Aktuelle Meldungen

23.10.2022

Kommen die Invasionsvögel?

Kiefernkreuzschnabel
Aktuell sind Kiefernkreuzschnäbel in Norddeutschland unterwegs (© Darius Stiels)

Jeden Winter hoffen Vogelbeobachter*innen in NRW auf den Einflug sogenannter Invasionsvögel. Damit sind in diesem Fall nicht etwa invasive nicht-heimische Arten gemeint und es handelt sich auch nicht um irgendeine diffuse ornithologische Bedrohung. Einige Brutvögel ziehen in manchen Wintern einfach weiter als in anderen - meist ist übrigens Nahrungsmangel der Auslöser für diese Evasionen (oder eben Invasionen aus Sicht des Überwinterungsgebietes). Unter den nordischen Brutvögeln trifft das z.B. auf Seidenschwanz und Kiefernkreuzschnabel zu, die alle paar Jahre verstärkt in Mitteleuropa auftauchen. Aktuell gibt es vermehrte Meldungen der sehr seltenen Kiefernkreuzschnäbel. Ihr Brutgebiet beschränkt sich normalerweise auf den Taigagürtel. Äußerlich sind sie Fichtenkreuzschnäbeln sehr ähnlich und am einfachsten am größeren Schnabel und der stiernackigen Gestalt zu erkennen. Auch im äußersten Nordosten NRWs gibt es aktuelle Beobachtungen. Wer selbst nach Kiefernkreuzschnäbeln Ausschau hält, hat in Nadelwäldern, aber auch in Heidegebieten mit einzelnen Waldkiefern die besten Chancen.

Die zweite und deutlich häufiger beobachtete Art, die es in manchen Jahren bis nach NRW schafft, ist der Seidenschwanz. Noch ist komplett unklar, ob 2022/23 wieder ein Seidenschwanzwinter wird, aber die Zahl der Ebereschenbeeren - eine der Hauptnahrung der schönen Vögel - scheint in Nordeuropa diesen Herbst nicht allzu groß. Viele Seidenschwänze sind aktuell schon in Südskandinavien und im Vereinigten Königreich wird schon heftig spekuliert, dass die ersten Vögel dort in den nächsten Tagen auftauchen sollten. In NRW dürfte es aber sicher noch länger dauern und es ist noch gänzlich unklar, ob die Vögel überhaupt bis zu uns fliegen. Die wochenaktuelle Vebreitung der Seidenschwänze und vieler anderer Vögel lässt sich auf dem Eurobirdportal verfolgen. Draußen lohnt der Blick auf von Misteln befallene Bäume. Auch Apfelbäume werden gerne aufgesucht, solange diese noch Früchte tragen. Wir drücken die Daumen!

 

 

19.10.2022

Heute Kranichzug über NRW

Kraniche über der NWO-Gechäftsstelle
(© Darius Stiels)

Nordrhein-Westfalen liegt im engen Zugkorridor, der jeden Herbst von tausenden Kranichen auf ihrem Weg von den Brutgebieten in die südwestlichen Winterquartiere überflogen werden. Die Kraniche starten im Herbst meist früh morgens von ihren Rastplätzen im Nordosten - z.B. in der Diepholzer Moorniederung oder in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vögel können auf dem Zug fast in ganz NRW beobachtet werden. Zugkorridore gehen über Teile des westfälischen Tieflandes, das Ruhrgebiet, das Rheinland, das Bergische Land, das Sauerland und die Eifel. Je nach Startort und äußeren Bedingungen unterscheiden sich die jeweiligen Routen zwischen den Zugtagen. Heute ist ein guter Zugtag und die Vögel ziehen wohl überwiegend über das Münsterland, Teile des Ruhrgebietes und die westliche Eifel. Eine weitere Route, die NRW jedoch kaum berührt, verläuft östlicher aus Brandenburg über Hessen. Ziel der Vögel ist meist der Lac du Der (Marne-Stausee), ein wichtiges Rastgebiet in Frankreich. Auch wenn mittlerweile einige Kraniche in Mitteleuropa überwintern, ziehen dennoch viele Vögel von dort auch weiter nach Südwesten, um z.B. auf der iberischen Halbinsel zu überwintern.

