FAQ - Häufig gestellte Fragen

Vogelmonitoring: Wie werden Vögel erfasst?

Star mit Nistmaterial
Ein Star sammelt Nistmaterial - ein deutlicher Hinweis, dass er in der Nähe brüten wird
(© Hans Glader)

Die NWO zählt Vögel, besser formuliert Tausende Ehrenämtler*innen sind jeden Tag draußen und erfassen Zufallsbeobachtungen mithilfe von ornitho.de oder erfassen Vögel im Rahmen unserer Monitoringprogramme. Ziel von Erfassungsprogrammen kann es sein, die Arten eines Gebietes festzustellen und im besten Fall auch zu wissen, wie viele Individuen es von jeder Art gibt. Durch wiederholte Erfassungen lassen sich auch Veränderungen der Bestände einzelner Arten bzw. damit einhergehende größere Veränderungen ganzer Vogelgemeinschaften überwachen. Aber wie funktioniert das eigentlich konkret?

Am Anfang steht häufig die Frage, ob Teilbestände oder der Gesamtbestand in einem ausgewählten Gebiet erfasst werden sollen. Bei einem erfolgreichen Seeadlerpaar in NRW ist die Erfassung vermeintlich nicht so schwierig, aber auch hier stellt sich die Frage, ob wir wirklich ganz NRW abgesucht haben oder evtl. noch ein Paar übersehen haben könnten. Das ist nicht ganz auszuschließen und ganz streng genommen haben wir es bei eigentlich vollständigen Erfassungen eher mit einem Mindestbestand zu tun (Seeadler lassen sich aber vergleichsweise gut finden). Außerdem ist es wichtig zu überlegen, ob die Verbreitung einer Vogelart oder ihr Bestand im Vordergrund steht. Das bedeutet nicht, dass es zwischen beiden keinen Zusammenhang gibt, aber ein Koloniebrüter mag in einem Gebiet viel häufiger sein als eine gleichmäßig verbreitete Vogelart, die überall aber nur in sehr geringer Dichte vorkommt. Sucht man nur Teile eines Gebietes auf, lässt sich der Bestand einer überall gleichmäßig vorkommenden Vogelart vermutlich recht gut hochrechnen, bei einem Koloniebrüter oder einer anderen sehr ungleichmäßig verteilten Vogelart wird das schwierig. Die Erfassung von Teilbeständen findet auch dann oft Anwendung, wenn Bestandsentwicklungen (Trends) wichtiger als der exakte Bestand sind.

Bei Brutvögeln lassen sich grundsätzlich besetzte Nester zählen, aber manche Vogelarten bauen mehr als ein Nest und das Finden von Nestern kann unterschiedlich schwierig sein: Graureihernester vor dem Laubaustrieb zu zählen ist grundsätzlich einfacher, als alle Amselnester in einem großen Gebiet zu erfassen. Für viele Vogelarten ist im Rahmen typischer Bestandserfassungen die äußerst aufwändige Nestersuche aber heutzutage keine Option mehr. Zum Glück zeigen jedoch viele Vögel an, dass sie ein Revier besetzt haben – z.B. durch ihren Gesang und dank Ferngläsern lassen sich Vögel auch aus der Distanz bestimmen. Dadurch ergeben sich viele weitere Möglichkeiten, Bestände zu erfassen.

Wir können hier nicht alle verfügbaren Methoden im Detail erklären, die in der Praxis zur Anwendung kommen. Oft sind die Ansätze artspezifisch, manchmal reicht es, bestimmte Lebensräume in einem Teilgebiet aufzusuchen und auch Beringung, Telemetrie, Fotofallen, passives akustisches Monitoring, Spurensuche inklusive DNA-Analyse und vieles andere kann je nach Fragestellung zum methodischen Werkzeugkasten gehören. Artspezifische Methoden wie die bereits genannten Nesterzählungen kommen z.B. bei einigen Modulen des Monitorings seltener Brutvögel auch in NRW zum Einsatz. So werden für das Trendmonitoring der Uferschwalben die Brutröhren gezählt. Stehen aber gleich ganze Vogelgemeinschaften im Fokus, müssen die Methoden universeller sein. Wir möchten hier an dieser Stelle dazu drei besonders häufig angewendete Ansätze vorstellen: Revierkartierung, Linienkartierung und Punkt-Stopp-Zählung.

