Aktuelle Meldungen

26.02.2024

Erhaltungssituation und Schutzgebietsmanagement für Wiesenvögel in NRW – Bilanz und Perspektiven

Uferschnepfe
Uferschnepfe (© Hans Glader)

Wiesenvögel gehören zu den bedrohtesten Vogelgruppen in unserem Bundesland. Umso wichtiger ist es, ihren Status zu dokumentieren und Perspektiven für ihren Schutz aufzuzeigen. Michael Jöbges und sein Team aus der AG Wiesenvögel berichten ausführlich im aktuellen Charadrius.

Die AG Wiesenvögel fasst die Veröffentlichung folgendermaßen zusammen: Die Brutbestandsentwicklung sechs ausgewählter Wiesenvogelarten (Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine, Kiebitz und Braunkehlchen) seit 1975 in Nordrhein-Westfalen zeigt insgesamt einen negativen Trend. Bei vier dieser Arten (Uferschnepfe, Bekassine, Kiebitz und Braunkehlchen) liegt diese Abnahme über dem europaweiten Langzeittrend. Zwei Arten (Rotschenkel und Großer Brachvogel) weisen eine Abnahme auf, die niedriger liegt als der europaweite Langzeittrend. Seit den 1980er Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen Artenschutzprogramme für diese Arten entwickelt und umgesetzt. Das Feuchtwiesenschutzprogramm ist seit damals tragende Säule dieser Schutzbemühungen. Vor allem die Umsetzung eines an die Ansprüche der Wiesenvögel angepassten Wassermanagements scheitert aber bis heute immer wieder an den Eigentumsverhältnisse. Bei der angepassten Bewirtschaftung derartiger Flächen helfen die Fördermöglichkeiten im Vertragsnaturschutz, stoßen aber aufgrund der Freiwilligkeit in vielen Fällen an ihre Grenzen. Durch die heimischen und neu ankommenden Beutegreifer verstärken sich diese negativen Einflüsse. Neben dem Lebensraumverlust kommt es daher auch in gut gemanagten Gebieten zur Abnahme der Reproduktionsraten. Seit wenigen Jahren wird dieser Entwicklung mit einer Einzäunung von Brutgebieten und in vielen Gebieten einem aktiven Prädatorenmanagement begegnet. Der Arbeitsaufwand lohnt sich, die Reproduktionsrate konnte in diesen Gebieten gesteigert werden. Für einen erfolgreichen Wiesenvogelschutz sind neben den abgeschlossenen und laufenden LIFE-Projekten weitere Maßnahmen erforderlich. Auf der Grundlage der EU-Biodiversitätsstrategie wurde in NRW bereits 2015 eine NRW-Biodiversitätsstrategie erarbeitet. Deren Zielsetzung für 2025 steht aufgrund der benannten Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Schutzprogramme in Frage. Der Grünlandschutz für Wiesenvögel lässt sich effektiv mit dem Klimaschutz verbinden. Die CO2-Speicherung in den Böden und die Verbesserung des Wasserhaushalts tragen positiv zu beiden Zielen bei. Nordrhein-Westfalen sollte sich nicht mit erreichten Zwischenständen zufriedengeben. Der Status quo bei den vier Wiesenvogelarten mit den stärksten Abnahmen sichert noch nicht deren langfristiges Überleben. Auch die beiden anderen Arten profitieren von einer aus Naturschutzsicht notwendigen Offensive zur Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen in den bereits unter Schutz gestellten Lebensräumen der Wiesenvogelarten. Ziel muss es sein, die Wiesenvogelbestände auf ein Niveau anzuheben, das ein langfristiges Überleben sichert.

Publikation:
Jöbges M, Beckers B, Brüning I, Frede M, Graf M, Härting C, Herkenrath P, Ikemeyer D, Klostermann S, Sudmann SR, Tecker A & Tüllinghoff R 2024. Erhaltungssituation und Schutzgebietsmanagement für Wiesenvögel – Bilanz und Perspektiven. Charadrius 60: 3–29.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

21.04.2024

Seltene Brutvögel in NRW 2015–2020

Beutelmeise
Steht in NRW unmittelbar vor dem Aussterben: Beutelmeise (© Hans Glader)

Während manche Vogelarten in großer Zahl in Nordrhein-Westfalen brüten, sind andere ausgesprochen selten oder kommen als Koloniebrüter nur an wenigen Stellen vor. Für den Natur- und Artenschutz sind diese Vögel oft von herausragendem Interesse, für viele Vogelbeobachtende ist die Beobachtung dieser Arten zudem besonders reizvoll.

