt. Auch in Mitteleuropa bringen Hitzewellen Probleme mit sich. Höhlenbrüter wie Mauersegler suchen bei großer Hitze Kühlung an den Einflugslöchern der Brutplätze, die sich in Gebäuden oft stark aufheizen können. Immer wieder fallen dabei Jungvögel auch aus den Höhlen heraus. Hitzewellen haben also auch direkte Folgen für die Vogelwelt, die weit über indirekte Effekte (z.B. ein ggf. verringertes Nahrungsangebot durch austrocknende Gewässer) hinausgehen. Welche Anpassungen sind also möglich?

Fast alle naturbasierten Lösungen, die die Lebensraumausstattung verbessern und die Klimakrise an der Wurzel packen, könnnen meistens gleichzeitig auch Anpassungsmaßnahmen sein: die Revitalisierung von Mooren und der Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten können sehr schnell Wasser in die Landschaft bringen und Hitzewellen abpuffern. Vegetation in Gärten und Parks reduziert die Temperatur, in jeder Innenstadt haben Bäume und Sträucher kühlende Wirkung, Frischluftschneisen reduzieren Extremtemperaturen in städtischen Betonwüsten und erleichtern den Temperaturaustausch mit dem Umland. Wasserflächen kühlen und bieten vor allem Trink- und Bademöglichkeiten, sofern Bäche und Teiche kein steiles Betonufer haben. Selbst kleine Tränken im Garten oder auf Balkon und Terrasse werden meist nach kurzer Zeit von Vögeln angenommen. Wer die Möglichkeiten hat, Vögeln Wasser anzubieten, kann davon Gebrauch machen. Natürlich müssen Hygiene und Prädatorensicherheit beachtet werden, d.h. das Wasser sollte zweimal täglich gewechselt werden, Schalen sollten regelmäßig gereinigt werden und Schutz vor Scheibenanflug und Katzen sollte gewährleistet sein. Meist reicht schon ein Blumentopfuntersetzer, aber auch hängende oder höher gestellte Tränken bieten sich an; noch besser sind eigentlich nur fischfreie Teiche mit Flachwasserzonen. Naturnahe Gärten bieten aber auch ausreichend Futter  – Pflanzensamen wie wirbellose Tiere  – so dass Vögel bei großer Hitze weniger Zeit für die Futtersuche aufbringen müssen.

 

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