Aktuelle Meldungen

20.01.2022

Koordinierungstreffen Brutvogelmonitoring

Schafstelze
Tagung zum Brutvogelmonitoring - Schafstelze (© Angelika Meister)

Heute und morgen findet das zwölfte Koordinierungstreffen zum Brutvogelmonitoring in Deutschland statt. Traditionell fand diese Tagung immer in Uder im thüringischen Landkreis Eichsfeld statt. Coronabedingt findet sie dieses Jahr bereits zum zweiten Mal online statt. Während am ersten Tag die häufigen Brutvögel im Mittelpunkt stehen, sind es am Freitag die seltenen Brutvögel. Ein großer Schwerpunkt des Treffens sind die Fortschritte in allen Aspekten der Digitalisierung, aber auch Auswertungen bzw. ein Rückblick auf die vergangene Saison werden besprochen. Beim Monitoring seltener Brutvögel sind in letzter Zeit viele neue Module implementiert worden und weitere sind in Planung. Anwesend sind insbesondere das bundesweite Koordinationsteam vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und Vertreter*innen aus den Ländern, dort aus den Verbänden wie der NWO, aber auch aus behördlichen Stellen.

Wer selbst Interesse hat, sich am Vogelmonitoring zu beteiligen, findet hier einen Überblick über die in NRW organisierten Programme.

 

 

 

05.01.2022

Rotmilanschlafplatzzählung 2022 am 08./09. Januar

Rotmilan-Karte
Aktuelle Rotmilan-Meldungen auf ornitho.de

Am kommenden Wochenende (08./09. Januar 2022) findet wieder die internationale Rotmilan-Schlafplatzzählung statt. Seit 2007 werden in Europa am ersten Januar-Wochenende Rotmilane an ihren Schlafplätzen erfasst. International koordiniert wird die Zählung von der Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) in Frankreich. Die Koordination der Zählung in Deutschland übernimmt der Dachverband Deutscher Avifaunisten. In NRW hat Jens Brune als Sprecher der AG Greifvögel der NWO die Koordination übernommen. Die großen Überwinterungsgebiete des Rotmilans liegen zwar in Spanien, Portugal und im Süden Frankreichs, allerdings überwintern auch immer mehr Rotmilane in Mitteleuropa. Rotmilanschlafplätze können vergleichsweise einfach über ornitho.de bzw. die Naturalist-App gemeldet werden.

Bisherige Ergebnisse deuten darauf, dass nicht alle Schlafplätze bisher bekannt geworden sind. NRW scheint anders als zur Brutzeit zwar bisher kein winterlicher Schwerpunkt der Rotmilanverbreitung in Deutschland zu sein, aber gerade bei uns könnten noch Schlafplätze übersehen worden sein. So gibt es z.B. aktuelle Beobachtungen im südlichen Rheinland, ohne dass ein Schlafplatz bekannt wäre.

Wir rufen daher Ornis in NRW auf, am Samstag und Sonntag gezielt nach Schlafplätzen Ausschau zu halten. Weitere Informationen und ausführlichere Hinweise, wie die Daten gemeldet werden sollen, gibt es in einem detaillierten Informationsblatt.

 

 

 

 

 

05.01.2022

Rückblick Vogelschutztagung - Vögel und Drohnen

Brachvogel
Wärmebildkameras an Drohnen helfen im Wiesenvogelschutz - beispielsweise bei der Suche von Nestern von Großen Brachvögeln
(© Hans Glader)