Michael Jöbges (LANUV) und Stefan Sudmann (NWO) haben parallel zur Veröffentlichung der Roten Liste der Brutvögel in NRW die verfügbaren Daten über die Bestände dieser seltenen Brutvögel zusammengetragen und die Ergebnisse im Charadrius veröffentlicht. Sie fassen ihre Ergebnisse so zusammen: Das Monitoring seltener Brutvögel in Nordrhein-Westfalen widmet sich den Vogelarten, die nach der „Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten in Nordrhein-Westfalen“ als selten, sehr selten bzw. extrem selten klassifiziert sind. Behandelt werden in diesem Bericht nur Brutvogelarten, deren Landesbestand unter 500 Brutpaare bzw. Reviere betrug. Traditionell werden zusätzlich auch die Koloniebrüter mit einbezogen, deren Bestand diesen Schwellenwert überschreitet. Insgesamt wurden damit 78 Vogelarten berücksichtigt. Bundesweit bedeutsam sind die Vorkommen von Uhu und Wanderfalke in Nordrhein-Westfalen. Im Berichtszeitraum 2015 bis 2020 wurden Schellente, Seeadler, Zwergsäger, Steppenmöwe, Brillengrasmücke, Löffler und Seidensänger als neue Brutvogelarten für Nordrhein-Westfalen dokumentiert. Erfreulicherweise konnten nach einer langen Phase der Abwesenheit Wiedehopf, Rohrdommel und Ringdrossel wieder als Brutvögel nachgewiesen werden. Dagegen stehen Westliches Haselhuhn, Beutelmeise und Tüpfelsumpfhuhn unmittelbar vor ihrem Aussterben in Nordrhein-Westfalen.

Publikation:
Jöbges M & Sudmann R 2021 (2023). Monitoring seltener Brutvögel und Koloniebrüter 2015–2020 in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 57: 165–184.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

19.02.2024

Neuer Charadrius erscheint in neuem Design

Charadrius
Charadrius im neuen Coverdesign. Titelbild: Braunkehlchen (© Michael Frede)

Das aktuelle erste Charadrius-Heft des Jahrgangs 2024 (Band 60, Heft 1) ist soeben erschienen. Es enthält vier längere und einen kürzeren Artikel. Außerdem sind die aktuellen NWO-Mitteilungen (Nr. 58) enthalten. Das Heft sollte in den nächsten Tagen bei unseren Mitgliedern ankommen.

Der Charadrius hat dabei ein ausführliches „Face-Lifting“ bekommen. Das Format ist größer als bisher, der Unterschied im Cover ist sofort ersichtlic,h aber auch im Heft erscheinen die einzelnen Artikel in einem überarbeiteten Layout. Das letzte größere Neudesign lag schon mehr als 25 Jahre zurück und es wurde Zeit, einigen Neuerungen Rechnung zu tragen. Letztlich ging es vielfach auch darum, Fotos besser zur Geltung kommen zu lassen. Mehr dazu im Editorial.

Inhaltlich beginnt der Charadrius mit einem ausführlichen Artikel zur Erhaltungssituation und zum Schutzgebietsmanagement für Wiesenvögel in Nordrhein-Westfalen. Das Autorenteam um Michael Jöbges kommt aus der gemeinsamen AG Wiesenvögel von LANUV, Biostationen und NWO. Das Team zieht Bilanz und nennt Perspektiven. Auch im zweiten Artikel bleibt es bei einem typischen Wiesen-, Weide- und Feldvogel. Der Kiebitz im Kreis Warendorf ist leider ein prominentes Beispiel für das global und auch vor unserer Haustür zu beobachtende Artensterben. Anuschka Tecker et al. fordern für den Kiebitz systemische Lösungen. Auch im dritten Beitrag geht es um Limikolen. Moritz Meinken et al. analysieren Rastvorkommen und Habitatwahl des Mornellregenpfeifers im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde im Jahr 2020. Über die Nutzung von Borkenkäferflächen im Nationalpark Eifel durch Baumpieper berichten danach Henrike Raabe et al. In einem Kurzbeitrag dokumentieren Stiels et al. abschließend die Beobachtung einer Zwergammer am Drachenfels.

Am Ende des Heftes finden sich Literaturbesprechungen mehrerer vogelkundlicher Bücher. Der aktuelle Charadrius enthält außerdem die NWO-Mitteilungen 58 mit vielen Rubriken, aktuellen Nachrichten und ausführlichen Berichten aus dem Verein, Arbeitsgruppen, Monitoring und Neuigkeiten aus der Vogelschutzwarte. Auch die Einladung zur Mitgliederversammlung und Jahrestagung ist enthalten. Die aktuellen NWO-Mitteilungen genauso wie ältere Ausgaben sind wie gewohnt auch hier frei als pdf-Datei verfügbar.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

14.02.2024

Rote Liste verdeutlicht Naturkrise: Mehr als die Hälfte der Brutvogelarten in NRW ist bedroht

Die Situation der Vögel in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Das zeigt die neue Rote Liste der Brutvögel unseres Bundeslandes, die jetzt von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft e.V. (NWO) gemeinsam mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) herausgegeben worden ist. Hauptgefährdungsursachen sind menschliche Eingriffe, vor allem die intensive Landnutzung. Vögel landwirtschaftlich genutzter Flächen sind besonders bedroht, aber auch in anderen Lebensräumen ist die Situation besorgniserregend. Natur- und Artenschutzmaßnahmen müssen deutlich ausgebaut und intensiviert werden, um eine Trendumkehr zu erreichen und einen weiteren Verlust der biologischen Vielfalt zu verhindern.

