Aktuelle Meldungen

21.12.2023

Ehrendoktorwürde für Heinz-Otto Rehage

Heinz-Otto Rehage
Heinz-Otto Rehage im Feld (© LWL)

Unser Mitglied Heinz-Otto Rehage erhielt diese Woche die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geowissenschaften der Universität Münster. Die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft und mit ihr natürlich alle Mitglieder gratulieren ganz herzlich zu dieser Auszeichnung! Heinz-Otto Rehage ist nicht nur vogelkundlich enorm bewandert und engagiert, sondern hat an zahlreichen Organismengruppen gearbeitet und sein Wissen über Jahrzehnte weitergegeben. Weil wir seine vielen fachlichen Verdienste und seinen großartigen Einfluss auf Forschung und Lehre hier an dieser Stelle nicht in ausreichender Form wiedergeben können, erlauben wir uns, die entsprechende Mitteilung der Universität Münster zu zitieren:

Besondere und seltene Auszeichnung: Der Fachbereich Geowissenschaften der Universität Münster hat Heinz-Otto Rehage die Ehrendoktorwürde verliehen. Es ist erst das vierte Mal, dass der Fachbereich diese Auszeichnung vergeben hat. Er würdigt damit die besonderen Verdienste des gebürtigen Dortmunders in der ökologisch-biologischen Landesforschung in Westfalen und darüber hinaus. Heinz-Otto Rehage, Jahrgang 1934, hat in seiner Funktion als Leiter der Außenstelle des LWL-Museums für Naturkunde am Heiligen Meer im Kreis Steinfurt über viele Jahre das Kursprogramm konzipiert und als Dozent sein Wissen an viele Menschen weitergegeben.

„Heinz-Otto Rehage wirkte im hohen Maß an der Ausbildung von Studierenden der Bio- und Geowissenschaften mit und legte damit für viele Absolventinnen und Absolventen seit über 70 Jahren den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere – in der Wissenschaft und der Praxis“, betont der Dekan des Fachbereichs Prof. Dr. Norbert Hölzel während der Feierstunde. Die feierliche Zeremonie fand im Planetarium des LWL-Museums für Naturkunde statt. Gewürdigt wurde Heinz-Otto Rehage unter anderem durch die beiden Initiatoren der Promotion Prof. Dr. Sascha Buchholz vom Institut für Landschaftsökologie und Dr. Jan Ole Kriegs, Direktor des LWL-Museums für Naturkunde.

Blaukehlchen
Blaukehlchen (© Hans Glader)

Bereits als Kind entdeckte Heinz-Otto Rehage seine Liebe zur Vogelwelt und zur Käferfauna. Als gelernter Chemielaborant und biologischer Autodidakt verfasste er mehr als 160 Fachartikel zu diversen Themen aus Botanik, Entomologie, Ornithologie, Limnologie, Geografie und Landschaftsgeschichte sowie zur regionalen Biodiversität. Seine erste Veröffentlichung publizierte er im Jahr 1955 über die Brutbiologie von Dorngrasmücken und Blaukehlchen, mehrere aktuelle Publikationen befinden sich gerade im Druck. Heinz-Otto Rehage beruflich wie ehrenamtlich stets eng dem LWL-Museum für Naturkunde verbunden und arbeitete auch mit Arbeitsgruppen der Universität Münster zusammen. „Seit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1998 arbeitet er quasi täglich ehrenamtlich im Museum und betreut kuratorisch die naturkundlichen Landessammlungen mit – sein Wissen ist für uns von unschätzbarem Wert“, erläutert Jan Ole Kriegs.

Aufgrund vieler wissenschaftlicher Arbeiten von Heinz-Otto Rehage bietet das LWL-Museum für Naturkunde eine herausragende Forschungsinfrastruktur und zahlreiche historische Referenzen, etwa Sammlungen oder Feldbücher, um präzise Aussagen zur Veränderung der Artenvielfalt im Laufe der Zeit zu treffen.