Im Volksmund werden die Kraniche auch „Schneegänse“ genannt, bei echten Schneegänsen handelt es sich jedoch um eine gänzlich andere Vogelart. Kraniche sind auch nicht näher mit Gänsen verwandt.

Sollten Sie heute auch Kraniche gesehen haben (und diese sicher von Gänsen, Kormoranen, Reihern etc. unterschieden haben) oder in den nächsten Wochen weitere Vögel beobachten, können Sie diese auf ornitho.de melden. Bitte vergessen Sie dabei nicht, die Uhrzeit und die Zugrichtung in den dafür vorgesehenen Feldern anzugeben.

Wissen Sie, warum die Vögel in V-Formation fliegen? In unseren FAQs findet sich die Antwort.

 

 

13.10.2022

Update: Workshop zu Vogelschutz und Energiewende am 28.10.2022

Rotmilan
Woher kommen zukünftig Daten über die besonders kollisionsgefährdeten Rotmilane?
(© Hans Glader)

Kaum ein Thema im Vogelschutz in Deutschland wird aktuell so kontrovers diskutiert wie der geplante massive Ausbau erneuerbarer Energien. Gesetzesänderungen bedeuten auch für die ehrenamtliche Vogelkunde weitere Herausforderungen, denn die Datengrundlage, auf der zwischen energiepolitischen Entscheidungen und Vogelschutz abgewogen wird, ist bislang noch nicht konkret bekannt. Am Freitag, den 28.10.2022 findet deshalb ein Workshop von DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) und DRV (Deutscher Rat für Vogelschutz) statt. Das Thema lautet „Datengrundlagen für den Ausbau erneuerbarer Energien - Forderungen aus Sicht des Arten- und Vogelschutzes“.

Am Workshop werden Vertreter der zuständigen Thüringer Landesbehörde, der Stiftung Umweltenergierecht, des NABU und des DDA teilnehmen; angefragt ist ein*e Vertreter*in von Bündnis90/Die Grünen. Die Moderation übernimmt unser Vorsitzender Klaus Nottmeyer. Wir hoffen auf eine rege Beteiligung interessierter (Hobby-)Ornitholog*innen an dieser Präsenzveranstaltung. Beiträge in der allgemeinen Diskussion sind herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos. Es ist lediglich eine formlose Anmeldung an info@dda-web.de erforderlich. Einladung und Programm finden sich hier. Wir freuen uns über Ihr Kommen!

Update: Die Teilnahme ist nun auch online möglich. Auch hier ist eine Anmeldung erforderlich. Bitte schreiben Sie an tigges@dda-web.de und geben Sie in der Betreffzeile „Workshop-Online“ an. Infos zur Online-Teilnahme gibt es hier.

 

 

 

10.10.2022

Til Macke gestorben

Eisvogel
Eisvogel (© Angelika Meister)

Alle Menschen, die sich für Vogelkunde und Naturschutz im Rheinland, in ganz NRW und darüber hinaus einsetzen, haben einen schmerzlichen Verlust erlitten. Am 06.10.2022 starb mit 83 Jahren Dr. Til Macke nach einer längeren, schweren Krankheit.

Vielen Mitgliedern der GRO ist der Verstorbene bestens bekannt, war er doch viele Jahre hochengagiert für die rheinischen Ornitholog:innen aktiv. Schon 1969 wurde er Schatzmeister, bis 1973, dann folgten sechs Jahre im Beirat. 1997 wurde er für kurze Zeit Vorsitzender der GRO, um in dieser Zeit die Fusion mit der westfälischen Schwestergesellschaft vorbildlich in die Wege zu leiten. Anschließend war er noch bis 2003 im Beirat der damals neuen NWO. Seit 2010 ist er Ehrenmitglied der NWO. Diese Datenreihe kann nur ansatzweise seine Verdienste würdigen. Mit viel Charme, hohem Engagement und einer unnachahmlichen Großzügigkeit hat Til Macke unsere Gemeinschaft, unser Anliegen für Vogelschutz und Vogelkunde über Jahrzehnte hin generös unterstützt. Dabei lag ihm wenig an „Amt und Würden“, er half einfach da, wo es nötig war. In den Zeiten der Fusion der rheinischen und westfälischen Vogelkundler*innen war seine Person letztendlich der wesentliche Dreh- und Angelpunkt. Wir werden ihn, seine Herzlichkeit, sein Lachen und seine erfrischend zupackende Art sehr vermissen.