In Nordrhein-Westfalen leben 190 heimische Brutvogelarten. Von diesen befinden sich 100 Arten (53 %) in einer Gefährdungskategorie der Roten Liste, 24 davon sind bereits ausgestorben und 23 sind vom Aussterben bedroht. Das sind netto sieben gefährdete Arten mehr als bei der letzten Roten Liste von 2016. Insgesamt wurden zwölf Arten in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft, neun wurden herabgestuft und vier wurden neu bewertet.

 

Welche Vögel sind gefährdet?

Rebhuhn
Rebhuhn (© Hans Glader)

Gefährdet sind vor allem Vögel des Offenlandes, d.h. Vogelarten landwirtschaftlicher Flächen und Vögel sogenannter Sonderstandorte wie Heiden und Moore. Auf der Roten Liste finden sich Feldvögel wie Rebhuhn („stark gefährdet“), Wiesenweihe („vom Aussterben bedroht“), Feldlerche („gefährdet“) und Feldsperling („gefährdet“). Auch der Vogel des Jahres 2024, der Kiebitz, weist starke Bestandsrückgänge auf und gilt deshalb als „stark gefährdet“. Besonders kritisch ist die Situation bei Vögeln feuchter Wiesen, Weiden und Moore: Bekassine, Uferschnepfe, Braunkehlchen und andere sind vom Aussterben bedroht. Anhaltend besorgniserregend ist die Situation bei Vögeln der Seen und Flüsse. Schilfbewohner wie Wasserralle („stark gefährdet“) oder Blaukehlchen („gefährdet“) zeugen davon. Etwas besser sieht es bei einigen Arten des Siedlungsraumes aus, wobei es auch hier negative Entwicklungen gibt, z.B. bei Vögeln, die an Gebäuden brüten wie den Insekten jagenden Schwalben. Die Vogelarten der Wälder zeigen Zu- und Abnahmen. Das Haselhuhn, eine Art der Urwälder oder historisch genutzten Niederwälder, steht akut vor dem Aussterben. Und weil es andernorts ähnlich aussieht, wird die lokale Unterart, das Westliche oder Rheinische Haselhuhn, wohl auch global aussterben. Langfristig positive Entwicklungen gab es dagegen bei einigen Großvögeln – bekannte Vogelarten wie Kranich, Weißstorch, Uhu und Wanderfalke gelten bereits seit einigen Jahren wieder als ungefährdet. Nach jüngsten Bestandszunahmen konnte auch der Haussperling aus der Roten Liste entlassen werden, auch wenn die Population sehr viel niedriger ist als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Auffällig ist, dass die Situation vor allem bei ehemaligen sogenannten „Allerweltsarten“ bedrohlich ist. Diese haben jedoch oft eine besonders wichtige Rolle in Ökosystemen. Positive Entwicklungen sehen wir fast nur noch bei einigen Generalisten, die sich in einer stark von intensiver menschlicher Nutzung überformten Landschaft zurechtfinden“, so einer der Autoren, Michael Schmitz von der NWO.

 

Woran liegt es?

Wasserralle
Wasserralle (© Michael Schmitz)

Die Ursachen für die negativen Bestandsentwicklungen sind fast ausnahmslos seit Langem bekannt und dokumentiert: An erster Stelle steht der Verlust natürlicher bzw. naturnaher Lebensräume durch einen fortschreitenden Landnutzungswandel. Eine wichtige Rolle spielt die intensive Landwirtschaft mit dem Verlust von Rückzugsgebieten wie Brachflächen und dem intensiven Einsatz von Bioziden und Kunstdüngern, der Verlust der Nahrung (Insekten u.a. Wirbellose), bauliche Maßnahmen und Infrastruktur z.B. im Rahmen der Energiewende, Störungen durch Freizeitnutzung, direkte Verfolgung im Brut-, Durchzugs- und Überwinterungsgebiet und Prädation (z.B. durch invasive Arten).

Erstmals macht sich auch der Klimawandel mehr als deutlich in der Roten Liste bemerkbar. Für zehn Arten mussten im Zuge wiederkehrender Dürren sogenannte Risikofaktoren vergeben werden. Ihre Lebensräume trocknen aus und feuchtere Phasen bringen nur kurzfristige Besserung.