Am 11. September 2021 fand die diesjährige Vogelschutztagung NRW statt. Veranstalter waren das LANUV, die NUA (Natur- und Umweltakademie), die Biologische Station Münster und die NWO. Erstmals fand die Veranstaltung online statt - 65 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland nahmen teil und tauschten sich zu Drohnen (UAV = Unmanned Aerial Vehicles) aus. Peter Herkenrath, Saskia Helm und Klaus Nottmeyer haben in einem jüngst in der Zeitschrift Natur in NRW publizierten Artikel die wichtigsten Ergebnisse aus den zahlreichen Vorträgen zusammengefasst. Sie beleuchten Drohnen als Hilfe beim Vogelmonitoring, verschiedene Drohnentypen, rechtliche Aspekte und geben zahlreiche Beispiele für Einsatzmöglichkeiten. Diese reichen von der Suche nach Nestern von Weihen in Getreidefeldern über das Aufspüren von Nestern von Kiebitzen und Großen Brachvögeln im Offenland sowie Greifvogelnestern in Wäldern bis hin zur Nesterzählung von Koloniebrütern wie Möwen, Graureihern und Kormoranen. Auch die Diskussion zwischen Störwirkung und Nutzen sowie die dynamische technische Entwicklung mit ständig neuen Modellen kamen intensiv zur Sprache.

Der Artikel ist frei als pdf verfügbar und kann hier auf der Homepage des LANUV heruntergeladen werden.

 

 

 

27.12.2021

Weihnachtlicher Kranichzug, Umkehrzug und Zugstau

Kranich
Schlechtes Wetter zwingt Kraniche zum Umkehrzug oder zur Zwischenrast
(© Darius Stiels)

Über die Weihnachtsfeiertage wurde es im Norden und Osten Deutschlands deutlich kälter. Schlafgewässer von Kranichen froren zu, so dass Prädatoren die schlafenden Vögel leicht hätten erreichen können. Das Winterwetter kann auch die Futtersuche der majestätischen Vögel erschweren, zumal die sehr niedrigen Temperaturen im zweistelligen Minusbereich natürlich auch einfach eine physiologische Herausforderung darstellen können. Dies hat sehr viele der noch im Nordosten rastenden Kraniche zu einer Wetterflucht veranlasst. Mehrere Tausend Vögel zogen gen Südwesten und überquerten dabei an Weihnachten auch NRW.

In den letzten Tagen wurden aber aus NRW auch Vögel gemeldet, die nach Osten oder Nordosten zogen und auch rastende Vögel wurden beispielsweise am Nordrand der Eifel beobachtet. Solche Zugstau-Ereignisse gibt es immer wieder. Die Vögel wurden durch schlechte Wetterbedingungen - insbesondere durch dichten Nebel - vielfach zur Rast gezwungen. Auch auf Äckern fernab von klassischen Schlafplätzen können dann manchmal rastende Kraniche beobachtet werden. Einige Trupps kehren auch wieder um bzw. suchen in der Umgebung geeignete Flachwassergebiete, um dort auf bessere Bedingungen zu warten. Der eigentliche Heimzug in die Brutgebiete der Kraniche beginnt übrigens oft schon Ende Januar, wobei der Höhepunkt bei uns meist Ende Februar/Anfang März zu erwarten ist.

Grundsätzlich sind die Vögel bei schlechten Sichtbedingungen größeren Risiken ausgesetzt. Auf Äckern ist die Gefahr durch Prädatoren natürlich größer und auch die Gefahr von Kollisionen mit Windkraftanlagen kann bei entsprechend schlechter Sicht größer sein. Eine Störung der Vögel sollte unbedingt vermieden werden.

Wenn Sie selbst Kraniche beobachtet haben, können Sie Ihre Beobachtungen wie gewohnt auf ornitho.de melden. Um das beschriebene Phänomen genauer zu verstehen, ist es hier besonders wichtig, in den dafür vorgesehenen Feldern anzugeben, ob die Vögel rasteten oder in welche Richtung sie zogen. Um einzelne Trupps zu verfolgen ist die Angabe der Uhrzeit unmittelbar nach der Datumsangabe wichtig.

Zugstau & Co haben wir mit weiteren Hintergrundinfos außerdem in unseren FAQsnoch einmal ganz detailliert beleuchtet.