Die NWO wird seiner ausführlich gedenken, in unserer Zeitschrift und auf unserer nächsten Mitgliederversammlung. Seiner Familie sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus.

Klaus Nottmeyer, 1. Vorsitzender der NWO

 

 

06.10.2022

Workshop zu Vogelschutz und Energiewende am 28.10.2022

Rotmilan
Woher kommen zukünftig Daten über die besonders kollisionsgefährdeten Rotmilane?
(© Hans Glader)

Kaum ein Thema im Vogelschutz in Deutschland wird aktuell so kontrovers diskutiert wie der geplante massive Ausbau erneuerbarer Energien. Gesetzesänderungen bedeuten auch für die ehrenamtliche Vogelkunde weitere Herausforderungen, denn die Datengrundlage, auf der zwischen energiepolitischen Entscheidungen und Vogelschutz abgewogen wird, ist bislang noch nicht konkret bekannt. Am Freitag, den 28.10.2022 findet deshalb ein Workshop von DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) und DRV (Deutscher Rat für Vogelschutz) statt. Das Thema lautet daher „Datengrundlagen für den Ausbau erneuerbarer Energien - Forderungen aus Sicht des Arten- und Vogelschutzes“.

Am Workshop werden Vertreter der zuständigen Thüringer Landesbehörde, der Stiftung Umweltenergierecht, des NABU und des DDA teilnehmen; angefragt ist ein*e Vertreter*in von Bündinis90/Die Grünen. Die Moderation übernimmt unser Vorsitzender Klaus Nottmeyer. Wir hoffen auf eine rege Beteiligung interessierter (Hobby-)Ornitholog*innen an dieser Präsenzveranstaltung. Beiträge in der allgemeinen Diskussion sind herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos. Es ist lediglich eine formlose Anmeldung an info@dda-web.de erforderlich. Einladung und Programm finden sich hier. Wir freuen uns über Ihr Kommen!

 

 

 

03.10.2022

Ankündigung Greifvogeltagung 16.10.2022 in Schwerte

Sperber
Eine der Arten im Fokus der diesjährigen Tagung: Sperber (© Hans Glader)

Am Sonntag, den 16.10.2022 findet die diesjährige Jahrestagung unserer AG Greifvögel statt. Die ganztägige Veranstaltung hat wie gewohnt ein volles, sehr spannendes Programm: Es beginnt mit der Vorstellung der Kartierergebnisse 2022, bevor es insgesamt sieben Vorträge zu verschiedenen Greifvogelarten gibt. Allein drei Beiträge widmen sich dem Sperber. Dieser vergleichsweise heimlich lebende Greifvogel ist bei uns oft viel weniger bekannt als einige seiner größeren Verwandten. Andere Arten im Fokus sind Habicht und Schwarz- bzw. Rotmilan. Ein Vortrag behandelt die illegale Greifvogelverfolgung in NRW.

Das ausführliche Programm, Anfahrtsbeschreibung und weitere Details finden sich hier. Der Tagungsort ist das Naturfreundehaus Ebberg, westlich von Schwerte. Das Programm geht von 10:00 bis 16:15 Uhr. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Teilnahme ist kostenlos. Bitte melden Sie sich jedoch zur besseren Planung vorher per formloser Mail an Jens Brune an.

 

 

 

23.09.2022

Spannende Ringfunde aus NRW: Trauerseeschwalbe und Kernbeißer

Trauerseeschwalbe
Trauerseeschwalbe (© Hans Glader)

Wissenschaftliche Vogelberingung ist eine etablierte Standardmethode, um mehr über das Zugverhalten von Vögeln zu erfahren. Viele ökologische Fragestellungen lassen sich nur durch eine individuelle Markierung der Vögel beantworten. Vogelbeobachter*innen können durch das Ablesen von Vogelringen und der Meldung der Daten selbst zur Erforschung der Vögel beitragen. In der Vogelwarte, der Mitgliederzeitschrift der DO-G, werden regelmäßig bemerkenswerte Ringfunde vorgestellt. In der aktuellen Kolumne (Herrmann C, Fiedler W & Geiter O 2021, Vogelwarte 59: 391-398) sind nun zwei interessante Meldungen aus NRW.