Vogelmonitoring: Wie werden Vogelansammlungen erfasst?

Kampfläufer, Kiebitze, Pfeifente
Wie viele Vögel sind auf dem Foto? 1 Pfeifente, 3 Kiebitze und 44 Kampfläufer (© Hans Glader)

Viele Vogelarten bilden große Ansammlungen: Zur Brutzeit sind es insbesondere Kolonien, außerhalb der Brutzeit bilden viele Vogelarten Schwärme, die aus einer oder aus mehreren Arten bestehen können. Aber wie werden eigentlich Vogelschwärme gezählt?

Das Erfassen von Kolonien ist nicht immer einfach, insbesondere wenn diese nicht gut einzusehen sind oder aber so groß, dass ein einfaches Auszählen der Nester nicht in Frage kommt. In Nordrhein-Westfalen fehlen natürlich die großen Seevogelkolonien, aber auch Graureiher, Uferschwalben, Möwen und andere bilden Kolonien. Im Monitoring seltener Brutvögel werden die Bestände dieser Arten überwacht.

Große Vogelschwärme werden darüber hinaus aber auch ganz regelmäßig im Rahmen von Schlafplatzzählungen (z.B. der Möwen) oder bei den Programmen zu rastenden Wasservögeln sowie zu Gänsen und Schwänen im Sommer oder im Winter erfasst. Bei kleineren Gruppen ist es natürlich kein Problem, ein paar wenige Vögel lassen sich einfach durchzählen. An wichtigen Rastplätzen können es aber auch Hunderte, Tausende oder sogar noch mehr Vögel sein. Manchmal bestehen diese sogar aus unterschiedlichen Arten, was es noch deutlich schwieriger macht. Es lohnt sich vor Beginn der Zählung einmal die Zahl der Vögel grob zu schätzen – sollten die Vögel in der Folge auffliegen, hat man zumindest eine ganz grobe Anzahl. Bei Beobachtungen des Tagzuges wird man häufiger mit großen Trupps überfliegender Vögel konfrontiert, seien es Tausende Finken an einem Massenzugtag oder große Schwärme von Ringeltauben. Hier bleibt oft besonders wenig Zeit, bis die Vögel aus dem Sichtfeld verschwunden sind.

Vogelbeobachtung: Gibt es Geier in NRW?

Fliegender Gänsegeier
Gänsegeier erscheinen mittlerweile alljährlich in NRW – gibt es 2023 wieder einen Einflug?
(© Darius Stiels)

Seit einigen Jahren gelingen jedes Jahr Beobachtungen von Geiern in Mitteleuropa. Auch NRW wird immer wieder von den großen Vögeln aufgesucht. Einflüge finden vor allem im Frühsommer statt. Vor allem im Juni lohnt es sich, Ausschau zu halten. In manchen Jahren gibt es mehrere Feststellungen, in anderen fehlen sie fast gänzlich.