 

 

22.12.2021

Frohe Feiertage und ein gutes neues Jahr 2022

Kranich
Frohe Weihnachten und guten Rutsch
(© Hans Glader)

Wir wünschen Euch und Ihnen frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Wer auf der Suche nach guten Vorsätzen ist, ist herzlich eingeladen im Jahr 2022 sich an einem unserer vielen Monitoringprogramme zu beteiligen. Wer bisher noch kein NWO-Mitglied ist, kann gerne durch eine Mitgliedschaft oder Spende aktiv Vogelkunde und Vogelschutz in NRW unterstützen.

Das NWO-Online-Team ist ab dem 3. Januar wieder für Sie und Euch da. Passen Sie auf sich auf. Wir wünschen Ihnen Gesundheit und viele wundervolle Vogelbeobachtungen im Jahr 2022.

 

 

20.12.2021

Kraniche in NRW – aktuelle Populationszahlen zu Zug- und Brutvögeln

Kranich
28 Kranichpaare wurden 2021 in NRW festgestellt (© Hans Glader)

Kraniche gehören sicher zu den bekanntesten Zugvögeln Eurasiens überhaupt. NRW liegt im engen Zugkorridor zwischen den großen Rastgebieten Norddeutschlands und den Überwinterungsgebieten im Südwesten Europas. Alljährlich im Frühjahr und Herbst überfliegen die Vögel unser Bundesland und werden dabei auch über Städten und Dörfern gesehen – umgangssprachlich heißen die Vögel manchmal (fälschlicherweise!) Wildgänse, denn wie diese fliegen sie dabei in auffälligen V-Formationen. Auf dem westlichen Zugweg wurden in den letzten Jahren bis zu 400.000 Vögel dokumentiert – am letzten Massenflugtag, dem 21. November 2021 wurden allein über NRW mindestens 50.000 Kraniche gezählt. Kraniche rasten auch regelmäßig in NRW. Oft sind es nur einzelne Vögel oder auch mal kleinere und größere Trupps, die bei schlechten Zugbedingungen wie plötzlich aufkommendem Nebel zur Rast gezwungen werden. Es gibt aber mittlerweile auch regelmäßig aufgesuchte Schlafplätze. Eines der bedeutendsten Rastgebiete ist das Vogelschutzgebiet Oppenweher Moor im Kreis Minden-Lübbecke, ein wichtiger Vorsammelplatz für die Kraniche, die in der angrenzenden Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen übernachten.

Besonders erfreulich ist es, dass Kraniche mittlerweile in NRW auch brüten. Kraniche waren einst in fast ganz Europa verbreitet, wurden aber schon vor sehr langer Zeit ausgerottet. Seit 2008 brüten Kraniche jedoch definitiv in NRW. Damals zog ein Paar im Großen Torfmoor zwei Junge groß. Nun liegen die aktuellen Bestandszahlen für dieses Jahr vor. Im Jahr 2021 konnten erfreuliche 28 Revierpaare ermittelt werden! Den genauen Bruterfolg kennen wir zwar nicht, aber mindestens 7 der 28 Paare brüteten 2021 in NRW erfolgreich und zogen mindestens 8 Jungvögel groß. In ganz Deutschland waren 2020 11.600 Revierpaare, der Anteil NRWs daran ist also eher klein, aber der Bestandszuwachs ist insgesamt eine Erfolgsgeschichte im Vogelschutz, die hoffentlich noch weiter anhalten wird!

Die Daten zum Kranich werden von der Länderarbeitsgemeinschaft Kranich NRW zusammengestellt. Michael Jöbges arbeitet dabei eng mit dem überregionalen Kranichschutz zusammen und vernetzt dazu in NRW Biologische Stationen und die NWO. Wer selbst aktiv sein möchte, ist aufgerufen, Kranichbeobachtungen in ornitho.de zu melden – Zugbeobachtungen übrigens bitte immer unter Angabe der Uhrzeit und der Zugrichtung in den jeweils dafür vorgesehenen Feldern.