„Sowohl für die Wissenschaft als auch für die Lehre sind diese Kenntnisse von unschätzbarem Wert“, sagt Sascha Buchholz. „In Zeiten des globalen Wandels sind vergleichende Untersuchungen notwendig, um Prozesse zu verstehen und Maßnahmen für den Schutz der Umwelt und des Klimas zu entwickeln und umzusetzen.“

 

 

20.12.2023

Grauammern im Winter gesucht

Grauammer
Grauammer (© Dr. Margret Bunzel-Drüke)

Die Grauammer kommt in NRW nur noch in den rheinischen Börden und der westfälischen Hellwegbörde vor. Hier sind in jüngster Zeit wieder leichte Bestandszunahmen erkennbar. Dies betrifft sowohl die Zahl der Brutreviere als auch die Feststellungen von Grauammertrupps im Winter. Im vergangenen Winter haben die Biologischen Stationen der Kreise Bonn-Rhein-Erft, Düren, Euskirchen und Soest Anfang Januar eine Synchronzählung überwinternder Grauammern durchgeführt, die interessante Ergebnisse (Artikel im letzten Charadrius) brachte. Diese Erfassung soll in der ersten Januarwoche 2024 noch einmal wiederholt werden. Daher sind alle weiteren Winterbeobachtungen der Art aus Nordrhein-Westfalen interessant. Vogelbeobachter:innen werden daher gebeten, in den kommenden Wochen verstärkt auf die Art zu achten und ihre Beobachtungen bei die ornitho.de zu melden.

Ralf Joest

 

 

 

19.12.2023

Andreas Skibbe gestorben

Mäusebussard
Mäusebussard (© Hans Glader)

Die NWO trauert um Dr. Andreas Skibbe. Er starb am 15.12.2023 im Alter von nur 55 Jahren. Andreas Skibbe war ein ausgezeichneter Orni und er war Avifaunist durch und durch. Nur wenige haben sich mit der Erfassung häufiger Vögel so intensiv auseinandergesetzt wie er. Er leitete die Arbeitsgemeinschaft zum Monitoring häufiger Brutvögel innerhalb der NWO und war jahrzehntelang im südlichen Rheinland ornithologisch aktiv, sei es in den Ornithologischen Arbeitsgemeinschaften von Köln und Bonn oder in der Kartiergemeinschaft Wahner Heide. Er war Experte für Greifvögel und hat Methoden entwickelt, um Bestände dieser Arten selbst auf großer Fläche zu ermitteln. Vögeln wie dem Mäusebussard, im Urlaub auch mal dem Schlangenadler, galt seine besondere Aufmerksamkeit. In seiner Promotion hat er sich außerdem intensiv mit Buchfinken beschäftigt. Sein Tod kam für uns gänzlich überraschend, so dass wir ihn an dieser Stelle nicht ausreichend würdigen können. Ein ausführlicher Nachruf wird in einem der nächsten Hefte des Charadrius erscheinen.

Wir sprechen seiner Familie unser herzliches Beileid aus.

 

 

 

15.12.2023

Eistaucher-Meldungen in NRW

Eistaucher
Eistaucher im 1. Kalenderjahr (© Darius Stiels)
Eistaucher ornitho
Meldungen von Eistauchern in den letzten Wochen (ornitho.de)

Eistaucher gehören zumindest akustisch wohl zu den bekanntesten Vögeln der Welt. Ihre melancholisch-unheimlichen Lautäußerungen untermalen unzählige Dokumentationen und Spielfilme – leider oft genug auch dann, wenn die jeweilige Szene abseits geeigneter Lebensräume oder sogar auf dem falschen Kontinent spielt. Eistaucher sind Brutvögel Nordamerikas. In Europa brütet eine eher kleine Population auf Island. In Mitteleuropa sind Eistaucher dagegen seltene Wintergäste an Küsten und auf großen Seen. Hier finden sie Fische und verschiedene Krebsarten, die ursprünglich in Mitteleuropa nicht heimisch waren und als invasive Arten nun vielfach die heimische Tierwelt bedrohen. Für Eistaucher sind sie als leichte Beute aber willkommen.