Geier sind wohl die imposantesten Greifvögel Europas. Mit teilweise deutlich über zweieinhalb Meter Spannweite sind sie die Riesen unter den Verwandten der häufigeren Milane und Bussarde und damit sogar oft noch größer als Stein- und Seeadler. Jahrhundertelang wurden Geier verfolgt, obwohl sie als Aasvertilger eine entscheidende Rolle im Ökosystem inne haben. Lebende Beute wird übrigens von den meisten Geiern kaum genommen. Nachgeburten oder natürlich Totgeburten werden dagegen häufiger verspeist. Auch heute noch leiden Geier leider vielerorts unter illegaler Verfolgung durch Abschuss und Vergiftung oder den Einsatz von Diclofenac in der Tierhaltung – das Medikament ist für Geier selbst in geringer Dosis giftig und kann beim Fressen an Kadavern behandelter Tiere aufgenommen werden. Insbesondere in Südasien hat dies die einst dort ubiquitären Arten an den Rand der globalen Ausrottung gebracht, aber auch in Afrika sind die Geierbestände aus verschiedenen Gründen fast überall im freien Fall. Unverständlicherweise wurde Diclofenac auch in Europa für die Behandlung von Haustieren zugelassen. In Europa hat dagegen auch der Landnutzungswandel zum Verschwinden dieser Vögel maßgeblich beigetragen. Großflächige Weidelandschaften, in denen auch mal ein totes Tier oder eine Nachgeburt liegen bleibt, wurden früher von Auerochsen, Wildpferden und anderen Vertretern der Megafauna geschaffen, später traten oft Haustiere wie Rinder an ihre Stelle. Heute ist dieser Landschaftstyp meist überall verschwunden. Bis in die frühe Neuzeit lebten Geier aber auch in Mitteleuropa, so gibt es Berichte über Brutvorkommen in der Eifel in Rheinland-Pfalz. Auch wenn das bis zu einem gewissen Grad Spekulation ist, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Vögel damals auch regelmäßig hier in NRW zu sehen waren. Erfreulicherweise gibt es aber auch gute Nachrichten über Geier.

Vogelbestimmung – Welcher Vogel macht fiepende Geräusche in der Nacht?

Waldohreule im Tagesversteck
Glückliche Beobachtung: Erwachsene Waldohreule im Tagesversteck, häufiger hört man das Fiepen der Jungvögel.
(© Angelika Meister)

Es ist ein lauer Frühsommerabend im Juni, wer jetzt noch spät abends unterwegs ist, hört vielleicht manchmal hohe durchdringende Geräusche aus einem Garten, vom Waldrand oder in einem Feldgehölz. Es klingt ein bisschen wie ein lang gedehntes „miep“. Das hohe Fiepen hört gar nicht mehr auf und kann, vielleicht mit kurzen Unterbrechungen, die ganze Nacht andauern. Wer einen Vogel vermutet, liegt hier oft richtig – junge Waldohreulen sind nicht selten die Verursacher dieser merkwürdigen Rufe.

Die meisten Vögel sind tag- oder höchstens dämmerungsaktiv. Nächtliche Lautäußerungen können von einigen Singvögeln kommen (nicht nur Nachtigallen singen nachts), aber auch Rallen, Ziegenmelker, Kuckucke und andere kann man auch nachts hören. Am bekanntesten sind aber natürlich Eulen – heimische Arten kennzeichnen sich aber oft durch eher niederfrequente Gesänge: das „Schu-hu-hu-hu“ des Waldkauzes, die „Guhk-Rufe“ des Steinkauzes oder die ein- bis zweisilbigen „Hu-Rufe“ von Waldohreule und Uhu passen aber nicht zum Gehörten. Als Ausnahme erscheinen in NRW auch ganz selten die sonst vor allem im Mittelmeerraum beheimateten Zwergohreulen – als einzige echte Langstreckenzieher unter den mitteleuropäischen Eulen erreichen sie ihre Brutgebiete oft erst im Mai. Haben die Vögel im Siedlungsraum ein Revier bezogen, sind Anwohner*innen oft die ersten, die den Gesang hören und vielleicht erstmal für eine Alarmanlage halten.

Wir haben dabei aber bisher übersehen bzw. überhört, dass bei Vögeln nicht nur Altvögel Lautäußerungen von sich geben, sondern natürlich auch die Jungvögel. Viele Bettelrufe sind eher hochfrequent und durchdringend. Dadurch sind sie übrigens für mögliche Prädatoren und auch für das menschliche Gehör oft nur schwer zu lokalisieren. Daneben haben manche Arten auch fauchende Bettelrufe, bei Schleiereulen klingt auch der Gesang unheimlich und hat wenig Ähnlichkeit mit den Gesängen der anderen Eulenarten. Das erwähnte Fiepen kommt aber tatsächlich von Jungvögeln und wie oben schon verraten, nicht selten von denen der Waldohreule.