Durch Beringung konnte gezeigt werden, dass Trauerseeschwalben vom Niederrhein im Austausch mit Brutkolonien im benachbarten Ausland stehen: Am Bienener Altrhein wurde am 17.06.2021 der Ring einer 15-jährigen Trauerseeschwalbe abgelesen. „Diese Seeschwalbe wurde am 25.08.2006 in Medemblik (Noord-Holland/NL) 136 km vom Ableseort als diesjähriger Vogel markiert. Auch von 2015 bis 2020 wurde diese weibliche Trauerseeschwalbe jeweils als Brutvogel in der Kolonie in Rees-Bienen kontrolliert. Insgesamt wurden dort 2021 fünf außerhalb beringte Trauerseeschwalben (1 x Belgien, 4 x Niederlande) von der Beringergemeinschaft van der Winden/Vossmeyer abgelesen.“ Das Team vom NZ Kleve kümmert sich übrigens auch ganz intensiv um den Schutz der schönen Vögel am Niederrhein!

Der zweite interessante Nachweis betrifft einen Kernbeißer. Die Autoren der Kolumne schreiben: „In den vergangenen Jahren hat der Kernbeißer sein Brutgebiet in Norwegen ausgedehnt. Dies führte zu den ersten Wiederfunden von in Norwegen markierten Kernbeißern in Deutschland und zeigt, dass die Vögel der dortigen Brutpopulation durch Deutschland ziehen oder hier überwintern. Stavanger 8288914 wurde am 02.07.2020 in Frestad in der Provinz Vest-Agder/Norwegen als diesjähriger Vogel sicher nahe seines Geburtsortes markiert. Er kam am 14.04.2021 in Wipperfürth nach einem Scheibenanflug ums Leben. Die Entfernung zum Beringungsort beträgt 781 km.“

Die Zeitschrift Vogelwarte ist frei online auf www.do-g.de verfügbar.

 

 

18.09.2022

Rückblick Vogelschutztagung 2022: Vogelschutz im Wald

Vogelschutztagung
Podiumsdiskussion zu Vogelschutz im Wald der Zukunft (© Kathrin Schidelko)

Am gestrigen Samstag, den 17.09.2022 fand in der Natur- und Umweltakademie des Landes NRW (NUA) die diesjährige Vogelschutztagung NRW statt. Die Veranstaltung wird von der Vogelschutzwarte im LANUV (VSW), dem Naturschutzbund NRW und der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft ausgerichtet. Der Schwerpunkt lag dieses Jahr auf Vogelschutz im Wald. Die meisten Trends von Waldvogelarten zeigten bis in jüngste Zeit eine vergleichsweise stabile oder sogar positive kurzfristige Entwicklung. In diese Daten sind jedoch noch nicht allerneueste Entwicklungen der letzten Jahre eingearbeitet - unsere Wälder bzw. Forste und Baumplantagen ändern sich nicht zum ersten Mal, aktuell aber in kaum gekannter Geschwindigkeit und der Wald der Zukunft wird mit Sicherheit anders aussehen, als wir ihn bisher kannten.