 

 

16.12.2021

Wandkalender „Vogellyrik 2022“ jetzt bestellen

DDA-Kalender
Wandkalender Vogellyrik 2022

Wir begleiten Sie Monat für Monat durch das Vogeljahr. Der Wandkalender mit Gedichten von Manfred Lieser und Gemälden des renommierten Vogelmalers Paschalis Dougalis, bekannt aus dem Atlas Deutscher Brutvogelarten, ist jetzt bei unserem Dachverband - dem DDA - e.V. bestellbar. Der Kalender mit den Maßen 29,7 cm x 29,7 cm bietet außerdem umfassende Informationen aus verschiedenen Bereichen unserer gemeinnützigen Arbeit zur Erfassung der Vogelwelt und im Vogelschutz, die aus den Einnahmen gefördert wird. Der Kalender ist beim DDA für 19,80 € zzgl. 5,90 € Versand erhältlich. Wir würden uns freuen, Sie im kommenden Jahr durch die Monate begleiten zu dürfen!

Einen Eindruck des Kalenders bieten wir Ihnen mit einer online durchblätterbaren Version.

Der Kalender ist beim DDA-Schriftenversand für 19,80 € zzgl. 5,90 € Versand erhältlich.
DDA-Schriftenversand: An den Speichern 2, 48157 Münster Tel: 0251/2101400, E-Mail: schriftenversand@dda-web.de

 

 

06.12.2021

Neue Bestandszahlen für den Weißstorch

Weißstorch
Es gibt neue Bestandszahlen für den Weißstorch in NRW (© Hans Glader)

Vor rund 30 Jahren standen Weißstörche in NRW kurz vor dem regionalen Aussterben. Seitdem hat eine erfreuliche Bestandserholung stattgefunden. Im Jahr 2020 wurden 450 Horstpaare erfasst, die 873 Jungvögel hatten. Einen detaillierteren Überblick über die Bestandsentwicklung gibt es bei unserer AG Weißstorch.

Wir danken allen Weißstorchschützer*innen in NRW, ohne die diese positive Entwicklung nicht möglich gewesen wäre.

Eine weitere Analyse und Einordnung der Bestandsentwicklung folgt demnächst.

 

 

04.12.2021

Neu auf der NWO-Homepage: Wintergänsezählung

Blässgänse
Blässgänse werden in NRW über die Wintergänsezählung erfasst (© Hans Glader)

NRW ist Gänseland und hat damit eine besondere, sogar international bedeutende Verantwortung für den Schutz dieser Vogelgruppe. Vor allem in den Tieflandregionen des Unteren Niederrheins und der Weseraue überwintern alljährlich Tausende nordische Gänse. Neben Blässgänsen sind es auch Tundrasaatgänse, Weißwangengänse, Graugänse und einige seltenere Arten. Auch andernorts, z.B. im Münsterland und in den Auen von Rur, Lippe und Sieg können im Winter Gänse beobachtet werden, die ihr Brutgebiet in der arktischen Tundra und Taiga haben und die kalte Jahreszeit bei uns verbringen. Einige Gänsearten sind bedroht, es gibt aber auch Konflikte mit der Landwirtschaft und der Erholungssuchung. Umso wichtiger ist es, mit genauen Daten zu einer versachlichten Debatte beitragen zu können! Das Monitoring der Gänse hat in NRW eine lange Tradition und zahlreiche Zähler*innen beteiligen sich allwinterlich an den Erfassungen. Informationen zur Wintergänsezählung finden sich ab sofort hier. Interessierte sind jederzeit willkommen. Einen Überblick und den Vergleich mit unseren anderen Monitoringprogrammen gibt es wie gewohnt in unseren Aktivitäten. Die Wintergänsezählung wird von der AG Gänse koordiniert.

 

 

18.11.2021

Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022

Wiedehopf
So sehen Sieger aus: Wiedehopf
(© Hans Glader)

Zum zweiten Mal in Folge haben NABU und LBV zur Wahl des Vogel des Jahres aufgerufen. Traditionell erfolgte die Wahl durch ein Expertengremium. Seit zwei Jahren kann jedoch jede*r mitentscheiden. Nachdem im letzten Jahr die Wahl unter ganz vielen hemischen Vogelarten möglich war, gab es diesmal jedoch eine Vorauswahl. Der Sieger wurde heute bekanntgegeben. Der Wiedehopf setzte sich mit 31,9 % der Stimmen vor der Mehlschwalbe (24,4 %) durch. Wir gratulieren ganz herzlich!