Klimakrise und Artenkrise sind eng miteinander verknüpft und verstärken sich gegenseitig. Notwendige Transformationsprozesse im Energie-, Mobilitäts- und Agrarbereich bieten die Möglichkeit, beide Krisen gleichzeitig anzugehen, Natur- und Vogelschutz darf aber nicht auf der Strecke bleiben“, so Klaus Nottmeyer, Vorsitzender der NWO und Mitautor der Roten Liste.

 

Was muss getan werden?

Mehlschwalbe
Mehlschwalbe (© Michael Schmitz)

Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer, schreibt in seinem Vorwort: „Rote Listen zeigen faktenreich und basierend auf jahrzehntelanger Analyse auf, dass wir unseren Einsatz für Natur- und Artenschutz deutlich erhöhen müssen und bei allen Nutzungen unserer Landschaft mitdenken müssen.“ Die konkreten Handlungserfordernisse und ihre Wirksamkeit sind eingehend erforscht. Maßnahmen sind sowohl in Schutzgebieten als auch außerhalb in der sogenannten Normallandschaft erforderlich. In der Landwirtschaft benötigen wir eine Reduktion von Düngemitteln und Bioziden, bestehende Agrarumweltmaßnahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes müssen ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Brachen in der Landschaft. Im Wald können Wildnisgebiete, aber auch Programme zur Förderung wichtiger Lebensraumstrukturen (z.B. Altholzinseln) helfen. Gewässer müssen großräumig renaturiert werden – lebendige Auen, Kleingewässer und Röhrichte sind nicht nur Hochwasserschutz und Klimaanpassungsmaßnahme, sondern auch essentiell für den Erhalt der Artenvielfalt. Im Siedlungsraum ist der Erhalt und die Neuschaffung von Brutplätzen und Lebensraumstrukturen, z.B. bei der energetischen Gebäudesanierung, entscheidend. Bei der Planung von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energien ist eine besondere Berücksichtigung des Artenschutzes unabdingbar. Naturschutzgebiete und das NATURA-2000-Netzwerk müssen frei von Anlagen bleiben.

Einige dieser Maßnahmen werden in Teilen bereits umgesetzt. So gelang es immerhin, das einst häufige Braunkehlchen vorerst vor dem Aussterben zu bewahren und den Lebensraum des kleinen Restbestandes zu sichern. Geplante Maßnahmen für Feuchtwiesenarten können zumindest lokal positive Auswirkungen auf gefährdete Enten und Watvögel haben. Beschlossene und rechtlich gebotene Maßnahmen in den Schutzgebieten müssen aber endlich konsequent umgesetzt werden. Zudem muss die Schutzgebietskulisse vor dem Hintergrund des Ziels der EU, 30 % der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen, auch in NRW deutlich erweitert werden.

Die bisherigen Erfolge im Vogelschutz in NRW zeigen, dass eine Trendwende durchaus möglich ist, wenn die in der Roten Liste genannten Handlungserfordernisse befolgt werden“, so Stefan Sudmann von der NWO.

Die Rote Liste der Brutvögel fußt maßgeblich auf großem behördlichem und ehrenamtlichem Engagement. Um auch zukünftig den Zustand der Vogelwelt fachkundig beurteilen zu können, ist nicht zuletzt auch ein weiterer Ausbau des Vogelmonitorings in NRW notwendig.

 

Originalveröffentlichung

Sudmann, S.R., Schmitz, M., Grüneberg, C., Herkenrath, P., Jöbges, M.M., Mika, T., Nottmeyer, K., Schidelko, K., Schubert, W. & Stiels, D. 2023. Rote Liste der Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, 7. Fassung, Stand: Dezember 2021. Chararius 57: 75–130.

Direkter pdf-Download (ca. 7.6 Mb)

Sudmann et al 2023 Rote Liste Brutvögel NRW 2021

Pressemitteilung der NWO zur neuen Roten Liste

 

 

06.02.2024

Start in die Spechtsaison 2024

Schwarzspecht
Schwarzspechte leben oft in alten Wäldern
(© Hans Glader)

Kaum eine Vogelgruppe ist so eng mit Wäldern verbunden wie die Spechte. Sie sind Indikatorarten für den Zustand dieses Lebensraums und als Baumeister des Waldes schaffen sie Brutplätze für viele andere Organismen, von Vögeln über Fledermäuse bis hin zu vielen Arthropoden. Ihr Hunger auf holzbewohnende Larven sorgt zudem dafür, dass sie eine weitere wichtige Rolle als Insektenfresser im Ökosystem Wald innehaben. Spechte haben nicht zuletzt oft faszinierende Lautäußerungen (Trommeln) und sind auch äußerlich echte Hingucker.