Nach der Begrüßung gab Michael Jöbges (VSW) einen Überblick über die Situation und Zukunft der Waldvogelarten in NRW. Wie sieht es für Schwarzspecht, Tannenmeise & Co aus? Unsere Vogelschutzgebiete haben einen vergleichsweise kleinen Waldanteil und negative Trends werden für einige Nadelwaldarten deutlich. Auch die Klimakrise macht sich deutlich bemerkbar. Bestände des Schwarzstorchs unterliegen einem deutlichen Abwärtstrend. Lichtwaldarten und Waldrandarten wie Wendehals und Neuntöter profitieren aber wahrscheinlich. Im Anschluss berichtete Jakob Pöllath vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) über den Wald im Klimawandel. Aktuell stehen die Wälder durch hohe Preise für Feuerholz und Hackschnitzel unter hohem Druck. Hohe Wildbestände führen zu Verbiss. Vor Kurzem angekündigte Finanzmittel des Bundes könnten den Waldschutz aber möglicherweise voranbringen. Klaus Striepen von Wald und Holz NRW berichtete danach über Waldentwicklung und Waldumbau. Rund die Hälfte der Fichten ist schon abgestorben, zukünftig soll mehr auf Mischwald, Naturverjüngung und heimische Laubbäume gesetzt werden. Bei einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden die großen Herausforderungen, vor denen der Vogelschutz im Wald steht, noch einmal deutlich.

Nach einer ausführlichen Stärkung ging es mit unterschiedlichen Themen weiter. Sven Trautmann vom Dachverband Deutscher Avifaunisten berichtete über neue Erfassungsmethoden und die Möglichkeiten der Kartierung und Erfassung mit mobilen Endgeräten: das Vogelmonitoring wird zunehmend digital. Unser Vorsitzender Klaus Nottmeyer (NWO und Biostation Ravensberg) berichtete über Wissenstransfer und darüber, wie Daten praktischem Naturschutz dienen sollen. Er ging dabei auch kritisch auf Probleme bei Datenflüssen zwischen verschiedenen Akteuren ein. Peter Herkenrath (VSW) stellte ein einheitliches Bewertungsschema zur Gefährdungseinschätzung von Vogelschlag an Glas vor. Saskia Helm von der NUA schloss den Vortragsteil mit einem Erfahrungsbericht über einen ersten Kurs im Rahmen des BANU-Artenkenntnis-Zertifikats Ornithologie ab. Der Kurs war ein großer Erfolg und Fort- und Weiterbildungen werden von allen Beteiligten als wichtig und dringend angesehen. Den Abschluss der gut besuchten Veranstaltung bildeten Diskussionen in Kleingruppen zu den besprochenen Themen und nach Ende des fachlichen Teils erfolgte ein Austausch in lockerer Runde bei Kaffee und Kuchen. Alle Beteiligten danken den Veranstalter*innen und Organisator*innen für die gelungene Tagung.

 

 

15.09.2022

Technische Neuerung: Mehrere Gebiete gleichzeitig zählen

Graureiher
Graureiher werden im Rahmen von WVZ und GuS erfasst (© Hans Glader)

Die zunehmende Digitalisierung des Datenflusses bei verschiedenen Monitoringprogrammen schreitet in großen Schritten voran. Seit einiger Zeit laufen unsere Rastvogelprogramme zur Wasservogelzählung (WVZ) und zu den Gänsen und Schwänen (GuS) immer mehr über die Online-Eingabe via ornitho.de. Viele Zähler*innen geben die Daten sogar via NaturaList-App auf dem Smartphone direkt im Feld ein. Das ging bisher für verschiedene Gebiete nur nacheinander. Manchmal kann es aber auch hilfreich sein, verschiedene Zählgebiete gleichzeitig zu erfassen - wenn z.B. links und rechts einer Straße oder eines Damms zwei unterschiedliche Gewässer bzw. Zählbereiche liegen. Den Wunsch nach einer Parallelerfassung gibt es von Seiten der Zähler*innen schon länger, bisher war dies technisch jedoch leider nicht möglich. Das hat sich nun geändert und die parallele Dateneingabe verschiedener Gebiete ist pünktlich zu dieser Saison implementiert worden. Die Anleitung zur Nutzung der NaturaList-App wurde aus diesem Grund vom DDA überarbeitet und ergänzt. Für diejenigen, die nur ein Gebiet haben oder mehrere nacheinander zählen (oder eh am PC Daten eingeben oder Papier-/Officedateien abgeben) ändert sich gar nichts. GuS und WVZ sind verschiedene Monitoringprogramme. Was daher nicht möglich ist, ist gleichzeitig mit der App Daten für die WVZ und die GuS zu erheben, das sollte von Ausnahmen abgesehen in den allermeisten Fällen aber auch nicht notwendig sein.