In den letzten Jahren scheinen sich die Beobachtungen von Eistauchern auch bei uns in NRW und anderen Teilen des westlichen Deutschlands etwas zu häufen. In diesem Winter sind gleich mehrere Vögel unterwegs. So gelangen neben weiteren Feststellungen Beobachtungen im Kreis Viersen (auf einem Baggersee bei St. Hubert, auf dem vor vielen Jahren schon einmal drei Eistaucher rasteten) und aktuell gibt es z.B. auch Beobachtungen vom Dreiländersee bei Gronau und vom Rotter See bei Troisdorf – erst die zweite Meldung für den Rhein-Sieg-Kreis, die erste war 1929.

Eistaucher gehören verwandtschaftlich zu den Seetauchern, die trotz der Namensähnlichkeit nicht näher mit Lappentauchern wie Haubentauchern verwandt sind. Sie sind ungefähr so groß wie Kormorane, mit denen sie auf weite Distanzen auch verwechselt werden können. Auch Stern- und natürlich Prachttaucher können natürlich zu Verwechslungen führen.

Als Ausnahmegäste in NRW sind Eistaucher „meldepflichtig“. Wir bitten Sie daher, entsprechende Dokumentationen bei der Avifaunistischen Kommission der NWO einzureichen. Alle hier genannten Beobachtungen sind dementsprechend als vorbehaltlich einer Anerkennung durch diese zu sehen.

Wir wünschen viel Spaß bei der eigenen Suche nach den imposanten Vögeln. An diesem Wochenende findet wieder die monatliche Wasservogelzählung statt. Vielleicht gelingen dabei ja sogar noch weitere Feststellungen…

 

 

14.12.2023

Karl-Heinz Gaßling gestorben

Uferschwalbe
Uferschwalbe (© Hans Glader)

Die NWO trauert mit ihren Mitgliedern um Karl-Heinz Gaßling. Er starb am 26.11.2023 im Alter von 90 Jahren. Alle, die sich am Niederrhein und weit darüber hinaus für Vogelkunde und Vogelschutz begeistern, haben einen schmerzlichen Verlust erlitten.

Seit 2003 war Karl-Heinz Gaßling Ehrenmitglied der NWO. Unvergessen ist sein großartiges Engagement um den Brutvogelatlas. Niemand hat mehr Unterstützung in seinem persönlichen Umfeld eingeworben als er. Intensiv hat sich Karl-Heinz Gaßling um Uferschwalben gekümmert und viele von ihnen wissenschaftlich beringt.

Die NWO wird seiner intensiv gedenken. In unserer Zeitschrift wird demnächst ein ausführlicher Nachruf erscheinen. Seiner Familie sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus.

 

 

11.12.2023

Grauammern im Winter

Grauammer
Grauammer in der Zülpicher Börde (© Darius Stiels)

Die einst überall im Tiefland von Nordrhein-Westfalen verbreiteten und häufigen Grauammern sind wie viele Feldvogelarten heute nur noch ein seltener Anblick. Die vergleichsweise kleinen Restbestände konzentrieren sich vor allem auf die Bördengebiete des Landes. Was die Vögel im Winter machen, war bisher jedoch wenig bekannt. Vor diesem Hintergrund wurde eine Synchronzählung initiiert.