Umso wichtiger ist es, die Veränderungen im Bestand bei dieser Vogelgruppe möglichst genau zu überwachen. Aufgrund ihrer großen Reviere ist das aber über die normalen Standarderfassungsprogramme für häufige Arten gar nicht so einfach und mit möglichen Fehlern verbunden. Aus diesem Grund gibt es ein spezielles Spechtmonitoring. Die Erfassungen laufen als Modul des Monitorings seltener Brutvögel des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten und werden in NRW durch die NWO organisiert. Das Modul ist wenig aufwändig und erfordert lediglich zwei frühmorgendliche Begehungen in bestimmten Zeiträumen und in geeignetem Lebensraum, wobei eine Klangattrappe (ein Handy und ein Lautsprecher sind notwendig) eingesetzt wird. Feste Routen und Erfassungspunkte können unter Beachtung einiger kleiner Vorgaben selbst gewählt werden! Voraussetzung zum Mitmachen ist lediglich eine gute Kenntnis der heimischen Spechtarten inklusive ihrer Lautäußerungen. Routen sollten dabei nach Möglichkeit langfristig (d.h. über mehrere Jahre) erfasst werden. Bisher weist unser Routennetz in NRW noch Lücken auf: In der Mitmachbörse können Sie sich informieren, wo bereits gezählt wird. Zwar gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine freien Routen, aber fast überall wo aktuell im Umfeld keine Routen sind, besteht natürlich grundsätzlich Bedarf.

Wir würden uns daher sehr freuen, wenn Sie Lust haben, mitzumachen. Mit Ihrer Hilfe können wir Trends bei dieser Vogelgruppe bestimmen und wichtige Wissenslücken schließen.

Alle Details zum Programm inklusive einem Merkblatt sowie genaue Anleitungen zur Methodik in ornitho.de oder der NaturaList-App finden Sie hier. Um mitzumachen, bitten wir Sie, sich vor dem Start unbedingt per Mail an unsere Ansprechpartner zu wenden. Diese richten gerne gemeinsam mit Ihnen eine Route ein und beantworten alle vorhandenen Fragen. Die neue Saison startet bereits am 21. Februar!

ps: Für alle, die schon dabei sind, gibt es hier noch ein paar aktuelle Informationen.

 

 

24.01.2024

DO-G-Gänsetagung in Lauenburg

DO-G FG Gänse
Christine Kowallik präsentiert die monatlichen Gänsezählungen aus NRW (© H. Kruckenberg)
Blässgänse
Blässgänse (© Hans Glader)

Die Fachgruppe Gänseökologie der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft und der Dachverband Deutscher Avifaunisten haben sich am Wochenende 19.01. bis 21.01.2024 in Lauenburg an der Elbe zur Gänsetagung getroffen.

Gut 50 Teilnehmende konnten sich in 20 Vorträgen über Bestände, Verbreitung und Verhalten von Gänsen und Schwänen sowie Untersuchungs- und Auswertungsmethoden informieren. Die NWO war mit der Arbeitsgruppe Gänse vertreten, die die Ergebnisse der aktuellen Gänse- und Schwanenzählungen der letzten Winter vorstellte. Auf einer Exkursion am Samstagnachmittag in die Elbtalaue konnten unter anderem Bläss- und Tundrasaatgänse sowie – für Ornis aus Nordrhein-Westfalen viel spannender – Sing und Zwergschwäne beoabchtet werden, aber auch mehrere Seeadler.

 

 

 

 

 

18.01.2024

NWO-Fortbildung: Bestimmung und Kartierung von Greifvögeln

Mäusebussard
Mäusebussard (© Hans Glader)

Greifvögel sind eine faszinierende und für die Naturschutzpraxis hoch relevante Vogelgruppe. Leider ist ihre Bestimmung nicht immer einfach und ihre Erfassung wird durch die versteckte Lebensweise im Brutrevier erschwert. Mit diesem Seminarangebot möchte die NWO ihren Mitgliedern und weiteren Interessierten helfen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und sich mehr mit diesen Vögeln zu beschäftigen.

Die Veranstaltung findet am Sonntag, den 24. März 2024 von 10:00 bis 17:00 in der Biologischen Station der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Soest (ABU) statt (Adresse: Bad Sassendorf Lohne, Teichstraße 19). Am Vormittag werden in einem Vortrag Bestimmung und Lebensweise der Arten erläutert, am Nachmittag werden die Kenntnisse auf einer Exkursion in das VSG Hellwegbörde vertieft.

Geleitet wird das Seminar von Jens Brune, Leiter der AG Greifvögel, und von Patrick Hundorf von der ABU. Die Teilnahmegebühr beträgt 30,00 € (incl. Imbiss und Pausengetränke) und ist während der Veranstaltung bar zu entrichten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Mitglieder der NWO haben bei der Anmeldung Vorrang.