Die aktuellen Anleitungen finden sich wie gewohnt auf den Seiten der Wasservogelzählung und der Wintergänsezählung. Wir wünschen viel Spaß beim Monitoring!

 

 

11.09.2022

Wahl zum Vogel des Jahres 2023 – Kandidatencheck aus NRW-Sicht

Es ist wieder soweit - die Wahl zum Vogel des Jahres steht bevor. Welche Vogelart soll 2023 stellvertretende Botschafterin eines wichtigen Naturschutzthemas werden? NABU und LBV lassen seit zwei Jahren die Bevölkerung abstimmen: Jede*r kann sich noch bis zum 27. Oktober 2022 an einer der erfolgreichsten PR-Aktionen für den Vogelschutz beteiligen (www.vogeldesjahres.de). Wir stellen Ihnen die fünf Kandidaten aus NRW-Sicht vor – als neutraler „Wahlomat“ selbstverständlich in systematischer Reihenfolge.

 

Teichhuhn Gallinula chloropus

Teichhuhn
Teichhuhn (© Hans Glader)

Das Teichhuhn ist trotz des Huhns im Namen eigentlich eine Ralle. Anders als ihre oft heimlich lebenden Verwandten sind Teichhühner meist leicht zu beobachten. Bis vor wenigen Jahren waren Teichhühner in NRW an fast jedem kleineren Gewässer anzutreffen – in manchen Stadtparks waren sie häufiger als Stockenten. Mittlerweile hat die Art jedoch massive Bestandsabnahmen erfahren. Lokal waren sicherlich Maßnahmen wie die Mahd bis an die Uferrrandstreifen verantwortlich, aber auch andere Ursachen sind gut denkbar – z.B. eine mögliche Konkurrenz mit den territorialen Blässhühnern, deren Bestandsentwicklung parallel deutlich positiver verlief. Teichhühner stehen für mehr Wasser in der Landschaft – in Zeiten der Klimakrise ein wichtiges Anliegen. Aufgrund ihrer bevorzugten Bruthabitate geht es dabei auch um Kleingewässer in der Agrarlandschaft, die als Trittsteine wichtig sind, um Tier- und Pflanzenpopulationen zu vernetzen. Im Siedlungsbereich könnten Teichhühner für eine Wiederbelebung der Dorfteiche und eine naturnahe Gestaltung von städtischen Parks und Grünanlagen werben. Das Teichhuhn wird aktuell auf der Vorwarnliste zur Roten Liste geführt.

 

 

Neuntöter Lanius collurio

Neuntöter
Neuntöter (© Hans Glader)

Neuntöter haben einen vielleicht etwas martialisch klingenden, dafür aber definitiv einprägsamen Namen. Innerhalb der Singvögel gehören sie dabei auch noch zur Familie der Würger. Sie sind dafür bekannt, ihre Beute, meist größere Insekten wie Käfer oder Heuschrecken, auf Stacheln und Dornen aufzuspießen – eine effiziente Art der Vorratshaltung. Ältere Semester erinnern sich daran, dass der NABU mal Werbung mit dem Slogan „Würger sind nette Vögel“ machte: Einst im ganzen Land verbreitet und häufig, finden sich Neuntöter in NRW heute vor allem im Mittelgebirgsraum, mancherorts, vor allem in Westfalen und einigen wenigen (Schutz-)Gebieten des Rheinlandes, auch im Tiefland. Die Bestände schwanken und es gibt kurzfristig auch lokale Unterschiede, aber der Langzeittrend ist großräumig negativ. Neuntöter stehen für eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Hecken, Sträuchern und meist eher trockenem Magergrünland. Als Zugvögel werden Neuntöter in großer Zahl im Mittelmeerraum bejagt und die Zahl der Vögel dadurch zusätzlich reduziert. Der Neuntöter wird aktuell auf der Vorwarnliste zur Roten Liste geführt.