Das Autor:innen-Team fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: In den ersten beiden Januarwochen 2023 wurde eine Synchronerfassung von Grauammern in den Hauptbrutgebieten in der Hellwegbörde sowie der Zülpicher Börde durchgeführt. In den beiden Untersuchungsgebieten wurden insgesamt 545 Grauammern gezählt. Die Auswertung zusätzlicher Beobachtungsdaten zeigt neben der Hellwegbörde und Zülpicher Börde keine weiteren nennenswerten Wintervorkommen der Grauammer in Nordrhein-Westfalen. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Grauammer die Brutgebiete im Winter nicht verlässt. Dies kann unter anderem auf die verbesserte Nahrungsverfügbarkeit im Winter durch Ernteverzichtsstreifen, Blühbrachen und andere Vertragsnaturschutzmaßnahmen zurückgeführt werden.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Schindler M, Fehn M, Janssen J, Joest R, Jungmann K, Nierling N, Schieweling A, Vos J-R, Zehlius J 2023. Wo bleiben die nordrhein-westfälischen Grauammern Emberiza calandra im Winter? Kreisübergreifende Synchronzählung in der Zülpicher Börde sowie der Hellwegbörde im Januar 2023. Charadrius 59: 109–114.

 

 

04.12.2023

Seltene Vogelarten in NRW 2020

Drosseluferläufer
Zweiter Nachweis des Drosseluferläufers für NRW – und dann auch noch im Prachtkleid! (© Hans Glader)

Die Avifaunistische Kommission der NWO berichtet regelmäßig über das Vorkommen seltener Arten in NRW. Nun erschien die Übersicht für das Jahr 2020. Darunter waren wieder einige echte Kracher! Seltenheiten sind aber nicht nur das Salz in der Suppe der Vogelbeobachtung, sondern können u.a. auch Hinweise auf Veränderungen bei Zugwegen geben und sind damit wichtiger Bestandteil des Vogelmonitorings.

Im Jahr 2020 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 290 Vogelarten festgestellt. Nach Anerkennung durch die DAK und AviKom NRW wurden mit Rosenseeschwalbe Sterna dougallii (12.7. im Kreis Kleve) sowie Nonnensteinschmätzer Oenanthe pleschanka (1.6. im Hochsauerlandkreis) gleich zwei Arten erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Daneben wurden die zweiten Nachweise der Zwergscharbe Microcarbo pygmaeus (27.5. im Kreis Coesfeld), des Habichtsadlers Aquila fasciata (25.4. im Kreis Gütersloh), des Drosseluferläufers Actitis macularius (6.-23.6. im Kreis Kleve), des Kleinen Gelbschenkels Tringa flavipes (11.-13.5. in Münster), des Tienschan-Laubsängers Phylloscopus humei (20.12.2020-1.1.2021 im Kreis Borken), des Bartlaubsängers Phylloscopus schwarzi (9.10. im Kreis Recklinghausen), des Dunkellaubsängers Phylloscopus fuscatus (20.11. in Münster) sowie der „Aschkopf-Schafstelze“ Motacilla flava cinereocapilla (30.4. im Kreis Borken) erbracht. Ebenfalls hervorzuheben ist der fünfte Eissturmvogel Fulmarus glacialis (1.2. in Duisburg).

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos. Der aktuelle AviKom-Bericht sowie Berichte der Vorjahre sind zudem auch im pdf-Format hier frei verfügbar.

Publikation:
Avifaunistische Kommission der NWO (AviKom) 2023. Seltene Vogelarten in Nordhrein-Westfalen im Jahr 2020. Charadrius 59: 95–108.

 

 

27.11.2023

Einflug der Taigabirkenzeisige

Taigabirkenzeisig
Taigabirkenzeisig (© Darius Stiels)

Spätherbst und Winter ist die Zeit der „Invasionsvögel“. Was begrifflich vielleicht befremdlich klingt, ist tatsächlich ein faszinierendes Phänomen des Vogelzugs. Aktuell deutet sich möglicherweise ein spannender Einflug von Taigabirkenzeisigen an.