Wiedehopfe haben vermutlich nur wenige glückliche Beobachter*innen einmal in NRW beobachtet. Als Durchzügler erscheinen sie ziemlich selten, wenn auch manchmal an ungewöhnlichen Orten - selbst aus Stadtgärten liegen Beobachtungen vor. Sie waren aber einst auch regelmäßige Brutvögel in NRW. Wer alte Literatur studiert oder Präparate in naturkundlichen Sammlungen untersucht, wird feststellen, dass die Art im 19. Jahrhundert noch vielfach ein verbreiteter Brutvogel war. Wahrscheinlich setzte aber schon damals ein Bestandsrückgang ein. Mitte des 20. Jahrhunderts gelangen noch einige Brutnachweise, aber seit 1977 gelten Wiedehopfe in NRW offiziell als ausgestorben. Damals brüteten Wiedehopfe an der unteren Lippe im Kreis Wesel. Der Status des Wiedehopfs könnte sich in Zukunft jedoch vielleicht wieder ändern. In allerjüngster Zeit gab es ganz vereinzelt wieder Meldungen mit Brutverdacht und sogar einzelne Brutnachweise wurden gemeldet. Ob sich die Art wieder dauerhaft bei uns ansiedeln wird, bleibt aber noch abzuwarten. In anderen Regionen Deutschlands gibt es seit einigen Jahren dank intensiver Bemühungen im Artenschutz wieder einen Bestandsanstieg. Allen voran die Bereitstellung von speziellen Nistkästen hat sich als erfolgreiche Maßnahme erwiesen. Schwerpunktvorkommen in Deutschland liegen in einigen Weinbauregionen des Südwestens (z.B. am Kaiserstuhl) und in Ostdeutschland, wo Wiedehopfe z.B. auf Truppenübungsplätzen brüten. Als südliche Art könnten Wiedehopfe in Mitteleuropa auch Gewinner des Klimawandels sein. NABU und LBV möchten mit der Art für eine Reduktion des Pestidzidverbrauchs werben – Wiedehopfe ernähren sich vor allem von bodenlebenden Großinsekten. In NRW war die Art ursprünglich in Streuobstwiesen und auf Heiden verbreitet – Wiedehopfe stehen damit stellvertretend für meist nährstoffarme offene und halboffene Lebensräume. Der Wiedehopf ist damit auch eine Schirmart, dessen Schutz auch anderen Tierarten wie z.B. dem Steinkauz und unzähligen Insektenarten helfen kann.

 

 

16.11.2021

Neue Studie: 600 Millionen Vögel in der EU weniger

Star
Starenbestände sind in vielen Gebieten der EU zusammengebrochen (© Hans Glader)

Immer noch wird die menschengemachte Biodiversitätskrise gesellschaftlich vielfach unterschätzt oder sogar geleugnet. Eine neue Studie zeigt jedoch eindrücklich, wie einschneidend diese Entwicklungen sind. Darin wurde die Bestandsentwicklung von 378 der 445 in der Europäischen Union heimischen Vogelarten seit 1980 untersucht. Das erschreckende Ergebnis: Bis 2018 gab es einen Bestandsrückgang um 17-19 %! Das entspricht etwa 560 bis 620 Millionen Vogelindividuen weniger. Vor allem meist einst besonders häufige Arten tragen zu dieser Entwicklung bei. Dies sind neben dem Haussperling - wenig überraschend - vor allem häufige Arten der Agrarlandschaft wie Feldlerche, Schafstelze, Feldsperling und Bluthänfling, aber auch Arten wie Girlitz und Star. Bei einigen Arten - u.a. Mönchsgrasmücke und Ringeltaube - gab es auch Bestandsanstiege. Von den im Bestand zunehmenden Arten gibt es heute etwa 341 Millionen Individuen mehr als 1980 - von den abnehmenden Arten sind es dagegen tatsächlich mehr als 900 Millionen Individuen weniger, so dass das Bild bei genauerer Betrachtung sogar noch negativer erscheinen kann! Interessanterweise machen jeweils acht im Bestand zunehmende und acht im Bestand abnehmende Vogelarten je etwa zwei Drittel der beobachteten positiven und negativen Veränderungen aus. Das Autorenteam unterstreicht, wie wichtig es ist, das Aussterben von Tierarten zu verhindern und Bestandszunahmen zu ermöglichen, so dass sich zusammengebrochene Bestände erholen.