 

Wir bitten um eine verbindliche Anmeldung per E-Mail mit Angaben von Nachname, Vorname, NWO-Mitgliedschaft, Wohnort und Mailadresse (ggf. Tel.-Nr.) bis zum 17. März 2024 bei Jens Brune, Tel. 0173-9726827 (wochentags).

 

 

12.01.2024

Ankündigung Mitgliederversammlung und Jahrestagung 2024

Kampfläufer, Kiebitz und Pfeifente
Sind auch immer eingeladen: Kampfläufer, Kiebitz und Pfeifente (© Hans Glader)

Die diesjährige Mitgliederversammlung und Jahrestagung wird am 17. März 2024 in der Natur- und Umweltakademie des Landes NRW (NUA) in Recklinghausen stattfinden.

Die Veranstaltung beginnt um 09:30 Uhr und endet um 17:00 Uhr. Vormittags findet unsere Mitgliederversammlung statt. Eine entsprechende Einladung mit den Details der Mitgliederversammlung wird demnächst über den Charadrius auch an alle Mitglieder versandt. Danach beginnt das Vortragsprogramm mit Beiträgen zu verschiedensten ornithologischen Themen und Vogelgruppen. Das traditionelle Vogelquiz darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Für Verpflegung ist gesorgt. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos und Gäste sind herzlich willkommen, lediglich um eine Spende für Essen und Getränke wird wie üblich gebeten. Uns ist klar, dass der diesjährige Termin an einem Zählwochenende stattfindet, wir hoffen aber, ein ornithologisches Wochenende passt in Ihren Terminkalender.

Wir sind der Meinung, dass es wieder ein spannendes Programm gibt und hoffen auf Ihre rege Teilnahme. Der Flyer der Veranstaltung inklusive Anfahrt und Details kann hier heruntergeladen werden.

 

 

11.01.2024

Saatkrähenmonitoring in Nordrhein-Westfalen

Saatkrähe
Saatkrähe (© Hans Glader)

Das Monitoring der Saatkrähe in NRW soll fortgeführt werden. Dazu sind wir auf Unterstützung angewiesen.

Saatkrähen sind Koloniebrüter, die in NRW vor allem im Tiefland verbreitet sind. In den letzten Jahrzehnten hat sich ihr Brutbestand vielerorts erfreulicherweise gesteigert. Die Brutbestände bei uns werden seit langer Zeit von vielen Erfasser:innen gezählt. Manfred Scholz hat die Daten gewissenhaft und mit großem Aufwand zusammengetragen. Sein Tod im Juni letzten Jahres ist ein großer Verlust für die Avifaunistik im Land.

Aktuell hat Michael Jöbges sich bereit erklärt, die Ergebnisse der letzten Jahre aufzubereiten. Er bzw. die NWO hat die Daten dankenswerterweise vom Arbeitskreis Umwelt und Heimat erhalten. Wer also noch Daten hat, die noch nicht weitergereicht wurden, kann sich gerne bei ihm melden (michael.joebges@gmx.de ). Geplant ist auch eine Veröffentlichung der Ergebnisse aus rund 50 Jahren Saatkrähenzählung.

Alle Aktiven sind aufgerufen, das Saatkrähenmonitoring im Sinne von Manfred Scholz fortzuführen. Zukünftig wird bei der Erfassung natürlich dem entsprechenden ornitho-Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel eine entscheidende Rolle zukommen. Aktuell gibt es noch keine zentral verantwortliche Person, die die zukünftige Koordinationsarbeit übernimmt. Wer bereits im Saatkrähenmonitoring aktiv ist und Interesse hat, kann sich gerne bei Michael Jöbges und der NWO-Geschäftsstelle melden.

 

 

09.01.2024

Weißstörche in NRW im Höhenflug

Weißstorch
Eine Erfolgsgeschichte im Artenschutz in NRW: Weißstorch (© Hans Glader)

Die Rückkehr des Weißstorches in Nordrhein-Westfalen ist einer der größten landesweiten Artenschutzerfolge der letzten Jahrzehnte. Von drei Brutpaaren im Jahr 1991 erfolgte eine Populationszunahme auf 705 Paare im Jahr 2022 mit insgesamt 1.203 ausgeflogenen Jungvögeln.

Die Entwicklung in NRW spiegelt sich auch in ganz Deutschland. Der Sympathieträger Weißstorch hat in NRW von umfangreichen Arten- und Naturschutzmaßnahmen profitiert und vom Engagement vieler Akteurinnen und Akteure. Auch das veränderte Zugverhalten, wahrscheinlich in Folge veränderter Nahrungsgrundlagen und ggf. des Klimawandels, ist Ursache für die Bestandszunahme.