Birkenzeisige sind kleine Singvögel aus der Familie der Finken. Es sind ganz überwiegend nordische Brutvögel, die in fast ganz Eurasien und Nordamerika verbreitet sind. In Mitteleuropa kamen Birkenzeisige früher vor allem in den Alpen und in einigen Mittelgebirgen sowie auf den Britischen Inseln und im südlichen Skandinavien vor. Ein Muster, das sich höchstwahrscheinlich während der Eiszeiten ausgebildet hatte und das wir bei vielen anderen Tier- und Pflanzenarten (z.B. Schneehase) ebenfalls beobachten können.

Birkenzeisige hatten sich in Deutschland als Brutvögel einige Jahre lang auch im Tiefland deutlich ausgebreitet, mittlerweile sind sie in NRW aber als Brutvögel wieder vielerorts verschwunden bzw. stehen kurz vor dem regionalen Aussterben, ohne dass die Treiber dieser Dynamik wirklich gut verstanden wären.

Taigabirkenzeisig ornitho
Meldungen von Taigabirkenzeisigen in den letzten 10 Tagen (ornitho.de)

Im Winter ernähren sich Birkenzeisige vor allem von Birken- und Erlensamen, fressen aber auch an Lärchen, Weiden und kleinen Samen krautiger Pflanzen. Sie sind kaum größer als Blaumeisen und können damit akrobatisch an dünnen Zweigen selbst kopfüber balancieren. Mit ihren spitzen Schnäbeln kommen sie gut an ihr Futter heran. Oft werden die Samen im Kropf zwischengespeichert, so dass die Vögel recht schnell die Nahrung fressen und zur Verdauung geschütztere Stellen wie Nadelbäume aufsuchen können. Als flauschige Federbälle sind sie zwar vergleichsweise gut gegen Kälte geschützt, aber in strengen nordischen Wintern ist es Teil der Überlebensstrategie, möglichst kurz Sturm und Kälte ausgesetzt zu sein. Birkenzeisige gehören zu den Singvögeln mit der nördlichsten Verbreitung. Sie sind zwar Zugvögel oder zumindest Teilzieher, können aber auch vergleichsweise weit nördlich überwintern.

Taigabirkenzeisige sind bei uns dementsprechend relativ regelmäßige Wintergäste, kommen aber in ganz unterschiedlicher Häufigkeit vor. Dieses Jahr könnten es mehr werden als in vielen anderen Jahren, zumindest deutet sich ein Einflug an. Ob dieser anhält und die Vögel noch häufiger werden, bleibt abzuwarten. Dabei können Birkenzeisige übrigens auch in Gärten und Parks auftauchen und sind dabei nicht unbedingt allzu scheu. Auch Futterstellen werden aufgesucht. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen, auf die metallischen Rufe zu achten und die Vögel via www.ornitho.de zu dokumentieren.

Auch das Auftauchen eines extrem seltenen Polarbirkenzeisigs kann natürlich nie ausgeschlossen werden. Die Bestimmung sollte hier allerdings sehr genau abgesichert und nach Möglichkeit mit Fotos dokumentiert werden. Die Art ist bei der AviKomDAK meldepflichtig. Bürzel und Unterschwanzdecken sind hier (nahezu) ganz weiß. Die genaue Herkunft der Taigabirkenzeisige ist übrigens nicht so leicht zu klären. Die nächsten Brutgebiete sind in Skandinavien, aber Ringfunde haben in der Vergangenheit erstaunliche Wanderleistungen der kleinen Vögel belegt: von Belgien bis Nordostchina und von Michigan (USA) bis Sibirien. Die Vögel könnten also bereits eine längere Wanderung hinter sich haben, bevor sie unsere Region erreicht haben.