Der Artikel wurde im Fachjournal Ecology and Evolution veröffentlicht und ist frei online verfügbar. Das internationale Team von Autorinnen und Autoren stammt u.a von der RSPB, von Birdlife International und der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie. Als Datengrundlage dienten Ergebnisse aus dem europäischen Vogelmonitoring, an dem sich auch viele NWO-Aktive beteiligen und für das wir immer weitere Interessierte suchen. Einen Überblick über die von der NWO organisierten Programme finden Sie hier.

 

 

03.11.2021

Bergfinkeneinflug in Mitteleuropa?

Bergfink
Bergfinken sind regelmäßige Wintergäste in NRW - 2021 deutet sich aber ein verstärkter Einflug an (© Angelika Meister)

Vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Diesen Herbst scheinen Bergfinken viel häufiger als in anderen Jahren. Bei Zugplanbeobachtungen ist der quäkende Ruf in ziehenden Finkentrupps mancherorts präsenter, in der Feldflur sieht man an Sonnenblumenstreifen teilweise große Finkentrupps mit vielen Bergfinken und auch größere artreine Trupps werden beobachtet. Auch hier im Garten der NWO-Geschäftsstelle waren diesen Herbst bereits Bergfinken anwesend - normalerweise erscheinen die Vögel hier eher etwas später im Jahr.

Bergfinken sind Brutvögel nordischer Wälder und brüten in Fennoskandien und weiter östlich in der Taiga. In manchen Jahren ist die Art als Durchzügler und Wintergast bei uns deutlich häufiger als in anderen Jahren. Manche Brutvögel des Nordens sind bei uns echte (hochwillkommene) Invasionsvögel. Immer wieder gibt es auch Bergfinken-Massenschlafplätze, die im Extremfall mehrere Millionen Individuen umfassen können. Ob es dieses Jahr in Mitteleuropa wieder dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Vielleicht war der Bruterfolg dieses nordischen Brutvogels dieses Jahr gut und der Bestand ist angestiegen (2020 war ein Buchenmastjahr, wovon die Art wahrscheinlich profitiert), vielleicht ist die Nahrungsverfügbarkeit weiter nördlich aber auch aktuell schlechter und die Vögel weichen verstärkt aus. Die Gründe sind nicht ganz klar, aber es sieht jedenfalls so aus, als deutet sich ein verstärkter Einflug in West- und Mitteleuropa an. Dafür sprechchen auch Bergfinkenmeldungen aus dem Vereinigten Königreich (Bumper winter for brambling?) und aktuelle Daten aus dem Eurobirdportal. Im Vergleich zum Jahr 2020 wird das verstärkte Auftreten deutlich. In jedem Fall lohnt es sich, nach den schönen Finkenvögeln mit dem auffälligen Orange im Gefeder und dem weißen Bürzel Ausschau zu halten.

Wenn Sie selbst Bergfinken beobachten, melden Sie diese bitte bei ornitho.de, am besten im Rahmen von vollständigen Beobachtungslisten. Die ornitho-Meldungen gehen übrigens in das Eurobirdportal ein und tragen so dazu bei, das gesamteuropäische Vogelzuggeschehen zu dokumentieren.