In einer aktuellen Veröffentlichung aus unserer AG Weißstorch berichten Michael Jöbges, Birgit Beckers und Gerhard Lakmann über diese Erfolgsgeschichte des Natur- und Artenschutzes. Weißstörche besiedelten Nordrhein-Westfalen wahrscheinlich im 16. Jahrhundert. Vermutlich war der Bestand dabei noch nie so groß wie heute. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt heute wie wohl auch in früheren Zeiten im Tiefland Westfalens und am Niederrhein. Die meisten Horstpaare leben im Kreise Minden-Lübbecke, wo die Art selbst zu Zeiten des Bestandstiefs im Jahr 1991 noch brütete. Weißstörche haben von vielen Schutzmaßnahmen wie LIFE-Projekten zur Wiederherstellung ihrer Lebensräume profitiert. Hinzu kommen markante Veränderungen des Zugverhaltens. Die Population in NRW gehört zu den sogenannten Westziehern. Die Vögel überwintern heute vielfach bereits auf der Iberischen Halbinsel, während der Zug über die Meerenge von Gibraltar nach Westafrika heute seltener als früher stattfindet. Die meisten Weißstörche kommen im Februar/März in NRW an und verlassen unser Bundesland meist ab Ende Juli bis September mit einem Höhepunkt des Durchzugs im August. Jungvögel ziehen meist vor den Altvögeln. Wenige Weißstörche überwintern auch bei uns, ihre Zahl liegt vielleicht bei etwa 30-40 und ist seit mehereren Jahren ziemlich konstant. Brutplätze befinden sich zwar zu 80 % auf Nistplattformen, aber der Anteil der Baumbrüter liegt bei erstaunlichen 18 %. Besiedelt werden hier besonders naturnahe Auenlebensräume. Weißstörche haben offensichtlich keine Probleme, geeignete Nistplätze zu finden.

Die AutorInnen wehren sich dagegen, Weißstörche als „Problemart“ anzusehen. Entsprechende Aussagen aus der Landwirtschaft, der Jäger:innenschaft oder auch von einzelnen Naturschützer:innen, die über einen negativen Einfluss auf andere Arten mutmaßen, sind unbegründet. Der Bestandsrückgang bei vielen Arten der Kulturlandschaft hängt von anderen Faktoren ab als von der Zunahme des Weißstorchs.

Der Artikel erschien in der Zeitschrift Natur in NRW (Heft 4/2023) und kann kostenlos als pdf hier heruntergeladen werden.

 

 

07.01.2024

Neuer Rundbrief Gänse und Schwäne

Blässgänse
Blässgänse (© Hans Glader)

Im aktuellen Rundbrief zu Gänsen und Schwänen in NRW berichten Christine Kowallik, Daniela Kupschus und Kees Koffijberg ausführlich über neueste Ergebnisse aus dem Monitoring dieser charismatischen Wintergäste.

Erfreulicherweise konnten wichtige neue Zählgebiete in die Kulisse aufgenommen werden. Für viele Arten sind die aktuell hohen Wasserstände nahezu ideal und Gänse können auch in Gebieten auftauchen, in denen sie sonst nur selten beobachtet wurden. In den letzten Jahrzehnten wurde beobachtet, dass Gänse im Herbst immer früher in ihren Winterquartieren in NRW ankamen. Dieser Trend scheint sich aber mittlerweile nicht mehr fortzusetzen. Auch 2023 wurden große Zahlen erst nach der Zählung Mitte Oktober festgestellt. Aktuelle Rastzahlen deuten auf hohe Bestände an Blässgänsen in diesem Winter hin. Ob sogar ein neues Maximum erreicht wird, ist aber zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Immer wieder gelingen auch interessante Ringableseungen, wie das im Bericht geschilderte Beispiel von Wiederfunden aus in Finnland beringten Graugänsen zeigt. Das Ablesen von Farbringen gelingt mit einem Spektiv oft erstaunlich gut. Vogelbeobachtende können damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Bewegungsmuster dieser Vögel leisten. Sowohl bei Tundrasaat- als auch Blässgänsen ist der Jungvogelanteil dieses Jahr erstaunlich hoch und auch für andere arktische Gänse sieht das Muster ähnlich aus. Es könnte eines der besten Brutjahre seit 2005 sein. Außerdem liegen bereits vorläufige Ergebnisse der Saison 2022/2023 vor: Das Wintermaximum wurde im Februar erreicht, wobei die Zahlen vielfach im Bereich vergangener Jahre liegen. Bei Tundrasaatgänsen könnte eine Verlagerung der Bestände aus den Niederlanden zu uns nach NRW stattgefunden haben. Aufgrund der aktuellen Wetterlage – angesagter Frost und extrem niedrige Temperaturen in Südskandinavien – sind alle sehr gespannt, was die anstehende Januarzählung bringen wird.

Der Rundbrief ist frei als pdf hier verfügbar. Wer Lust hat, an einem unserer Monitoringprogramme teilzunehmen, findet hier Möglichkeiten für jeden Kenntnisstand und jedes Zeitbudget.