 

 

27.11.2023

Vogelbestand am Richrather See

Feldsperling
Flussregenpfeifer verschwanden bereits 1994, wohl als Folge von Sukzession und Störungen (© Hans Glader)

Langzeituntersuchungen der Vogelwelt sind von besonderem Interesse. Unsere Monitoringprogramme reichen oft nicht weit zurück und in der Betrachtung von Kurven der Bestandsentwicklung einzelner Arten mag auch nicht sofort deutlich werden, wie sich die Vogelwelt insgesamt verändert hat. Wir alle sind anfällig für das Shifting-Baseline-Syndrom. Im aktuellen Charadrius ist nun eine Studie erschienen, die Daten bis ins Jahr 1988 zurück auswertet.

Winkler et al. fassen ihre Untersuchung so zusammen: „Über einen Zeitraum von 25 Jahren von 1988 bis 2012 wurden die Bestände aller Vogelarten am Richrather See, einem Geschützten Landschaftsbestandteil in Langenfeld, dokumentiert. Insgesamt konnten 158 Vogelarten gezählt werden, von denen 56 Arten im Schutzgebiet brüteten. Aufgrund einer zunehmenden Verbuschung der Landfläche des Schutzgebietes mit heimischen Baum- und Straucharten und einer gleichzeitigen flächendeckenden Bebauung mit Wohn- und Gewerbeimmobilien der ursprünglich das Gebiet umgebenden Grünland- und Ackerflächen sowie ehemaligen Schrebergärten veränderte sich auch der Vogelbestand im Areal. Während baum- und strauchbrütende Vogelarten zunahmen, erlebten Vogelarten, die auf Nahrungs- und Nistmöglichkeiten in halboffenen Landschaften angewiesen sind, einen Bestandsrückgang. Sowohl für dauerhaft im Schutzgebiet lebende Vogelarten als auch für Nahrungsgäste, Durchzügler und Wintergäste stellt der Richrather See als innerstädtisches Schutzgebiet einen wertvollen Lebensraum dar.“ Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos.

Publikation:
Winkler A, Preiss H-G, Löpke E, Bucken S 2023. Entwicklung des Vogelbestandes am Richrather See in Langenfeld von 1988 bis 2012. Charadrius 59: 83–94.

 

 

20.11.2023

Feldsperlinge brüten in Rohrtraversen

Feldsperling
Feldsperling (© Hans Glader)

Feldsperlinge zeigen in Nordhrein-Westfalen einen stark rückläufigen Bestandstrend. Umso interessanter sind Details über die Ökologie dieser Art. Michael Kuhn berichtet im aktuellen Charadrius von Brutplätzen in Rohrtraversen von Mittelspannungs-Freileitungen.

Der Autor fasst die Untersuchung folgendermaßen zusammen: Auf mehr als der Hälfte von Nordrhein-Westfalen, der Nordhälfte von Rheinland-Pfalz und im Süden von Niedersachsen installierte der Stromversorger RWE beim Aufbau der Mittelspannungs-Freileitungen Holzmasten mit Rohrtraversen. Rein zufällig entstand bei diesem Traversentyp an den offenen Rohrenden eine Einflugöffnung in Maßen, welche einzig der Feldsperling nutzen konnte. Mit Hilfe der Traversen erfolgte eine Erweiterung des Bruthabitats der Art in die sonst offene höhlenfreie Ackerbörde. Nach einer Hochrechnung kann ihre Zahl in den genannten Bereichen auf eine Größenordnung von etwa 92.000 Masten geschätzt werden. Auf einer Probefläche im Rheinland wurden 1998 an 72 Masten 67 Brutpaare gezählt, also eine Belegung von 93 %, bezüglich der 144 Öffnungen waren es 47 %. Von den 72 im Jahr 1998 auf Belegung kontrollierten Traversen wurde 2009 eine willkürliche Strecke von 20 Traversen einer Nachkontrolle unterzogen. 1998 gab es in diesen 20 Traversen 14 Erstbruten. 2009 nach nur elf Jahren waren es nur noch drei, ein Einbruch um 79 %. Leider sind die Bestände inzwischen so dramatisch eingebrochen, dass es heute Teilflächen gibt, wie z. B. das Messtischblatt 5206 Erp, auf denen die Art seit Jahren ausgestorben ist. Begründung ist niedriger Bruterfolg durch Nahrungsmangel wegen gravierender Umstellungen der Landwirtschaft. Kleinere Vorkommen ähnlicher Traversen in Remscheid, Bayern, Baden-Württemberg und der Schweiz werden kurz beschrieben.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Kuhn M 2023. Feldsperlinge Passer montanus nutzen im Rheinland Rohrtraversen von Mittelspannungs-Freileitungen zur Brut. Charadrius 59: 75–82.