 

 

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca

Trauerschnäpper
Trauerschnäpper (© Hans Glader)

Der Trauerschnäpper ist die einzige typische Waldart unter den Kandidaten. Er braucht alte Wälder mit einem reichen Angebot an Höhlen als Nistplatz und Insekten als Nahrung. Als Langstreckenzieher kommen die Vögel erst im April aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurück. Typischerweise erscheinen die Männchen vor den Weibchen. In NRW ist die Art weit verbreitet und fehlt fast nur im Bereich der agrarisch und städtisch geprägten Gebiete. Häufig sind Trauerschnäpper aber nur in ganz wenigen Gebieten. Die kontrastreich gefärbten Singvögel können für eine Waldwende hin zu einer naturnaheren Bewirtschaftung unserer Forste stehen. Auch für mehr Wildnis können Trauerschnäpper Werbung machen. Vereinzelt brüten die Vögel übrigens auch in Gärten, wo sie gerne Nistkästen annehmen. Untersuchungen zeigen, dass Trauerschnäpper zumindest in einigen Gebieten Verlierer der Klimakrise sind. Ihre Brutzeiten und die Verfügbarkeit der Nahrung passen immer weniger zusammen. In NRW gilt die Art zwar als ungefährdet, aber der Kurzzeittrend des Trauerschnäppers ist negativ.

 

 

Braunkehlchen Saxicola rubetra

Braunkehlchen
Braunkehlchen (© Hans Glader)

Einst waren Braunkehlchen überall im Land Charaktervögel des Grünlandes. Kein größerer Wiesen- oder Weidenkomplex, kein Moorrandbereich ohne Braunkehlchen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute leben die letzten Braunkehlchen von NRW fast ausschließlich in den Mittelgebirgsregionen Westfalens. Im Tiefland sind Braunkehlchen bei uns de facto ausgestorben. Verursacht wurde diese Entwicklung durch den Landnutzungswandel und moderne Formen der intensiven Landwirtschaft. Heutzutage lässt sich das verbliebene Grünland viel häufiger mähen – die Vögel haben ohne spezielle Artenschutzmaßnahmen keine Chance, eine erfolgreiche Brut durchzubringen. In NRW sind die letzten Vorkommen auf Schutzgebiete begrenzt. Viel mehr gezielter Vogelschutz ist notwendig, damit die Art in nennenswerter Bestandsgröße überleben kann und zukünftig vielleicht auch aufgegebene Gebiete wiederbesiedelt. Die notwendigen Maßnahmen sind eigentlich vergleichsweise gut bekannt, die Aussichten sind jedoch nicht allzu rosig. Braunkehlchen stehen in NRW aufgrund negativer Langzeit- und Kurzzeittrends kombiniert mit der Seltenheit der Art als „vom Aussterben bedroht“ auf der Roten Liste.

 

 

Feldsperling Passer montanus

Feldsperling
Feldsperling (© Hans Glader)

Otto le Roi bedachte Anfang des 20. Jahrhunderts in seiner sonst so ausführlichen Avifauna der Rheinprovinz den Feldsperling nur mit wenigen Zeilen. Zu Häufigkeit und Verbreitung findet sich vor allem ein Wort: „allenthalben“. Zusammen mit Haussperling und Feldlerche gehörte der Feldsperling zu den drei häufigsten Vögeln der Region. In Westfalen dürfte es damals auch nicht viel anders ausgesehen haben. Heute gilt die Art als „gefährdet“, ist aber immerhin noch fast landesweit verbreitet. Die Einschätzung des NABU im letzten Jahr, dass wohl jede*r schon mal einen Feldsperling gesehen hat, halten wir auf NRW bezogen aber für sehr gewagt. An nur wenigen anderen Arten zeigt sich wohl gerade das „Vogelsterben“ in NRW so deutlich. Dies betrifft auch den Siedlungsraum, wie eine vor einiger Zeit veröffentlichte Studie aus Bonn gezeigt hat. Feldsperlinge sind Höhlenbrüter, die in Baumhöhlen (z.B. in alten Obstbäumen) und Nistkästen brüten. In NRW finden sich viele Brutplätze auch in Mittelspannungsmasten. Mit der Erneuerung der Masten gingen viele Brutplätze verloren, ohne dass Ersatz geschaffen worden wäre. Feldsperlinge stehen aber insgesamt stellvertretend für eine lebenswerte Kulturlandschaft.