 

 

04.01.2024

Seltenheit aus dem Gebirge: Mauerläufer in NRW

Mauerläufer
Mauerläufer am Drachenfels
(© Angelika Meister)

Wenn wir an seltene Vögel im Winter denken, ist es naheliegend, Besuch aus dem hohen Norden zu erwarten. In den letzten Wochen kamen z.B. Eistaucher, Seidenschwänze und Taigabirkenzeisige. Es gab diesen Winter bereits Beobachtungen seltener Enten wie Berg-, Trauer- und Samtenten. Aber eine besondere Vogelart begeistert seit einiger Zeit die „Birdingszene“ in NRW, die aus dem Süden kommt und dort eigentlich im Gebirge lebt.

Am 18. Dezember wurde ein Mauerläufer am Kuckstein bei Bonn-Oberkassel entdeckt, am 24.12. waren sogar zwei Vögel gleichzeitig dort. Am 27.12. wurde dann ein Vogel (mutmaßlich eines der beiden Individuen vom Kuckstein, aber so genau wissen wir das nicht) in den Felswänden des Drachenfels (Rhein-Sieg-Kreis) festgestellt. Auch heute wurde noch von beiden Orten je ein Vogel gemeldet. Beobachter:innen mit teils weiterer Anreise haben sich die Vögel mittlerweile angeschaut. Außerdem hält sich bei unseren Nachbarn in Rheinland-Pfalz an Burg Rheinfels in St. Goar seit dem 12.12. ein Mauerläufer auf. Es sind also mindestens drei Vögel, die das Mittelrheintal als Winterquartier ausgewählt haben. Berücksichtigt man die vielen Felswände, aber auch Burgen und Ruinen, stellt sich unweigerlich die Frage, ob wirklich alle Vögel entdeckt worden sind. Es kann sich dementsprechend lohnen, aktuell auch an ungewöhnlichen Plätzen die Augen auf zu halten. So ein Mauerläufer könnte vielleicht auch den Kölner Dom als Winterquartier wählen…

Mauerläufer sind Brutvögel der Gebirge. Sie brüten dort oft an unzugänglichen Steilwänden, teilweise in der Nähe von Wasserfällen. Sie sind ausgewiesene Felsspezialisten. Mit ihrem langen gebogenen Schnabel finden sie ihre Beute, kleine wirbellose Tiere wie Spinnen, Insekten und deren Larven in Felsritzen. Im winterlichen Schlichtkleid haben Männchen und Weibchen eine helle Kehle. Sie sind oft sehr aktiv, ständiges Flügelzucken ist recht auffällig. Dabei fallen auch die phantastischen rot-weißen Flügelabzeichen auf. Der Flug mit breiten Flügeln erinnert an einen Schmetterling oder vielleicht auch entfernt an einen Wiedehopf. Mauerläufer sind aber viel kleiner und in großen Feldwänden nicht immer leicht zu entdecken. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von den Pyrenäen über die Alpen, die Hohe Tatra, den Balkan, Kleinasien und den Kaukasus bis in die Gebirge Asiens. Im Winter sind sie zwar auch in tiefer gelegenen Bereichen zu beobachten, aber außerhalb des Alpenraums sind Beobachtungen in Mitteleuropa meist Ausnahmeerscheinungen. In NRW sind sie große Seltenheiten mit bisher 15 Meldungen, wobei in ein bis zwei Fällen dieselben Vögel betroffen sein könnten (Quelle: AviKom NRW 2017: Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen). Die wenigen Beobachtungen konzentrieren sich tatsächlich etwas auf das Mittelrheintal bei Bonn, es gibt aber auch Beobachtungen aus anderen Landesteilen, z.B. aus dem Sauerland, aber selbst aus Kleve oder von den Externsteinen gibt es je eine Feststellung.

Es bleibt abzuwarten, wie lange die Vögel noch ihr Winterquartier bei uns besetzen. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist ein Verbleiben bis in den März hinein nicht ganz ausgeschlossen. Wir bitten alle Beobachter:innen, sich streng an das Wegegebot zu halten und Rücksicht auf Vögel, Natur und Mitmenschen zu nehmen. Da Mauerläufer recht mobil sind, ist manchmal etwas Geduld erforderlich. Zwar gelangen auch Beobachtungen auf kürzeste Entfernung, aber oft ist ein Spektiv hilfreich und mindestens ein Fernglas erforderlich. Aktuelle Beobachtungen finden sich in der Regel bei ornitho.de. Beobachter:innen bitten wir, eigene Beobachtungen dort ebenfalls via ornitho.de zu melden (bitte gelben Gebietspunkt verwenden). Der Drachenfels hat ausgewiesene Parkplätze und ist auch in wenigen Minuten zu Fuß vom Bahnhof Rhöndorf erreichbar.