 

 

18.11.2023

Neuer Charadrius erschienen

Charadrius
Titelbild: Feldsperling (© Roland Rauter)

Das aktuelle zweite Charadrius-Heft des Jahrgangs 2023 (Band 59, Heft 2) ist soeben erschienen. Es enthält vier längere und einen kürzeren Artikel. Außerdem sind die aktuellen NWO-Mitteilungen (Nr. 57) enthalten. Das Heft sollte mittlerweile bei unseren Mitgliedern angekommen sein.

Michael Kuhn befasst sich im ersten Artikel mit Feldsperlingsbruten in Rohrtraversen von Mittelspannungsleitungen. Im zweiten Artikel berichten Winkler et al. über die Entwicklung des Vogelbestandes am Richrather See in Langenfeld von 1988 bis 2012. Die Avifaunistische Kommission der NWO berichtet in einem reich bebilderten Beitrag über die Nachweise seltener Vogelarten in NRW im Jahr 2020. Schindler et al. gehen der Frage nach, wo die nordrhein-westfälischen Grauammern den Winter verbringen und präsentieren Ergebnisse einer Synchronzählung in der rheinischen und der westfälischen Börde. Im letzten Originalartikel dokumentiert Carl Henning Loske einen Austernfischer mit der Farbaberration Ino.

Am Ende des Heftes finden sich Literaturbesprechungen mehrerer vogelkundlicher Bücher.

Der aktuelle Charadrius enthält außerdem die NWO-Mitteilungen 57 mit vielen Rubriken, aktuellen Nachrichten und ausführlichen Berichten. Die aktuellen NWO-Mitteilungen genauso wie ältere Ausgaben sind wie gewohnt auch hier frei als pdf-Datei verfügbar.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

 

 

 

 

17.11.2023

Mitmachen bei der Schlafplatzzählung der Möwen

Mittelmeermöwe
Mittelmeermöwe (© Hans Glader)

Die AG Möwen sucht weitere Interessierte für die winterlichen Zählungen von Möwen an ihren Schlafplätzen.

Erfasst werden die Möwen jeweils an einem Wochenende im Dezember und Januar beim Einflug an ihr Schlafgewässer. Möwen sind bei uns weitgehend tagaktiv und suchen an Flüssen, Seen, in Städten und in offenen Lebensräumen wie auf Feldern nach Nahrung. Zwar werden die Vögel tagsüber auch im Rahmen der Wasservogelzählung erfasst, diese kann aber notwendigerweise keine Vögel abseits der Zählgewässer berücksichtigen. Abends fliegen die Vögel eines größeren Bereiches aber zu einem zentralen Gewässer, wo sie leichter erfasst werden können. Aktuell gibt es in verschiedenen Gebieten von Nordrhein-Westfalen noch bekannte Schlafgewässer, die nicht erfasst werden.

Grundsätzlich reichen für den Anfang übrigens Basiskenntnisse, bei denen Lachmöwen, Sturmmöwen und „Großmöwen“ unterschieden werden können. Gerne gibt die AG Möwen weitere Hilfestellungen zur Bestimmung.

Die AG Möwen um Jörg Hadasch und Patrick Kretz freut sich über Ihre und Eure Unterstützung: ag_moewen@nw-ornithologen.de