 

 

Weiterführende Links

Rote Liste der Brutvögel in NRW
Rote Liste der wandernden Vogelarten in NRW
Teichhuhn im Brutvogelatlas
Neuntöter im Brutvogelatlas
Trauerschnäpper im Brutvogelatlas
Braunkehlchen im Brutvogelatlas
Feldsperling im Brutvogelatlas

 

 

01.09.2022

Start in die Zählsaison der Gänse und Schwäne

Startende Blässgans
Start in die neue Zählsaison - Blässgans
(© Hans Glader)

NRW ist Gänseland. Jeden Winter kommen Tausende Gänse aus ihren Brutgebieten in Taiga und Tundra nach NRW, um hier auf Feldern, im Grünland und in Feuchtgebieten zu überwintern. Obwohl man bei dieser Wetterlage noch kaum an Wintergänse denkt, startet demnächst die Zählsaison für die Gänse- und Schwanenzählungen (und die Wasservogelzählung generell). Der erste Termin ist das Wochenende 17./18. September. Letztes Jahr waren zu der Zeit bereits Hunderte von Blässgänsen am Niederrhein unterwegs.

Pünktlich dazu erschien nun der aktuelle Rundbrief zum Monitoring der Gänse und Schwäne. Kees Koffijberg, Mona Kuhnigk und Christine Kowallik berichten darin ausführlich von Impressionen der letzten Zählsaison. So dauerte es nach einer frühen Ankunft der ersten Trupps recht lange, bis die Mehrzahl der Blässgänse am Niederrhein eingetroffen war. Sehr erfreulich ist der jüngste Zuwachs an Zählgebieten, so dass die Datengrundlage weiter verbessert werden konnte. Übrigens werden bei der Erfassung der Gänse auch die drei Schwanenarten erfasst - in NRW sind es zwar vor allem Höckerschwäne, aber auch Sing- und Zwergschwäne kommen bei uns - wenn auch deutlich seltener - vor. Auch Nilgans sowie Rost- und Brandgans (systematisch näher mit Enten verwandt) sind Zielarten der Wintergänsezählung. Auf einer erweiterten Artenliste stehen weitere Vogelarten, darunter Grau- und Silberreiher, aber auch Goldregenpfeifer und Großer Brachvogel. Die Dateneingabe ist bequem via ornitho bzw. NaturaList-App möglich.

Vielleicht sind Sie ja neugierig geworden und haben selbst Interesse, sich zukünftig am Monitoring der Gänse und Schwäne zu beteiligen? Wer mehr über die Zählung der Gänse und Schwäne erfahren möchte, findet hier alle wichtigen Informationen.

 

 

23.08.2022

Neues Projekt: Alles auf Durchzug

Braunkehlchen
Zielart Braunkehlchen (© Hans Glader)

Zugvögel sind auf ihrem Weg in die Brut- und Winterquartiere auf ein vielfältiges Angebot an Nahrung und Rastplätzen angewiesen, um ihre Energiereserven regelmäßig auffüllen zu können. Im Rahmen des neuen Projekts „Alles auf Durchzug“ erarbeitet die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (SRK) zusammen mit der NWO standardisierte Naturschutzmaßnahmen in der Feldflur speziell zur Förderung rastender Arten. Dabei steht die praktische Umsetzung durch die Landwirtschaft sowie die Vermittlung von Wissen über Zugvögel in der Agrarlandschaft im Mittelpunkt des Projekts.

Wir setzten dabei vor allem im Herbst, Winter und Frühling an. Vögel auf dem Heim- und Wegzug, aber auch Wintergäste sind auf Rastgebiete angewiesen, die es ihnen ermöglichen, ihre Energiereserven wieder aufzufüllen. Daher wollen wir gezielt „Tankstellen“ in der Agrarlandschaft schaffen. Wir konzentrieren uns dabei auf einige Zielarten, wobei diese meist gleichzeitig als Schirmarten zu verstehen sind, so dass von den Maßnahmen auch andere Vogelarten (und andere Organismen) profitieren werden.

Weitere Informationen dazu gibt es hier.